Die PTA ermittelt. © markus_marb / fotolia.com

Tatort Apotheke

DIURETIKA

Viele alte Menschen werden mit Diuretika behandelt. Es lohnt sich genau hinzuschauen, welche Arzneimittel die Patienten sonst noch einnehmen, die möglicherweise den Kaliumspiegel beeinflussen können.

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Frau Schuhmann, 81 Jahre alt, wird von einem Pflegedienst betreut. Eine der Pflegekräfte bittet die Apotheke darum, einmal alle Medikamente zu überprüfen und sie dann nach Rücksprache mit dem Arzt in einen aktuellen Medikationsplan einzutragen. Zusammen mit der PTA sortiert sie die Medikamente und bespricht die Einnahme und Dosierung.

Die mitgebrachten Arzenimittel stimmen mit dem Medikationsplan des Arztes überein. Lediglich bei Ramipril werden abweichend davon nicht fünf Milligramm, sondern zehn Milligramm täglich eingenommen. Die Verordnungen des Arztes sind eindeutig, lediglich der Medikationsplan wurde noch nicht angepasst. Bevor sie die Medikamente wieder an die Pflegerin zurückgibt, fragt die PTA abschließend, ob die Patientin noch weitere Arzneimittel einnehme.

So genau wisse sie es nicht, aber vielleicht sei es günstig, wenn die PTA noch einmal die Kundenkarte überprüfe, so die Pflegerin. Sie wisse, dass Frau Schuhmann ab und zu auch selber ihre Medikamente abhole. Tatsächlich findet die PTA auf der Kundenkarte in Abständen von sechs bis acht Wochen immer wieder Abführtabletten oder Abführtees.

Im Zuge des Interaktionschecks erhält die PTA die Meldung, dass das Schleifendiuretikum Torasemid zusammen mit Laxanzien das Risiko für Hypokaliämien erhöht. Die PTA nimmt nach Rücksprache mit der Approbierten die Änderung der Dosierung des Ramiprils vor und ergänzt die Laxanzien in der Medikationsliste. Anschließend vereinbart sie auf Rat der Apothekerin mit der Pflegerin, telefonisch mit der Patientin Rücksprache zu nehmen.

Pharmakologischer Hintergrund Schleifendiuretika wie Torasemidwirken über eine reversible Blockade des Na+/K+/Cl--Transporters im aufsteigenden Schenkel der Henleschen Schleife. Sie wirken bei arterieller Hypertonie, Herzinsuffizienz und antiödematös. Eine unerwünschte Arzneimittelwirkung ist der Verlust von Kalium und damit dosisabhängig eine Hypokaliämie. Diese liegt vor, wenn der Serumkaliumspiegel unter 3,5 mmol/l liegt.

Symptome sind zum Beispiel Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörungen, Übelkeit und Obstipation. Gibt es weitere Faktoren, wie eine Durchfallerkrankung oder die regelmäßige Laxanzieneinnahme, kann das Risiko für Kaliumverluste steigen. Deshalb sollte bei Gabe von Schleifendiuretika, aber auch Thiaziddiuretika, immer auf eine regelmäßige Kontrolle des Kaliumspiegels geachtet werden.

Zurück zum Fall Im Telefonat mit der Patientin erfährt die PTA, dass Frau Schuhmann seit vielen Jahren die Abführtabletten einnimmt, weil sie immer wieder unter Verstopfung leidet. Die PTA erklärt, dass es wichtig sei, den Arzt über die Verstopfungsprobleme und die Einnahme der Abführmittel zu informieren. Er könne dann regelmäßig die Kaliumwerte überprüfen, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Frau Schuhmann möchte lieber selber mit dem Arzt darüber sprechen.

Sie willigt ein, dass die PTA zusammen mit der Approbierten die Medikationsliste aktualisiert und auf dieser Liste Anmerkungen zur Wechselwirkung zwischen Torasemid und Laxanzien vermerkt. PTA und Approbierte sind sich einig, dass das entdeckte Problem zwar noch nicht endgültig gelöst werden konnte, dass sie aber ihrer Verantwortung zur Information und Beratung so genüge getan haben.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/15 auf Seite 27.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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