Kaninchen und Meerschweinchen© Alla Mosurova / iStock / Getty Images

Tiere in der Apotheke

KANINCHEN UND MEERSCHWEINCHEN

Neben Katzen und Hunden zählen vor allem Kaninchen und Meerschweinchen hierzulande zu den beliebtesten Haustieren. So leben in deutschen Haushalten etwa fünf Millionen kleine Heimsäuger.

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Die Tiere werden teilweise aus Unwissenheit nicht artgerecht gehalten und ernährt, sodass viele Krankheiten auf Haltungs- und Fütterungsfehlern beruhen. Beim Vergleich von Wild- und Hausmeerschweinchen zeigt sich deutlich, dass sich die domestizierten Meerschweinchen hinsichtlich Verhalten nicht von den Wildmeerschweinchen unterscheiden. Dies muss in der Heimtierhaltung – das gilt auch für Kaninchen – berücksichtigt werden. Für das Wohlbefinden muss ein Tier die Möglichkeit haben, ein seiner Art entsprechendes normales Verhalten auszuleben und auf seine Umwelt artgemäß reagieren zu können. Ein Tierhalter muss sich deshalb Kenntnisse aneignen, um sein Tier angemessen zu ernähren, zu pflegen und verhaltensgerecht unterzubringen.

Wichtig! Meerschweinchen sind viel mehr noch als Kaninchen Rudeltiere und fühlen sich deshalb nur in Gruppen wohl. Immer noch glauben viele Menschen, dass ein Meerschweinchen zusammen mit einem Kaninchen gehalten werden kann. Diese Tiere haben jedoch sehr unterschiedliche Bedürfnisse und eine völlig andere Körpersprache, was dazu führt, dass sie sich sogar gegenseitig verletzen können. Ein Zusammenleben von Kaninchen und Meerschweinchen ist zwar grundsätzlich möglich, aber nur, wenn die Tiere sehr viel Platz haben und wenn in der Gruppe mindestens zwei Kaninchen und mindestens drei Meerschweinchen leben. Sowohl Meerschweinchen als auch Kaninchen brauchen grundsätzlich mindestens einen Artgenossen.

Artgerechte Haltung ist Voraussetzung für Wohlbefinden Eine artgemäße Ernährung bedeutet die Deckung des physiologischen Nährstoffbedarfs in der entsprechenden Darreichungsform der jeweiligen Tierart, die das mit der Nahrungssuche und -aufnahme verbundene Beschäftigungsbedürfnis befriedigt, wie beispielsweise die ausreichende Zufuhr von Rohfasern bei Kaninchen und Meerschweinchen. Zusätzlich erfüllt eine ausreichende Zufuhr an Nagematerialien das Beschäftigungsbedürfnis dieser Tierarten.

Darüber hinaus müssen die Tiere so untergebracht werden, dass sie sich artgemäß bewegen können und vor Witterungseinflüssen geschützt sind. Ebenso muss die Körperpflege, die sowohl die Eigenkörperpflege als auch die soziale Körperpflege beinhaltet, ermöglicht werden. Kaninchen und Meerschweinchen, die naturgemäß nicht einzeln leben, müssen daher in kompatiblen Gruppen gehalten werden.

Schlechte Haltung – schlechte Zähne So leiden Kaninchen und Meerschweinchen aufgrund falscher Haltung und/oder Ernährung häufig unter Zahnproblemen. Die Zähne dieser Tiere wachsen das ganze Leben lang. Beim Fressen von rohfaserreichem Futter wie Heu reiben sich die Zähne durch die Kaubewegung beim Fressen aneinander ab. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Zähne nicht zu lange werden und sich keine Zahnspitzen entwickeln. Kleine Heimsäugetiere wie Kaninchen und Meerschweinchen benötigen daher rohfaserreiches Futter ad libitum zum intensiven Gebrauch der Zähne, um einem Missverhältnis von Zahnwachstum und -abrieb vorzubeugen.

Ansonsten können sich Zahnerkrankungen entwickeln, die sich durch Gewichtsverlust, Vermeiden von harten Futtermitteln, Speichelfluss, leere Kaubewegungen, Kieferschwellungen, zum Beispiel durch einen Abszess durch Zahnspitzen, äußern. Um wieder eine schmerzfreie und normale Kauaktivität zu ermöglichen, müssen die Zahnfehlstellungen korrigiert, Zahnspitzen entfernt und die Kauflächen wieder angeglichen werden.

