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Haare

HEUTE KURZ, MORGEN LANG

Die Möglichkeiten aus wenig viel zu machen sind groß. Allerdings erfordern Extensions eine spezielle Behandlung, denn es fehlt ihnen die natürliche Versorgung mit Nährstoffen.

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Haarverlängerungen gehören heute zum Standard im Friseurhandwerk. Nicht nur das: Dank Internet, TV-Shops und Angeboten im stationären Einzelhandel kann sich jeder in Eigenregie seine Haarpracht aufhübschen – ob gewellt, in poppigen Farben oder besonderer Länge. Jedoch unterscheiden sich die Produkte teils um Welten. Manche lassen sich praktisch mittels Clip-Verschlüssen im Haar anbringen, eine Sache für den Momenteffekt. Künstliche Haarteile, die mit einem unsichtbaren Gummiband auf dem Kopf drapiert werden, sind eine weitere Option. Allerdings sind diese Extensions häufig eher üppig und passen nicht zwangsläufig zur eigenen Haarstruktur.

Ebenfalls schwierig: Das Haarteil ist glatt bis leicht gewellt, das eigene Haar ist kraus und wird glattgeföhnt. Das passt nicht zusammen und sieht unnatürlich aus. Wer demnach auf Dauer mehr Fülle und Länge auf seinem Haupt wünscht, kann sich hier beim Friseur beraten und Extensions einarbeiten lassen. Friseure sind die richtigen Ansprechpartner, sie schauen sich das Haar des Kunden ganz genau an und empfehlen eine Verlängerung mit Echt- oder sehr hochwertigem Kunsthaar. Dieses ist von der Qualität nicht mit Produkten zur Selbstanwendung vergleichbar. Ferner erklären sie wie und womit gepflegt werden sollte und welche Handwerkzeuge dazu nötig sind.

Denn Extensions verlangen besondere Aufmerksamkeit. Neben klassischer Haarverlängerung gibt es zudem die Möglichkeit der Haarverdichtung. Eine interessante Möglichkeit für Frauen und Männer mit dünner und lichter werdendem Haar. Bevor sich ein Kunde nach einer Chemotherapie zur Haarverdichtung oder -verlängerung entscheidet, empfehlen Sie dazu die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Gibt er grünes Licht, kann der Friseur aktiv werden.

Wertvoller Luxus: europäisches Echthaar Wird echtes Haar verwendet, stammt dies bei Friseuren meist aus Indien. Denn das Haar der Inder ist in seiner Struktur europäischem sehr ähnlich. Ein sehr wichtiger Aspekt, damit das Ergebnis so natürlich wie möglich aussieht. Dazu wird das Haar gebleicht, um es anschließend in Farbnuancen von blond über rot bis braun einzufärben. Die hochwertigste Variante dabei ist Remy-Haar oder Remy-​Echthaar. Es steht dafür, dass das Haar eine intakte Schuppenschicht besitzt und sämtliche Haare in Wuchsrichtung liegen.

Bei dieser Edelversion ist die Qualität besonders hochwertig. Denn es ist bis auf den Färbevorgang gesund. Andere Echthaarprodukte können unterschiedliche Wuchsrichtungen aufweisen und werden deshalb mit einer Silikonschicht oder einer Glanzversiegelung bearbeitet, damit sie nicht so stark verfilzen und sich leicht frisieren lassen. Der Mercedes unter den Echthaaren zur Verwendung auf heimischen Köpfen, ist europäisches Echthaar. Es ist schwer zu bekommen, insbesondere naturblondes und entsprechend noch kostspieliger als Remy-Haar aus Indien.

Heiße und kalte Verfahren Um Strähnen am Naturhaar anzubringen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Unter Einwirkung von Hitze werden sie mit einem Kleber, beispielsweise künstlichem Keratin oder synthetischen Polymeren, am Eigenhaar befestigt. Diese Verbindungsstelle wird Bonding genannt. Sie kann sowohl rund als auch flach sein und bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Je hochwertiger die Verarbeitung der Bondings, desto haltbarer die Haarverlängerung. Mittels Alkohol und speziellen Lösungen kann der Friseur Bondings wieder auflösen.

Bei der kalten Methode werden Haarsträhnen mit kleinen Metallringen oder Kunststoffhülsen befestigt. Eine für die Haare schonendere Prozedur. Wenn eine Kundin aber beispielsweise eine Nickelallergie hat, empfiehlt es sich auf das Anbringen via Metallringen zu verzichten. Je hochwertiger gearbeitet wird, desto länger hält die Freude an Extensions. Allerdings heißt es nach etwa sechs bis zehn Monaten (je nachdem wie schnell die eigenen Haare nachwachsen), dass Extensions gelöst und neu angebracht werden müssen. Denn nach dieser Zeit werden Bondings im Haar sichtbar.

Richtig Waschen, Kämmen und Stylen Extensions sind echte Sensibelchen. Plant eine Kundin diese mehrstündige Prozedur, ist es damit nicht getan. Täglich gibt es verschiedene Dinge zu beachten, denn sonst verfilzt die neue Haarpracht relativ schnell. Zum Kämmen sollten spezielle Extensions-Bürsten verwendet werden. Sie haben keine Noppen, sondern nur gerade Borsten, die nicht an den Haaren hängen bleiben und mit denen Strähnen problemlos zu frisieren sind. Alternativ eignen sich grobzackige Kämme ohne scharfe Kanten. Gebürstet wird im angetrockneten oder trockenem Haar.

Dabei die Extensions am Ansatz festhalten und behutsam bürsten, ohne zu reißen und zu ziehen. Normales Durchkämmen, wie man es sonst gewöhnt ist, funktioniert hier nicht. Ebenso ist Waschen über Kopf nicht möglich, weil das Haar sonst zu schnell verfilzt. Empfehlenswert ist es bei der Wäsche ein entsprechendes Shampoo sowie eine Haarkur anzuwenden. Beides lediglich sanft ins Haar einmassieren und doppelt so lange ausspülen wie shampoonieren. Dann Haare sortieren, ausdrücken, nicht rubbeln oder reißen und mit der speziellen Extensions Bürste ganz vorsichtig durcharbeiten. Je nach Haarbeschaffenheit und Frisur kann auf niedriger bis mittlerer Hitzestufe geföhnt oder an der Luft getrocknet werden.

Lediglich die Bonding Stellen sollten auch beim Lufttrocknen mit einem Föhn vorgetrocknet werden. In punkto Styling sollten keine Produkte mit Alkohol oder Silikonen ins Haar, damit die Bondings haltbar bleiben. Beim Schwimmen Haare hochbinden, damit sie weder mit Chlor noch mit Salzwasser in Berührung kommen. Auch das ist zum Schutz der Bondings und gegen Verfilzen. Damit Haare während des Schlafens nicht verfilzen, vor dem Zubettgehen zum Zopf flechten. Geht Ihre Kundin gerne in die Sauna oder ins Dampfbad, empfiehlt es sich auch hier die Haare als geflochtenen Zopf hochzustecken.

Bei Verwendung von Glätteisen und anderen Stylingtools mit Hitzeeinwirkung, darf die Wärmequelle nicht mit den Bondings in Berührung kommen. Wichtig ist auch, dass Ihre Kundin solche Werkzeuge nur nutzen kann, wenn die Haarverlängerung komplett aus Echthaar besteht. Kunsthaar, auch wenn der Anteil noch so gering ist, kann sonst schmelzen. Gewusst wie – dann bleiben Haarverlängerungen das, was sie sein sollten: eine Aufwertung des eigenen Haares und der Frisur.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 05/19 ab Seite 84.

Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin

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