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Krankheiten berühmter Persönlichkeiten

AUCH CHIRURGEN MACHEN FEHLER

Über 2500 Jahre persische (iranische) Monarchie endeten mit Schah Mohammad Reza Pahlavi. Die westliche Öffnung war den Mullahs zu viel. Doch auch gesundheitlich hatte der Schah einige Tiefen zu überwinden.

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Der am 26. Oktober 1919 geborene Mohammad Reza Pahlavi rückte 1941 nach der erzwungenen Abdankung seines Vaters selbst auf den Pfauenthron. Die Krönungsfeierlichkeiten hierfür fanden jedoch erst mehr als zwei Jahrzehnte später, also weit nach den Kriegsjahren am 26. Oktober 1967 statt. Seine Kaiserliche Majestät träumte davon, den Iran innerhalb einer Generation zu einer modernen Industrie- und Militärmacht zu entwickeln.

Und tatsächlich: In der Zwischenzeit hatte der Iran sich vom Agrarstaat zum modernen Industriestaat gewandelt. Dass der Schah seine dritte Frau, Farah Pahlavi, zur Vizekönigin krönen ließ, die im Fall seines Ablebens – bis der Thronfolger volljährig gewesen wäre – hätte weiterregieren dürfen, war ein Symbol für die Gleichberechtigung der Frau. Der Schah stärkte damit deutlich die Rolle der Frau in der Gesellschaft und pflegte ein freiheitliches Frauenbild.

Zudem war er strategischer Partner der USA im Kalten Krieg, westlich orientiert, vielfach modern. Soziale und wirtschaftliche Reformen wurden vorangetrieben. Aber die Frage ist, wie er hierbei sein Volk mitnahm, die verschiedenen Strömungen im Land – die Kommunisten, die islamischen Geistlichen ...

Attentate gehörten zum Leben Zwei Anschläge auf sein Leben sind überliefert: Am 4. Feburar 1949 gegen 15 Uhr wurde auf Mohammad Reza Pahlavi bei einem offiziellen Besuch der Universität Teheran geschossen. Während der Attentäter von den Schah begleitenden Offizieren stark verletzt wurde und unmittelbar nach dem Anschlag starb, überlebte der nur mäßig verwundete Schah. Eine Kugel hatte Unterlippe und Backenknochen durchschlagen, eine Kugel das Schlüsselbein getroffen, drei Kugeln nur die Kopfhaut gestreift.

Sechzehn Jahre später am 10. April 1965 morgens um 9.30 Uhr versuchte erneut ein Angehöriger der Kaiserlichen Leibwache, Reza Schams Abadi, den Schah im Eingangsbereich seines Palastes zu töten. Auch dieser Attentäter starb von Kugeln getroffen, hatte zuvor jedoch zwei Leibwächter getötet, einen weiteren verwundet, während der Schah diesmal sogar ganz ungeschoren davonkam. Den Hintermännern des Attentäters, Verschwörern, die gefasst wurden, wurde der Prozess gemacht, die Todesstrafe aber letztlich in lebenslange Haft umgewandelt.

Mit Beginn des Jahres 1971 wurden alle Verurteilten sogar begnadigt und auf freien Fuß gesetzt. Tatsächlich ließ Reza Pahlavi ansonsten aber mit diktatorischer Gewalt, dem berüchtigten Geheimdienst Savak und Sondergesetzen möglichst jede Opposition sowie politische Diskussion und Freiheit ersticken. Für weiteren Zündstoff im Untergrund und beim religiösen Establishment sorgte dann nicht nur der Versuch, Staat und Religion zu trennen, sondern auch die Einführung eines neuen Kalenders im Jahr 1976.

Dieser ging nicht mehr wie in anderen islamischen Ländern auf den Propheten Mohammed zurück, sondern auf die Krönung des persischen Königs Kyros. In seinen beiden letzten Amtsjahren brannte dem Schah förmlich der Boden unter den Füßen. Der Grundkonflikt der iranischen Gesellschaft, das Verhältnis von Staat und Religion, wurde vom autoritär regierenden, westlich orientierten, die Modernisierung mit Macht vorantreibenden Reza Pahlavi nicht beachtet. Warnsignale wurden überhört.

Und so entstand soziale Unruhe, ein religiöser Tsunami, ein Machtverfall des Schahs und der Aufstieg Ajatollah Khomeinis (1902 bis 1989), der für eine islamische Revolution selbst aus dem französischen Exil heraus kämpfte. 1979 erreichte er sein Ziel, einen iranischen Staat zu schaffen, „dessen Parlament kein Gesetz verabschiedet, dessen Inhalt nicht mit dem Koran übereinstimmt“. Die im Westen übliche strikte Trennung zwischen Religion und Politik wurde mit der islamischen Revolution und Gründung der „Islamischen Republik Iran“ durch religiös geführte Politik, einen theokratischen Staat (islamischer Gottesstaat) ersetzt.