Schweinchen mit Übergewicht Ein ebenfalls häufige ernährungsbedingte Erkrankung bei kleinen Heimtieren ist Adipositas. Ursache ist das Füttern von fettreichem Mischfutter mit Getreide, Samen und Sonnenblumenkernen, das eine hohe Energiedichte aufweist, jedoch faserarm ist. Hinzu kommt, dass die Tiere bei nicht artgerechter Haltung häufig aus Langeweile zu hohe Futtermengen aufnehmen.

Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts Die Magentympanie, die auch Trommelsucht oder Blähsucht genannt wird, ist eine gefährliche und sehr schmerzhafte Erkrankung, die unter anderem durch plötzliche Futterumstellung, Futter mit hohem Eiweiß- und zu wenig Rohfaseranteil, blähende Futtermittel oder auch sekundär durch Zahnerkrankungen entstehen kann. Der Magen kann sich durch die Gasansammlung sehr stark vergrößern. Bereits bei einer geringgradigen Aufgasung ist das Allgemeinbefinden der betroffenen Tiere deutlich reduziert und sie sind zunehmend apathisch und unruhig. Das Abdomen ist aufgetrieben und schmerzhaft. Weitere Hinweise sind eine zusammengekauerte Haltung und das krampfartige Strecken der Hinterläufe.

Durch die Gasentwicklung werden Gefäße des Magens komprimiert, und der Magen drückt mit zunehmender Vergrößerung auf das Zwerchfell und engt den Brustraum ein. Es kommt zu Atemnot und Kreislaufinsuffizienz, was schließlich zu einem Schock führen kann. In leichten bis mittelgradigen Fällen werden Metoclopramid, Antitympanika und Infusionen verabreicht; Bauchmassagen können unterstützend wirken. Starke Schmerzen und kolikartige Krämpfe werden mit Analgetika oder Spasmoanalgetika behandelt. Bei einem Schock erhalten die Tiere eine Infusion und Sauerstoff sowie ein schnellwirksames Cortisonpräparat. Obstipation und Diarrhoe sind weitere häufige Krankheiten der kleinen Heimsäugetiere.

Auslöser für eine Verstopfung sind zu wenig Flüssigkeit – die durchschnittliche Wasseraufnahme von Kaninchen und Meerschweinchen liegt bei 40 bis 180 Milliliter/Tier/Tag –, stärke- und energiereiches Futter, Rohfasermangel, trockenes, schlecht verdauliches Futter sowie Zahnerkrankungen, Bewegungsmangel oder Adipositas. Um den Darminhalt aufzuweichen und die Darmperistaltik anzuregen, wird Metoclopramid empfohlen sowie die Gabe von Paraffinöl zur Verflüssigung des Darminhaltes. Wesentliche Ursachen für Diarrhoe sind neben nicht artgerechter Fütterung Zahnerkrankungen, bakterielle Infektionen und Endoparasiten, darüber hinaus auch Haltungsfehler, wie beispielsweise mangelnde Einstreuhygiene. 

Tiere, die unter Diarrhoe leiden, weisen meist eine kotverschmierte Analregion und ein gestörtes Allgemeinbefinden sowie Appetitlosigkeit auf. Das Abdomen kann angespannt und schmerzhaft sein. Infolge des Flüssigkeitsverlustes können die Tiere dehydriert sein. Die Behandlung besteht, je nach Ursache, in einer Zahnkorrektur und Futterumstellung und in der Gabe von Antiparasitika oder Antibiotika. Zudem sollte die Einstreu häufiger als sonst gewechselt werden. Appetitlose Tiere sollen mit hochwertigem Heu sowie mit Bananen und Haferflocken bei akuten wässrigen Durchfällen gefüttert werden.

Fazit Kleine Heimsäugetiere müssen ihrer Art und ihren Bedürfnissen nach ernährt, gepflegt und untergebracht werden – und zwar idealerweise optimal, nicht nur angemessen –, um gesund zu bleiben. Daher wird ein regelmäßiger Gesundheitscheck durch den Tierarzt empfohlen, um den Ernährungs- und Pflegezustand der Tiere zu beurteilen.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 07/2021 ab Seite 120.

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