© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Drei Pflanzen

DREI MIT BLÜTENDOLDEN

Schafgarbe, Hundspetersilie und Gefleckter Schierling sind durch ihre charakteristischen Blüten gekennzeichnet. Aber nicht alle sind genießbar, ganz im Gegenteil: Bei einigen ist Vorsicht geboten.

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Unter den Gewächsen mit Blütendolden sind viele gebräuchliche Gewürzpflanzen vertreten. Doch wer seine Kräuter in der freien Natur sammelt, sollte die Pflanzen genau studieren, um sie nicht mit Giftpflanzen zu verwechseln.

Alte Heilpflanze Die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium L.) ist eine anspruchslose Pflanze, die vor allem auf Äckern, Wiesen, Schuttplätzen und an Weg- und Straßenrändern gedeiht. Der Korbblütler (Asteraceae) verbreitet sich mit seinem kriechenden Wurzelstock sehr schnell. Aus dem Rhizom entwickelt sich im Frühjahr zuerst eine Laubrosette, aus der wenig später ein aufrechter Blütentrieb entspringt. Der behaarte Stängel wird etwa einen halben Meter hoch und trägt wechselständig zottig behaarte Blätter, die am unteren Teil des Stängels gestielt und weiter oben sitzend sind. Die länglich-schmalen, lanzettförmigen Blätter sind mehrfach fiederschnittig mit zahlreichen, sehr schmalen Fiedern.

Dies erweckt den Eindruck von „tausend Blättern“, was auch der Artname millefolium (lat. mille = tausend, folium = Blätter) zum Ausdruck bringt. Endständig erscheinen zwischen Juni bis Oktober oben am stark verzweigten Stängel Doldenrispen, die aus mehreren Einzelblüten zusammengesetzt sind. Diese haben einen Durchmesser von fünf bis acht Millimetern und sind somit relativ klein. Es sind gewölbte Körbchen, die aus vier bis sechs weißen, rosafarbenen bis karminroten Zungenblüten und nur wenigen blassgelben Röhrenblüten bestehen. Da die Pflanze gerne von Schafen gefressen wird, trägt sie den deutschen Namen Schafgarbe.

Der Wortteil „garbe“ verweist auf die Heilkraft der Pflanze, der sich vom althochdeutschen garawa = Heilende ableitet. Ihr Gattungsname Achillea geht auf den griechischen Helden Achilles zurück, der der Sage nach während des Trojanischen Krieges eine Wunde erfolgreich mit Schafgarbe geheilt haben soll. Damit spielt auch der botanische Name auf die Heilkraft der Pflanze an. Noch heute kommt sie zur Behandlung leichter Haut- und Schleimhautentzündungen zur Anwendung. Zudem wird das Schafgarbenkraut (Millefolii herba) bei Magen-​Darm-Gallestörungen und Appetitlosigkeit eingesetzt. Ihr vielseitiges Wirkungsspektrum ist vor allem auf ihr ätherisches Öl sowie auf Flavonoide und Sesquiterpen-Bitterstoffe zurückzuführen, die spasmolytische, antiphlogistische, karminative, cholagoge und anti- mikrobielle Wirkungen aufweisen.

Giftiges AckerunkrautDie Hundspetersilie (Aethusa cynapium) ist ein ein- bis zweijähriges krautiges Gewächs aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae), das Wuchshöhen bis zu einem Meter erreicht. Die Pflanze benötigt einen stickstoffhaltigen Boden und ist damit ein typisches Ackerunkraut, das sich den Wegen entlang und auf angrenzenden Weiden ausbreitet. Aus einer spindelförmigen, weißen Wurzel hebt sich ein leicht kantiger Stängel aufrecht empor. Er ist glatt und kahl, oft weinrot überlaufen sowie bläulich bereift. Im oberen Teil sitzen wechselständig gestielte Blätter. Sie haben eine dreieckige Form und sind zwei- bis dreifach gefiedert. Auf ihrer Unterseite glänzen sie stark, worauf der Gattungsname Aethusa aufmerksam macht.