Sturz und der Kampf ums Leben Auf der Flucht vor der islamischen Revolution verließ der Schah mit den Worten „Ich bin müde und brauche eine Pause“ am 16. Januar 1979 via Teheraner Flughafen sein Land für immer. Er wurde nicht nur von Ayatollah Khomeini und den islamischen Rebellen, sondern auch vom Krebs mit dem Tod bedroht. Sein Exil, die Irrfahrt eines unwillkommenen Gastes von einem Land ins nächste, über Ägypten, Marokko, die Bahamas und Mexiko schließlich im Oktober 1979 nach New York, war daher auch vom Kampf gegen das bösartige Non-Hodgkin-Lymphom (bösartige Lymphknotengeschwulst) in seinem Bauch geprägt.

Hierzu wurde er von dem französischen Onkologen Professor Georges Flandrin behandelt, der ihm von einem Land ins nächste hinterherreiste. Der Schah litt unter Blutarmut und ständigen Schmerzen. Zu allem Übel hatte sich noch eine Infektion der Gallenblase entwickelt. Im Cornell Medical Center des New York Hospitals unterzog er sich deshalb einer Cholezystektomie, einer chirurgischen Entfernung der Gallenblase.

Bei dieser Gelegenheit konnten die amerikanischen Chirurgen feststellen, dass durch die bösartige Krankheit auch Leber und Milz deutlich vergrößert waren (Hepatosplenomegalie). Da die riesige Milz dafür sorgte, dass sich die Blutzellen ständig abbauten, mit der Folge permanenter Müdigkeit und Schmerzen, sollte nun auch die Milz entfernt werden.

Odyssee, OP-Fehler und Tod Doch mit der Erstürmung der US-amerikanischen Botschaft in Teheran am 4. November 1979 wollte US-Präsident Jimmy Carter seinen Gast lieber schnellstmöglich loswerden und so reiste der Schah mit seiner Frau, Kaiserin Farah Diba, über Mexiko, Bahamas, Panama – überall lag jedoch das Damoklesschwert Auslieferung in den Iran in der Luft – schließlich nach Ägypten, da ihm dort der ägyptische Präsident Sadat (1918 bis 1981 – ermordet) Zuflucht und medizinische Hilfe gewährte.

Am 28. März 1980 wurde er am Kairorer Militärkrankenhaus Maadi vom extra aus Houston eingeflogenen amerikanischen Herz- und Gefäß- Chirurgen Michael Ellis DeBakey (1908 bis 2008) operiert. DeBakey galt als „Magier“, wurde „der Maestro“ genannt. Viele andere Berühmtheiten wie die Schauspielerin Marlene Dietrich, Leopold III. von Belgien, der Herzog von Windsor und ehemalige König von England Edward VIII., König Hussein von Jordanien, die Hollywoodstars Danny Kaye und Jerry Lewis, Multimillionär Onassis, die amerikanischen Präsidenten Kennedy, Johnson und Nixon sowie den jugoslawischen Diktator Tito hatte er schon operiert.

Und er hatte sicherlich bei der Entwicklung des ersten Kunstherzens, der ersten Herz-Lungen-Maschine und der Gefäßklemmen und Koronarpinzetten für Bypass- Operationen (wichtig auch beim Notfall einer – selten vorkommenden – Aortendissektion) bahnbrechende Arbeit geleistet. Ein Milz-Entfernungs- Spezialist war er aber mit Sicherheit nicht! So beseitigte er zwar eine 1900 Gramm schwere Milz, verletzte dabei jedoch – unbemerkt – die Bauchspeicheldrüse, schloss den Bauch aber ohne Drainage.

Säfte der Bauchspeicheldrüse konnten dadurch in die Bauchhöhle gelangen und das Gewebe des Körpers von Schah Reza Pahlavi regelrecht zersetzen. Monatelang litt dieser unter Schmerzen in der Schulter, Fieber, Schwäche und Müdigkeit, bekam hiergegen Bluttransfusionen und Antibiotika. Auch eine unangenehme Bronchoskopie wurde wegen Verdachts auf Lungenentzündung auf DeBakeys Anordnung (der längst wieder im fernen Houston weilte) durchgeführt.

Auf eine im Rahmen der Milz-OP erlittene innere Verletzung und in der Folge eine Bauchfellentzündung mit Abszess (Eiterbildung) unter dem Zwerchfell kamen die Ärzte jedoch über drei Monate nicht. Erst am 2. Juli wurde durch einen französischen Chirurgen, den der Onkologe Flandrin extra einbeorderte, bei Reza Pahlavi ein Schnitt im linken Oberbauch durchgeführt – und gut eineinhalb Liter Eiter drainiert.

Die Erholung des Schahs währte aber nur kurz. Dreieinhalb Wochen später, am 27. Juli 1980, starb der Schah von Persien in seinem Kairoer Exil unerwartet an inneren Blutungen – offiziell natürlich an den Folgen seines Krebsleidens. Sein Sarkophag steht noch heute in der Kairoer Rifai-Moschee.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/16 ab Seite 46.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin und Fachjournalistin

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