Die PTA ermittelt. © Sergey Nivens / 123rf.com

Tatort Apotheke

ERKÄLTUNG IN DER SCHWANGERSCHAFT

Eine Erkältung in der Schwangerschaft – was kann Ihre Kundin bedenkenlos einnehmen und sind Phytopharmaka tatsächlich besser geeignet als konventionelle Wirkstoffe, auch wenn sie oft besser erforscht sind?

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Monika Müller, sichtbar schwanger, betritt hustend die Apotheke. Sie hat sich eine starke Erkältung mit Gliederschmerzen, Husten mit Auswurf und Schnupfen eingefangen. Der PTA erzählt sie, dass sie nachts kaum Luft bekomme und stark verschleimt sei. Bisher habe sie noch nichts eingenommen, aber nun bräuchte sie doch Linderung.

Die PTA fragt Frau Müller nach der Schwangerschaftswoche und erfährt, dass diese sich im dritten Trimenon befindet. Komplikationen gab es bisher nicht und Medikamente nehme sie, abgesehen von den Jodtabletten, auch keine. Ihr Arzt sei gerade im Urlaub, deshalb komme sie direkt in die Apotheke. Vielleicht gibt es ja etwas Pflanzliches, das sie nehmen könne, einen Hustensaft oder Tropfen? Oder könne sie auch das Erkältungsmittel ihres Mannes für ein paar Tage einnehmen?

Pharmakologischer Hintergrund Auch in der Schwangerschaft gibt es Möglichkeiten zur Linderung von Erkältungsbeschwerden. Bevorzugt werden jedoch nicht unbedingt die pflanzlichen Arzneimittel, da es dazu zu wenig systematische Studien gibt. So viel wie nötig – so wenig wie möglich ist die Maxime. Im ersten Schwangerschaftsdrittel, der Phase, in der die Organanlagen ausgebildet werden, sollten Arzneimittel – eben auch gegen Erkältungskrankheiten – eher zurückhaltend eingesetzt werden.

Als Expektoranzien gelten Bromhexin, Ambroxol und Acetylcystein als erste Wahl, wenn Inhalationsbehandlung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr nur ungenügende Linderung erbringen. Sie können während der gesamten Schwangerschaft und ebenso in der Stillzeit zur kurzfristigen Schleimlösung eingenommen werden. Auch ein abschwellendes xylometazolinhaltiges Nasenspray für Kinder darf kurzfristig in therapeutischer Dosis in der gesamten Schwangerschaft verwendet werden.

Gegen Kopf- und Gliederschmerzen ist außerdem Paracetamol die erste Wahl. Nicht zu empfehlen sind die zahlreichen Kombinationsgrippemittel. Generell werden in der Schwangerschaft Monosubstanzen empfohlen. Aktuelle und kompetente Informationen zum Einsatz von Arzneimitteln in der Schwangerschaft bietet die Internetseite www.embryotox.de des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie in Berlin.

Zurück zum Fall Die PTA rät Frau Müller von den Tabletten ihres Mannes ab und erklärt, dass Einzelwirkstoffe in der Schwangerschaft sicherer sein. Sie könne diese dann zielgerecht gegen die akuten Beschwerden einsetzen. Gegen Kopfund Gliederschmerzen sei Paracetamol das Mittel der Wahl. Zum Abschwellen der Nasenschleimhaut gibt sie der Kundin ein Kinderspray mit Xylometazolin und Dexpanthenol mit und weist auf den kurzfristigen Gebrauch, möglichst nur zum Abend hin.

Um den Schleim besser zu lösen, empfiehlt sie drei Mal täglich einen Ambroxol-Hustensaft einzunehmen. Zusätzlich gibt die PTA ihr den Hinweis, sich zu schonen, viel zu trinken und regelmäßig zu inhalieren. Frau Müller entscheidet sich außerdem noch für einen eukalyptushaltigen Badezusatz. Bevor die PTA Frau Müller verabschiedet, rät sie ihr, falls sie noch Fieber bekommen sollte oder die Beschwerden schlimmer würden, bitte den Arzt aufzusuchen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/14 auf Seite 92.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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