Er leitet sich von griech. aithusa = glänzen ab. Eine andere Deutung nimmt auf das griechische Wort aitho = brennen Bezug und charakterisiert damit sowohl den scharfen, brennenden Geschmack der Pflanze als auch ihre giftige Wirkung, die bei oraler Aufnahme mit Brennen im Mund beginnt. Es folgen erhöhter Speichelfluss, Übelkeit und starkes Erbrechen. Auch Schock, Pupillenerweiterung mit Sehstörungen und Bewusstseinseintrübungen bis hin zur Atemlähmung sind möglich. Die Giftwirkung ist auf ein in allen Pflanzenteilen enthaltendes giftiges Polyingemisch zurückzuführen, das vor allem aus Aethusin, aus Aethusanol A und Aethusanol B sowie aus coniinartigen flüchtigen Alkaloiden vom Piperidintyp besteht.

Der starke Glanz der Blätter ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den matten Blättern der Gartenpetersilie (Petroselinum crispum), die auch als Echte Petersilie bezeichnet wird. Weiterer Unterschied zur aromatisch duftenden essbaren Petersilie ist der unangenehme, an Knoblauch erinnernde Geruch der zerriebenen Blätter der Giftpflanze. Außerdem bildet die Hundspetersilie von Juni bis Oktober weiße Doldenblüten, während die Gartenpetersilie sich durch gelblich-grüne Blütenstände auszeichnet. Von anderen weiß blühenden Doldenblütlern lässt sich die Hundspetersilie durch die drei langen lanzettlichen Hüllblätter abgrenzen, die bei ihr typisch nach unten zeigen.

Bekannte GiftpflanzeWildkräutersammler sollten auch den Gefleckten Schierling (Conium maculatum L.) kennen. Conium maculatum ist eine ein- bis zweijährige krautige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae), die sich an Wegrändern, auf Ackerbrachen und Schuttplätzen findet. Auch dieser Doldenblütler ist giftig und es besteht Verwechslungsgefahr zu anderen Doldengewächsen (z. B. Kerbel, Dill, Kümmel). Seine Toxizität war schon in der Antike bekannt. Der Extrakt diente im antiken Griechenland nicht nur für hinterhältige Giftmorde, sondern wurde auch offiziell für Hinrichtungen von Staatsfeinden verwendet. Mit dem „Schierlingsbecher“ (Gemisch aus dem Presssaft der Schierlingspflanze und Opium), den Sokrates im Jahre 399 v. Chr. als Todesstrafe trinken musste, hat der Gefleckte Schierling als Giftpflanze geradezu Berühmtheit erlangt.

Der Doldenblütler blüht von Juni bis September mit eher unscheinbaren schmutzig-weißen Blüten, die in 10- bis 20-strahligen Doppeldolden stehen. Seine Samen sind drei Millimeter lang und erhalten durch wellig gekerbte Rippen eine warzig erscheinende Struktur. Die scheidig gestielten Blätter haben eine dunkelgrüne Farbe und sind zwei- bis vierfach gefiedert. Im ersten Jahr entwickeln sich grundständige Blätter. Im zweiten Jahr sprosst ein runder, fein gerillter, hohler Stängel, der Wuchshöhen von bis zu 2,5 Meter erreicht. Er ist von einem blauen Reif überzogen und zeigt im unteren Bereich braunrote Flecken, die der Artname maculatum aufgreift (lat. maculosus = gefleckt). Auch der deutsche Name Gefleckter Schierling nimmt auf dieses Erkennungsmerkmal Bezug.

Das andere typische Kennzeichen der Pflanze ist der widerliche, an Mäuseurin erinnernde Geruch, der sich besonders intensiv beim Zerreiben der Pflanzenteile verbreitet. Er kommt im Begriff Schierling zum Ausdruck, der auf das angelsächsische Wort sceran = Mist zurückzuführen ist. Der Gattungsname Conium leitet sich von der griechischen Bezeichnung koneion = Kreisel oder Schwindel ab und soll eine Anspielung auf die Giftwirkung sein. Die ganze Pflanze ist stark giftig, besonders in den unreifen Früchten befinden sich hohe Anteile des Piperidin-Alkaloids Coniin. Bei getrockneten Pflanzenteilen ist der Giftstoffgehalt deutlich niedriger. Als tödliche Dosis gelten beim Menschen 0,5 bis 1 Gramm des Alkaloids. Der Tod erfolgt meist bei voll erhaltendem Bewusstsein durch Lähmung des Atemzentrums.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/19 ab Seite 126.

Gode Chlond, Apothekerin

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