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Tiere in der Apotheke

LEBENSLANGE BEGLEITER

Herpesviren können nicht nur den menschlichen Organismus, sondern auch Haustiere befallen. Infektionen sind besonders in großen Hundebeständen ein Problem. Sie lösen das infektiöse Welpensterben aus.

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Das Canine Herpesvirus ist ein so genanntes alpha-Herpesvirus, das hauptsächlich domestizierte und wildlebende Caniden befällt. Erwachsene Tiere infizieren sich durch direkten Kontakt beim Deckakt oder über die Ausscheidung von Nasensekreten. Welpen stecken sich bei der Geburt durch Kontakt mit der Scheidenschleimhaut an beziehungsweise nach der Geburt durch Kontakt mit den Nasensekreten der Mutter oder anderer infizierter Tiere. Das Virus kann auch von der Mutter auf die ungeborenen Welpen über die Plazenta übertragen werden.

Klinik bei adulten Tieren Bei erwachsenen Tieren sowie auch bei Welpen, die älter als fünf Wochen sind, verläuft die Erkrankung häufig gänzlich ohne Symptome. Falls doch Symptome auftreten, handelt es sich um genitale Läsionen mit oder ohne Präputial- oder Vaginalausfluss. Möglich ist auch eine leichte Atemwegsinfektion mit serösem Augenund Nasenausfluss. Diese Entzündungen klingen meist von selber ab. Anschließend bleibt die Infektion lebenslang latent bestehen.

Das infektiöse Welpensterben Steckt sich eine tragende Hündin an, die vorher mit dem Caninen Herpes- Virus noch nicht in Berührung gekommen ist, kann es zu erheblichen Störungen der Trächtigkeit bis hin zur Geburt lebensschwacher Welpen kommen. Infektionen mit dem Herpesvirus gelten als eine der Hauptursachen für das infektiöse Welpensterben. Darunter versteht man einen Komplex infektiöser Erkrankungen, der dadurch gekennzeichnet ist, dass es bei einer Hündin oder in einem Zwinger gehäuft zu Welpenverlusten in den ersten Lebenstagen kommt.

Welpen, die sich bereits in der Gebärmutter mit dem Virus angesteckt haben, sterben mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 100 Prozent – daher der Name „Welpensterben“. Findet die Erstinfektion zu Beginn der Trächtigkeit statt, kann das eine Mumifikation der Feten, einen Abort oder eine Frühgeburt verursachen. Infiziert sich die Hündin erst im letzten Drittel der Trächtigkeit, werden die Welpen normal geboren, doch dann beginnen sie plötzlich kläglich zu wimmern.

Die Krankheitssymptome äußern sich in reduziertem Allgemeinbefinden, Appetitmangel, Verlangsamung des Herzschlags, verminderter Körpertemperatur, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall. Hinzu kommen Untertemperatur und anhaltendes Jammern. Manchmal werden auch Krämpfe und Ruderbewegungen beobachtet. Typisch für die Canine Herpes-Virus-Infektion sind außerdem petechiale, also punktförmige Blutungen.

Es ist aber auch möglich, dass Welpen ganz plötzlich ohne jegliche Symptome sterben. Der Krankheitsverlauf ist akut; die Welpen sterben oft innerhalb weniger Stunden. Je früher die Tiere erkranken, desto ungünstiger ist der Krankheitsprozess. Bei Welpen bis zum Alter von zwei Wochen führt die Infektion meist zu einer tödlich verlaufenden Erkrankung.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Hundewelpen an dieser Infektion sterben, sinkt ab der dritten Lebenswoche. Ein infizierter Welpe wird jedoch das Canine Herpesvirus lebenslang beherbergen. Weitere Trächtigkeiten verlaufen im Allgemeinen normal; allenfalls kann es sein, dass die Hündin im nächsten Zyklus nicht läufig wird oder nicht aufnimmt.

Diagnose und Therapie Der Antikörper-Titer ist bei betroffenen Tieren häufig negativ, ein erhöhter Titer ist jedoch ein Hinweis auf eine Infektion mit Herpesvirus. Als Differentialdiagnose beim Tod junger Hunde müssen Staupe, Hepatitis contagiosa canis (ansteckende Leberentzündung) sowie Parvovirose („Katzenseuche“ des Hundes) ausgeschlossen werden.

Sobald bei Welpen Symptome auftreten, ist es in der Regel zu spät für eine erfolgreiche Therapie. Bei den ersten Anzeichen einer Herpesinfektion sollte mit einer unterstützenden Therapie begonnen werden, das bedeutet: Flüssigkeit, warm halten, eventuell Antibiotika,Trennung der gesunden Welpen von der Hündin und den kranken Welpen und Sonderernährung mit Muttermilchersatz.

Prävention Die beste Prävention ist, wenn die Hündin eine Immunität entwickelt, indem sie mit älteren Hunden in Kontakt gebracht wird, die schon früher mit Caninem Herpesvirus infiziert waren – 80 Prozent der Hunde in den Zwingern sind infiziert. Ab drei Wochen vor dem Werfen bis drei Wochen danach sollten die Hündin und ihre Welpen keinen Kontakt mit anderen Hunden haben, die Träger des Herpesvirus sind.

Ein großes Problem ist der Hospitalismus, das heißt eine hohe Keimdichte, wie sie vor allem an Orten gegeben ist, wo viele Tiere auf engem Raum zusammen leben, wie in Zwingern oder Tierheimen. Daher ist die Desinfektion mit gängigen Mitteln für alle Räume, in denen sich infizierte Hunde aufgehalten haben, sowie für darin befindliche Gegenstände unbedingt anzuraten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/16 ab Seite 118.

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

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