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Gesundheitsberufe

ORTHOPTISTEN

Um gutes Sehen und die richtige Zusammenarbeit beider Augen dreht sich alles in der Orthoptik, einem Spezialgebiet der Augenheilkunde. Deutschlandweit arbeiten rund 2400 Menschen in diesem Beruf.

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Das Sehen gilt als wichtigster Sinn des Menschen. Circa 80 Prozent aller Sinneseindrücke aus der Umwelt nehmen wir mit den Augen wahr. Das verdeutlicht, wie wichtig gutes Sehen für die uneingeschränkte Teilhabe am sozialen Leben und für die persönliche Lebensqualität ist und macht gleichzeitig klar, warum schwache Augen frühzeitig die bestmögliche Hilfe brauchen.

Egal ob Schielerkrankung , Sehschwäche, Augenzittern, Augenbewegungsstörung oder Störung des einbeziehungsweise beidäugigen Sehens: Orthoptisten sind auf solche Augenprobleme und Beeinträchtigungen des Sehvermögens spezialisiert. Sie üben ihre Tätigkeit – die Orthoptik – in Kooperation mit Augenärzten aus. Das Wort Orthoptik stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Geradesehen“.

Wie dieser Begriff bereits vermuten lässt, besteht die gesetzlich verankerte Aufgabe von Orthoptisten insbesondere darin, Seh- und Schielstörungen vorzubeugen, sie zu diagnostizieren und adäquat zu therapieren. Die Augenspezialisten, die allermeisten von ihnen sind übrigens Frauen, arbeiten sehr häufig in orthoptischen Einrichtungen an Universitätsaugenkliniken, in anderen Krankenhäusern sowie bei niedergelassenen Augenärzten. Mitunter sind Orthoptisten auch in Rehakliniken, an Sonderschulen, in Frühförderstellen oder Einrichtungen für sehbehinderte und blinde Menschen tätig.

Die Auflistung macht klar: Orthoptisten können Patienten aller Altersgruppen behandeln. Um potenziellen Sehstörungen, vor allem dem Schielen, so früh wie möglich auf die Schliche zu kommen, werden vorbeugend überwiegend Säuglinge und Kleinkinder untersucht. Doch auch viele Jugendliche und Erwachsene profitieren von der Hilfe des Orthoptisten: Sie kommen zum Beispiel auf Anraten des Augenarztes, weil sie über Doppelbilder klagen, weil die Augen zittern oder das Sehvermögen der Augen zu wünschen übrig lässt.

Und nicht nur das: Oft kann der Orthoptist auch bei Problemen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen helfen, die der Patient zunächst nicht unbedingt mit den Augen in Verbindung bringt, zum Beispiel bei Kopfschmerzen oder Lesestörungen.

Gezielte Diagnostik Orthoptische Untersuchungen sind umfangreich und komplex. Unter anderem bestimmen Orthoptisten die Sehschärfe, messen den Schielwinkel, analysieren die Zusammenarbeit der Augen, untersuchen das Farben- und das Kontrastsehen. Steht die Diagnose fest, folgt die individuelle Behandlung: Durch Maßnahmen wie Anpassung und Optimierung von Sehhilfen, Schulung der beidäugigen Zusammenarbeit und Therapie sehschwacher Augen wird die Sehleistung verbessert.

Wahrnehmungsdefizite können so ausgeglichen und Folgeschäden verhindert werden. Auch in der Rehabilitation sind Orthoptisten tätig. Hier behandeln sie unter anderem Patienten mit erworbenen Sehstörungen nach Hirnschädigungen, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, einen Unfall oder einen Tumor. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von orthoptischer Rehabilitation. Zu ihren Zielen gehören: Steigerung der Sehqualität und -quantität, Rückgewinnung der Orientierungsfähigkeit, Verbesserung der Lesefähigkeit und somit nicht zuletzt Steigerung der individuellen Lebensqualität.

Drei Jahre bis zum Ziel Junge Menschen, die sich für den Beruf des Orthoptisten interessieren, sollten neben Sorgfalt und Beobachtungsgenauigkeit auch Geschicklichkeit mitbringen, die zum Beispiel für den Umgang mit orthoptischen Geräten erforderlich ist. Kontaktfreudigkeit, Einfühlungsvermögen und eine gute Kommunikationsfähigkeit sind für den täglichen Umgang mit jungen und alten Patienten ebenfalls unerlässlich.

Wie für viele nichtärztliche Gesundheitsfachberufe so gilt auch für den Beruf des Orthoptisten: Die Ausbildung ist auf Bundesebene gesetzlich geregelt. Sie findet an speziellen Berufsfachschulen für Orthoptik statt, die in Deutschland zahlreichen Universitätskliniken angegliedert sind. Voraussetzung für eine Ausbildung ist in der Regel ein mittlerer Bildungsabschluss. Viele Bewerber verfügen jedoch über eine Hochschulreife. Die Schulen wählen die Bewerber nach eigenen Kriterien aus.

Die Ausbildung selbst dauert drei Jahre und gliedert sich in theoretischen und praktischen Unterricht sowie eine praktische Ausbildung. Auf dem Stundenplan stehen unter anderem Anatomie, Augenheilkunde, Optik, Brillenlehre und Hygiene. Während der Ausbildung erhalten angehende Orthoptisten keine Vergütung. Die Ausbildung endet mit einer staatlichen Prüfung, die aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Teil besteht. Wer bestanden hat, darf sich Orthoptist beziehungsweise Orthoptistin nennen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/16 ab Seite 110.

Andrea Neuen-Biesold, Freie Journalistin

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