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Gesundheitsberufe

AUGENOPTIKER

Viele Millionen Menschen in Deutschland sind fehlsichtig. Ab dem 45. Geburtstag benötigen die meisten eine Lesebrille. Sie alle mit individuell passenden Sehhilfen zu versorgen, ist die Aufgabe des Augenoptikers.

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Der Beruf des Augenoptikers ist vielseitig und anspruchsvoll. Denn schließlich bietet der Spezialist für gutes Sehen seinen Kunden maßgeschneiderte Lösungen für ihre persönlichen Sehprobleme. Mehr als 80 Prozent aller Sinnesinformationen nimmt der Mensch über die Augen auf, weshalb er in allen Lebenslagen auf „klare Sicht“ angewiesen ist: am Arbeitsplatz, bei der Hausarbeit, beim Sport, beim Lesen, Chatten, Fernsehen und, und, und. Das bedeutet auch: Ist die Sehfähigkeit beeinträchtigt, leidet die Lebensqualität beinahe zwangsläufig. Moderne Brillen und Kontaktlinsen können eine Fehlsichtigkeit korrigieren, spezielle Lese- beziehungsweise Gleitsichtbrillen die Altersweitsichtigkeit kompensieren. Voraussetzung: Die Sehhilfe ist individuell angepasst.

Nicht ideal ausgewählte Brillen und unpassende Kontaktlinsen können nicht nur die Sicht trüben, sondern den Augen und dem Wohlbefinden insgesamt schaden. So kann die falsche Brille zum Beispiel Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen, und schlecht ausgewählte Kontaktlinsen können Augenentzündungen hervorrufen. Solche Probleme lassen sich durch den Gang zum Augenoptiker verhindern.

Handwerker und Dienstleister Die moderne Augenoptik versteht sich als dienstleistungsorientiertes Gesundheitshandwerk. Aus gutem Grund, denn neben handwerklichem Know-how rund um die präzise und sorgfältige Fertigung der passenden Brille brauchen Augenoptiker auch eine hohe Dienstleistungskompetenz. Schließlich müssen die Profis jeden Kunden unter Berücksichtigung individueller Vorlieben und modischer Aspekte kompetent beraten, ohne dabei die optischen Anforderungen an die Sehhilfe aus den Augen zu verlieren. Das erfordert oft viel Fingerspitzengefühl, Empathie und nicht selten auch psychologische Fähigkeiten. „Der Augenoptiker ist nicht nur Techniker, Physiker und Handwerker, sondern auch Psychologe, Designer, Mode- und Typberater sowie Kaufmann: alles in einer Person“, so der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen, kurz ZVA.

Zu den Kernkompetenzen des Augenoptikers gehören unter anderem die Augenprüfung beziehungsweise Brillenglasbestimmung, im Volksmund oft als „Sehtest“ bezeichnet, die Auswahl einer geeigneten Brillenfassung und der benötigten Korrektionsgläser, die Bearbeitung und das präzise Einsetzen der Gläser in die Fassung, die Anpassung der Sehhilfe sowie die Beratung rund um Stilfragen, modische Aspekte und die Brillen- beziehungsweise Kontaktlinsenpflege. Selbstverständlich müssen Optiker die Sehhilfen ihrer Kunden zudem modifizieren und instand setzen.

Wer sich für den Beruf des Augenoptikers interessiert, muss nicht nur ein gutes Verständnis für Physik, Mathematik und Biologie mitbringen. Er muss auch ein guter Handwerker sein.

Messen und analysieren Zum Berufsbild des Augenoptikers gehört auch die Optometrie. Dieses spezielle Fachgebiet innerhalb der Augenoptik beschäftigt sich mit der Prüfung, Messung und Beurteilung der Sehleistung und dem visuellen System insgesamt. Zu den optometrischen Dienstleistungen, die von entsprechend qualifizierten Augenoptikern, sogenannten Optometristen, angeboten werden, zählen unterschiedliche Screeningtests, die Auffälligkeiten an den Augen zum Vorschein bringen. Unter anderem können Optometristen den Augeninnendruck, das Gesichtsfeld, das Kontrast- und Farbensehen sowie das Sehen in der Dämmerung mit modernen High-Tech-Geräten überprüfen. Jedoch: Die Diagnose einer Augenerkrankung und ihre Behandlung gehören in die Hände des Augenarztes. Und das bedeutet auch: Der Optometrist kann den Augenarzt nicht ersetzen, sondern nimmt vielmehr eine Lotsenfunktion in der Sehversorgung ein. Durch Tests und Messungen kann er Störungen des Sehvermögens erkennen und Kunden dann zu einer ärztlichen Abklärung raten.

Aus- und Weiterbildung Wer sich für den Beruf des Augenoptikers interessiert, braucht mindestens einen guten Hauptschulabschluss. Viele Betriebe erwarten von Bewerbern jedoch einen mittleren Bildungsabschluss. Eine naturwissenschaftliche Begabung und technisches Verständnis sollten angehende Augenoptiker in jedem Fall mitbringen, ebenso Einfühlungsvermögen und Freude am Umgang mit Menschen. Die klassische duale Ausbildung – im jeweiligen Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule – dauert drei Jahre und endet mit der Gesellenprüfung. Nach der Ausbildung und ersten Berufserfahrungen können sich Augenoptiker weiterqualifizieren und zum Beispiel für eine Fortbildung zum Augenoptikermeister entscheiden. Augenoptiker mit entsprechender schulischer Qualifikation und abgeschlossener Berufsausbildung haben auch die Möglichkeiten zu studieren und so den Titel Bachelor of Science Augenoptik/Optometrie beziehungsweise Master oft Science Augenoptik/Optometrie zu erlangen.

Augenoptikermeister können im Rahmen einer entsprechenden Weiterbildung eine Qualifikation zum Optometristen erlangen. Fortbilden können sich Augenoptiker in Deutschland an unterschiedlichen Fachakademien, Hochschulen und Bildungszentren: Im Norden unter anderem an der Fielmann Akademie Schloss Plön, im Süden an der Fachschule für Augenoptik München, im Westen am ZVA-Bildungszentrum in Dormagen und im Osten an der Ernst- Abbe-Hochschule Jena. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/17 ab Seite 136.

Andrea Neuen, Freie Journalistin

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