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Trockenes Auge

GESTÖRTE BENETZUNG

Ein Fremdkörpergefühl, als hätte man Sand in den Augen, Jucken und Brennen: So empfindlich reagiert das Auge, wenn es vom Tränenfilm nicht ausreichend befeuchtet wird. Was kann man dagegen tun?

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Der Tränenfilm ist nötig für ein gut funktionierendes Sehorgan. Er besteht aus drei Schichten: einer unteren Schleimschicht, die für die Adhäsion der Flüssigkeit an der Hornhaut sorgt, einer dickeren Lage aus einer wässrigen und salzhaltigen Flüssigkeit und einem nach außen abschließenden Lipidfilm, der eine zu starke Verdunstung verhindert.

Ist diese Struktur geschädigt, wird die empfindliche Horn- und Bindehaut nicht mehr ausreichend vor Austrocknung geschützt – und auch die anderen Funktionen des Tränenfilms sind beeinträchtigt, nämlich die Versorgung der Hornhaut, welche selbst nicht von Gefäßen durchzogen ist, mit Nährstoffen und Sauerstoff, das Wegspülen von Fremdkörpern sowie die Abwehr von Mikroorganismen mittels desinfizierender Substanzen.

Das Benetzungssystem kann gestört werden, wenn zu wenig Tränenflüssigkeit gebildet wird; oder das wässrige Sekret der Tränendrüsen verdunstet zu schnell, weil die am Lidrand angesiedelten Meibomdrüsen zu wenig ölige Substanzen abgeben. Damit die Tränenflüssigkeit gut über die Vorderseite des Augapfels verteilt wird, schließen und öffnen sich unsere Augenlider alle vier bis zehn Sekunden ganz automatisch für Sekundenbruchteile und fungieren so als eine Art „Scheibenwischer“.

Gereizt Die Entstehung eines Trockenen Auges wird durch zahlreiche äußere Faktoren angestoßen oder gefördert. Die Enzyme von Pflanzenpollen können den Tränenfilm instabil machen und so auch die Augen von Nichtallergikern reizen. Feinstaub beeinflusst die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit nachteilig. Auch trockene Heizungsluft und Klimaanlagen machen dem Tränenfilm zu schaffen; daher hat die Störung im Winter, wenn man sich weniger im Freien aufhält, Konjunktur.

Das Tragen von Kontaktlinsen begünstigt ebenfalls die Austrocknung. Besonders belastend ist das Arbeiten am Computer: Durch den auf den Bildschirm fixierten Blick sinkt die Frequenz des Lidschlags – auf etwa die Hälfte des normalen Taktes. Die Folge: Die Hornhaut wird nicht mehr gleichmäßig benetzt. Die resultierenden gereizten Augen werden auch Office Eye Syndrome genannt.

Tipps für die Beratung Folgende Ratschläge können Sie Ihren Kunden geben:

  • Zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit mehrmals täglich lüften, aber Zugluft (auch im Auto!) vermeiden.
  • Betroffene sollten nicht abwarten, bis das Auge spürbar irritiert ist, sondern regelmäßig tropfen.
  • Am Computer sollte man mit leicht gesenktem Blick arbeiten können. Längere Fokussierung auf den Bildschirm unterbrechen: den Blick schweifen lassen und bewusst blinzeln.
  • Ein funktionaler Lidschlag lässt sich trainieren, auch als Vorbeugung. Hinweise findet man im Internet, zum Beipiel unter www.augengesundheit.ch/71-0-Lidschlag-Training.html. Auch bewusstes Gähnen soll helfen, die Tränendrüsen zu aktivieren.
  • Lidrandpflege kann die Funktion der Meibomdrüsen anregen: Das Lid mit feuchtwarmen Kompressen behandeln und dann mit sauberen Fingern sanft zur Lidkante hin ausstreichen.
  • Kunden mit hartnäckiger Sicca-Symptomatik sollten einen Facharzt konsultieren. Einem roten Auge kann schließlich auch eine Infektion, eine Allergie oder eine Entzündung des Augeninneren (Uveitis) zugrunde liegen. Auch bestimmte rheumatische Erkrankungen sowie auch Hautkrankheiten (Psoriasis oder Rosazea) kommen als Ursache in Frage.

Befeuchtungshilfe Was immer im Einzelfall die Ursache ist, das Trockene Auge ist nicht nur unangenehm, sondern kann auf Dauer zu ernsthaften Entzündungen der Horn- und der Bindehaut führen. Linderung bringen ‚künstliche Tränen‘ in Tropfen- oder Gelform, als Salben oder Sprays. Bei leichten Beschwerden setzt man meist auf Präparate niedriger Viskosität (z. B. wässrige Lösungen mit Polyvinylalkohol oder 0,1%ige Hyaluronsäure), stärker ausgeprägte Symptome erfordern höhervisköse Produkte, zum Beispiel Hydrogele (Carbomere) oder Hyaluronsäure in höherer Konzentration (0,3 %).

Einige Produkte enthalten zusätzlich Dexpanthenol, das die Regeneration der Bindeund Hornhaut fördern soll. Die Tränenersatzmittel werden bedarfsabhängig mehrmals täglich in den Bindehautsack appliziert. Grundsätzlich sind Mittel ohne Konservierungsstoffe vorzuziehen, da letztere den Tränenfilm zusätzlich destabilisieren können. Neben den Einzeldosisophthiolen gibt es inzwischen auch Mehrdosissysteme, die Keimfreiheit ebenfalls ohne entsprechende Zusätze gewährleisten. Die natürliche Lipidschicht kann durch Liposomen-haltige Produkte zum Aufsprühen stabilisiert werden.

Erklären Sie Ihren Kunden, dass diese Sprays nur auf geschlossenen (!) Augenlider anzuwenden sind. Die enthaltenen Fette ‚kriechen’ dann allmählich über den Lidrand ins Auge. Keinesfalls eine Option sind die gefäßverengenden Alpha-Sympathomimetika (Tetryzolin), wie sie zur Linderung bei Bindehautentzündungen verwendet werden: Mit der Durchblutung würde der Wirkstoff auch die Produktion der Tränenflüssigkeit weiter drosseln.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/14 ab Seite 76.

Waldtraud Paukstadt, Dipl. Biologin

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