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Partydrogen

DA VERGEHT EINEM DAS LACHEN

Die Partydroge Lachgas zu inhalieren entwickelt sich gerade zu einem europaweiten Trend. Es ist ein schneller, kostengünstiger und vor allem legaler Rausch. Aber: Es ist keinesfalls ungefährlich, wie viele meinen.

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Man inhaliert es aus einem Luftballon oder direkt aus der Kartusche eines handelsüblichen Sahnespenders. Wer das Gas direkt aus der Kartusche inhaliert, riskiert allerdings Erfrierungen an den Lippen, daher wird es meist in Luftballons oder Kondome abgefüllt. Der Rausch äußert sich durch ein Wärmegefühl und Prickeln am ganzen Körper, bei einigen Menschen auch durch Euphorie und das Gefühl, losgelöst von Zeit und Raum zu sein. Auch das dauert nur wenige Sekunden bis Minuten. Viele lachen dann grundlos laut und herzlich, daher hat das Gas seinen Namen.

Seit dem 19. Jahrhundert wird Lachgas, chemisch gesehen handelt es sich um N2O (Distickstoffmonoxid), medizinisch als Narkosemittel eingesetzt, vor allem von Zahnärzten, die es für kurze, aber schmerzhafte Eingriffe heute noch gerne verwenden. In den 1990er Jahren wurde es als Partydroge entdeckt, der Trend ebbte allerdings schnell wieder ab. Jetzt kommt Lachgas europaweit wieder aus der Versenkung. In den Niederlanden hat kürzlich sogar der erste Lachgasladen eröffnet. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes gilt Lachgas nicht als Arzneimittel und jeder kann so viele Kartuschen erwerben wie er will. Und auch der Laden wird ganz legal betrieben.

Doch nicht so lustig Klingt ja alles ganz easy! Und nach ungefähr einer Stunde ist alles wieder aus dem Körper ausgeschieden. Im Unterschied zum Zahnarzt, der das Narkosemittel exakt dosiert und vor allem auf das Verhältnis von Lachgas zu Sauerstoff in der Atemluft achtet, tut das der Partygänger aber nicht. Und während man beim Zahnarzt dem Gas nur einmal für kurze Zeit ausgesetzt ist, soll es Menschen geben, die bis zu 50 Kartuschen pro Tag konsumieren. Eine physische, also körperliche Abhängigkeit ist nicht bekannt, jedoch eine ausgeprägte psychische Abhängigkeit, verbunden mit einer beträchtlichen Dosissteigerung.

Typische Nebenwirkungen sind Übelkeit, Schwindel durch einen Druckanstieg im Innenohr, Taubheitsgefühle in den Armen und Beinen sowie Zuckungen und Krämpfe der Gliedmaßen. Beträgt der Anteil des Lachgases in der Atemluft mehr als 90 Prozent, drohen Bewusstlosigkeit und Hirnschäden durch Sauerstoffmangel. Wer über längere Zeit regelmäßig Lachgas konsumiert, muss mit Schädigungen des Ohrs bis hin zum Hörverlust rechnen. Da Lachgas in den Wirkungsmechanismus von Vitamin B12 eingreift, kann es zum Mangel des Vitamins kommen. Dies bedingt Störungen des Bewegungsapparates, wie Kribbeln oder Taubheit. Chronischer Konsum kann durch den häufigen Sauerstoffmangel Gehirnzellen irreversibel zerstören. Es wirkt sich zunächst auf die Merk- und die Konzentrationsfähigkeit aus, kann später aber alle Bereiche des ZNS betreffen.

Deutschland holt auf Hochburgen in Europa sind neben den Niederlanden auch Dänemark und England. Dort wird der Verkauf von Lachgaspatronen noch nicht reglementiert. Für Deutschland gibt es keine verlässlichen Zahlen, in der Partyszene ist es allerdings ein Thema. Eine Studie der Universität Frankfurt geht davon aus, dass zwölf Prozent der Jugendlichen in Deutschland schon mal Lachgas ausprobiert haben, Tendenz steigend.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/19 ab Seite 138.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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