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Haut

NADELN GEGEN FALTEN UND NARBEN

Beautyprodukte mit wirksamen Erfolgen gehören zum Dauerversprechen der Kosmetikindustrie. Viele können tatsächlich einiges für die Haut tun. Ein neuer Trend in der professionellen und Heimanwendung ist Microneedling.

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Sie heißen Dermaroller, Beautyroller oder Microneedlingroller. Das bei allen vergleichbare Wirkprinzip basiert auf verschieden langen Nadeln auf einer kleinen Walze, mit denen über die Haut an Gesicht, Hals und Dekolleté gefahren wird. Ursprünglich kommen solche Geräte aus der kosmetisch-medizinischen Sparte und werden hier als Medical Microneedling bezeichnet. Bei professioneller Behandlung durch Dermatologen hat sich gezeigt, dass sich Aknenarben, Schwangerschaftsstreifen und Verletzungsnarben bessern können. Auch im Anti-Aging-Bereich, für ein ebenmäßiges Hautbild, zur Faltenreduktion, bei Altersflecken und Melasmen kann regelmäßiges Microneedling sichtbare Erfolge erzielen. Neben Rollern für den professionellen Gebrauch gibt es mittlerweile Produkte, die von Frauen und Männern zu Hause verwendet werden können.

Nadeln von 0,2 bis 2,5 Millimetern Medizinische Microneedling-Geräte haben, im Vergleich zum Dermaroller für den Hausgebrauch, einen Elektromotor. Solche Apparate haben präzise geformte Micronadeln. Ihr Nadelkopf ist beweglich, um sich der jeweiligen Hautkontur anzupassen. Je nach Indikation kommen unterschiedlich lange Micronadeln zum Einsatz. Die für den Hausgebrauch angebotenen, manuellen Hautroller haben eine Nadellänge von 0,2 Millimetern (mm). Sie stechen nur in die oberste Hautschicht, die Epidermis. Das ist wichtig, damit keine Blutungen oder Verletzungen auftreten. Die winzigen Mikronadeln erzeugen in der Haut eine minimale Perforierung.

Die Haut reagiert darauf mit kleinsten Hautreizungen. Dies regt die Bildung von Kollagen, Elastin und Hyaluronsäure an. Auch neue Kapillargefäße sollen gebildet werden. Vermutlich geschieht dies aber erst bei tieferen Stichen. Nadellängen bis 0,5 mm werden gerne von Kosmetikerinnen verwendet. Auch wenn die Nadeln nicht besonders lang sind, kann die Behandlung schmerzhaft sein. Insbesondere in Hautbereichen wie Nase, um die Augen, Stirn und Dekolleté. Mittlerweile gibt es auch in Kosmetikstudios Geräte, die eine längere Nadellänge haben. Es ist jedoch sinnvoll zunächst mit kurzen Nadeln zu beginnen, damit die Haut sich daran gewöhnt und nicht zu stark mit Rötungen und möglicherweise Blutungen reagiert.

Medizinische Anwendungen Ab einer Nadellänge von 1 mm eignet sich die Behandlung für medizinische Zwecke, beispielsweise für Aknenarben. Dies wird mittlerweile auch erfolgreich bei alten Narben angewandt. Chirurgisches Needling, beispielsweise zur Behandlung von starken Naben erfolgt mit Nadellängen von 1,5 mm. Die längsten Nadeln mit 2,5 mm empfehlen sich für die Behandlung von Brandnarben. Da hier deutliche Blutungen entstehen können, sollte dies nur von Ärzten, vorzugsweise von Dermatologen, ausgeübt werden. Entsprechende Dermaroller sind für den Hausgebrauch nicht sinnvoll.

Vor der Behandlung wird die Haut mit einem Lokalanästhetikum, ähnlich wie beim Tätowieren, eingecremt. Der medizinische Needlingroller rollt nun mit leichtem Druck mehrmals längs, quer und diagonal über die Haut. Im Schnitt entstehen so etwa 250 Mikroeinstiche pro Quadratzentimeter Haut. Die Prozedur dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Jetzt ist die Haut unterschiedlich stark gerötet. Die Rötung verschwindet nach ein, spätestens zwei Tagen, je nach Hautempfindlichkeit. Generell gehört Needling ab 0,5 mm aufwärts in die Hände von Fachleuten. Oberstes Gebot ist immer, dass möglichst steril gearbeitet wird. Denn die kleinen Verletzungen können sich infizieren. Daher muss der Roller nach jeder beziehungsweise vor jeder Anwendung desinfiziert werden.

Rollern vor der Nachtruhe Home Care Roller mit Nadellängen von 0,2 mm gibt es auch im Apothekensegment. Sie werden gerne als Werkzeug zur Hautpflege eingesetzt. Wer regelmäßig rollt, trägt dazu bei, dass die Haut gut durchblutet und rosiger wird. Der Teint wirkt frischer, da sich abgestorbene Hautschuppen leichter lösen. Die Aufnahme von Pflegeprodukten wird erleichtert. Ebenso verbessert sich das Hautbild, Poren können feiner werden, feine Linien lassen sich optisch mildern. Auch wenn bei Produkten für den Hausgebrauch vermutlich kein neues Kollagen gebildet wird, klärt sich das Hautbild schon nach wenigen Anwendungen. Damit dies von sichtbarem Erfolg gekrönt ist, empfehlen Sie Ihren Kunden diese Abfolge: Zunächst sollte der Roller desinfiziert, die Haut abgeschminkt und gründlich gereinigt werden.

Ohne diese beiden Schritte sollte der Roller nicht zum Einsatz kommen. Nun mit leichtem Druck jeweils zehnmal horizontal, vertikal und diagonal über jeweils ein Hautareal rollen. Dabei geht es von der Stirn, über die Wangen, Nase, Kinn, Hals und nach Wunsch über das obere Dekolleté. Jetzt ist die Haut gerötet und es bleibt ein leichtes Kribbeln. Im Anschluss ein Serum, zum Beispiel mit Hyaluronsäure, gründlich in die Haut einarbeiten. Eine feuchtigkeitsreiche Tuchmaske bietet sich zusätzlich an. Anschließend die gewohnte Pflege auftragen. Empfehlen Sie die Anwendungen zwei- bis dreimal pro Woche, am besten vor dem Schlafengehen. Denn es dauert ein paar Stunden, bis die Rötung abgeklungen ist. Nach jeder Anwendung den Dermaroller mit warmem Wasser und Seife reinigen und anschließend desinfizieren.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/19 ab Seite 66.

Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin

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