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Pflasterallergie

GEREIZT?

Keine Hausapotheke, kein Verbandskasten ist ohne sie denkbar: die selbst klebenden Wundauflagen zum Schutz nach Verletzungen aller Art. Nicht immer bleibt die Versorgung damit ohne Nebenwirkungen.

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Pflaster werden zum Fixieren von Wundauflagen eingesetzt, zum Befestigen von Kathetern oder auch zur Applikation von Arzneimitteln. Der heute übliche Wundschnellverband geht zurück auf eine Erfindung des Apothekers Paul Carl Beiersdorf, der Ende des 19. Jahrhunderts Mullstreifen mit einer Mischung aus Vaselin, Schmalz, Talg und einem dem Kautschuk ähnlichen Pflanzensaft bestrich. Inzwischen wird für die Pflastermasse der Standardprodukte meist Kautschuk benutzt, der einem Träger aus Gewebe oder einer Folie aufliegt.

Verträglichkeit? Die praktischen Helfer werden aber nicht von jedem gut vertragen. Lokale Irritationen der Haut auf Pflaster sind kein seltenes Phänomen. Allein schon Okklusion, Wärme- und Feuchtigkeitsstau unter dem Klebeverband können der Haut zusetzen; die mechanische Reizung bei der Pflasterabnahme tut ein Übriges dazu, vor allem, wenn der Betreffende ohnehin empfindliche, trockene oder besonders belastete Haut hat oder zum Beispiel eine Ekzemkrankheit.

Irritationen können auch die Pflasterbestandteile selbst hervorrufen. Daher empfehlen beispielsweise Hersteller von Wirkstoffpflastern, die Hautstellen im Turnus zu wechseln, damit sich das jeweils zuletzt gewählte Areal wieder erholt. Schonendes Vorgehen ist vor allem bei größeren Wunden beim Verbandswechsel nötig, um mechanische Belastungen zu vermeiden. Erklären Sie Ihren Kunden auch, dass Pflaster nicht unter Zug angebracht werden sollten, da dies zu kleinsten Rissen in der Hornschicht führen kann, welche wiederum einen Reiz darstellen.

Die Allergie … Bei manchen kann ein Pflaster auch eine immunologisch bedingte Abwehrreaktion auslösen: eine Kontaktallergie oder auch Typ- IV-Reaktion. Nach einer unbemerkt verlaufenden Sensibilisierung während der Exposition gegenüber einer – normalerweise harmlosen – Substanz kann dann ein späterer erneuter Kontakt der Haut mit dem betreffenden Antigen (oder Allergen) zu unangenehmen Hauterscheinungen führen.

TIPP
Raten Sie insbesondere bei schweren Reaktionen oder auch, wenn verschiedene Alternativprodukte nicht spürbar besser vertragen werden, dringend zu einer allergologischen Abklärung. Vor Eingriffen aller Art in Ambulanzen oder im Krankenhaus muss das Personal über eine Pflasterallergie informiert werden.

Innerhalb von ein bis drei Tagen (daher die Bezeichnung: „Spättyp- oder verzögerte Reaktion“) entwickelt sich das typische Ekzem als Folge der allergischen Reaktion. Es kommt zu Rötung, Brennen, Juckreiz, Schwellung und Schuppung. Im weiteren Verlauf können sich Knötchen und Blasen entwickeln und die Haut kann nässen. Eine geschädigte Hautbarriere erleichtert das Eindringen von Kontaktallergenen in die Oberhaut und begünstigt damit eine Sensibilisierung. Beim Pflaster kann eine Überempfindlichkeit gegen verschiedenste Bestandteile gerichtet sein, meist gegen Komponenten des Klebstoffs, aber auch des Trägermaterials.

Bekannt sind Allergien gegen Kautschuk (Latex). Relativ häufig kommen auch Sensibilisierungen gegen Kolophonium oder dessen Reaktionsprodukte vor, eine Mischung verschiedener Verbindungen, die aus dem Harz von Nadelhölzern gewonnen wird. Verwendung findet dieses Stoffgemisch in vielen Gegenständen des Alltags, von Klebstoffen bis zu Lacken.

Weitere mögliche Auslöser sind Hilfsstoffe, die bei der Gummiherstellung verwendet werden, etwa Thiuram, ein Gemisch, das sich auch oft in Gummihandschuhen findet. Da Kinder wie Erwachsene viel mit Dingen in Berührung kommen, die Thiuram enthalten (Kabel, Kopfhörer, Radiergummis, Luftballons und Schwimmbrillen), hat ihre Haut „Gelegenheit“, sich jederzeit zu sensibilisieren.

… und was man tun kann Die Meidung des (der) Kontaktstoff( e) ist die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung eines erneuten Auftretens des Ekzems. Bei längerem oder immer wieder kehrendem Kontakt droht ein chronisches Ekzem mit Einrissen, Verdickungen und Schuppen. Empfehlen Sie Betroffenen alternative, hypoallergene Produkte: In diesen sind Naturharze wie Kolophonium meist durch Kunstharze (Acrylharze; Acrylate) ersetzt. Man erkennt sie an Namenszusätzen, wie „soft“, „sensitiv“ oder eben „hypoallergen“. Auch dagegen kann es Sensibilisierungen geben, jedoch absolut selten.

Eine weitere Alternative ist ein besonders schonend ablösbares Produkt mit einem Silikonkleber. Hoch empfindlichen Patienten oder bei bereits geschädigter Haut beziehungsweise in besonders hautbelastenden Situationen – etwa bei Stomaträgern (mit künstlichem Darm- oder Blasenausgang) – kann man zu einer Creme oder einem Spray raten, die nach dem Aufbringen auf die Haut einen Film bilden, der die Haut vor Mazeration (Aufweichung) oder Entzündung sowie gegenüber dem Klebstoff schützt.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/14 ab Seite 90.

Waldtraud Paukstadt, Dipl. Biologin

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