Notfallmedikamente
PKA-Fortbildung

Alles da für den Notfall

Es ist schon zehn Jahre her, dass sich mit der letzten großen Änderung der Apothekenbetriebsordnung auch die Liste der Notfallarzneimittel geändert hat, die in jeder öffentlichen Apotheke vorrätig gehalten werden müssen. Sind Sie auf dem neuesten Stand?

6 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Januar 2023

Wenn Sie sich jetzt mit Verwunderung fragen, wo denn Ihr Notfalldepot überhaupt bloß ist, dann liegt das vielleicht daran, dass es sich nicht um ein gesondertes, zusätzliches Regalabteil oder gar einen Extra-Schrank handeln muss, sondern diese Arzneimittel können gemeinsam mit den Alltagsmedikamenten auf übliche Weise bevorratet werden. Wichtig ist dabei nur, dass sie jederzeit verfügbar sein müssen.

Um was genau handelt es sich?

1. Analgetika Es ist nicht genau vorgeschrieben, um welche Analgetika und um welche Darreichungsformen es sich dabei handeln muss. Somit sollte dies eigentlich selbstverständlich für jede Apotheke sein, zumal opioidartige Analgetika in Punkt 2 nochmal extra erwähnt werden.

2. Betäubungsmittel, darunter Opioide Wohl um Missverständnisse zu vermeiden, werden Opiode hier zusätzlich extra erwähnt, denn zu den Betäubungsmitteln gehören ja auch Arzneimittel wie Methylphenidat, die zwar auch im Tresor aufbewahrt werden müssen, aber nicht zu den Schmerzmitteln gehören. Außerdem ist hier ausdrücklich erwähnt, dass Opioide in verschiedenen Darreichungsformen vorrätig sein müssen. Und zwar explizit solche zur Injektion und solche, die oral eingenommen werden können, also Tabletten oder Kapseln.

Hiervon wiederum müssen sowohl welche mit sofortiger als auch welche mit verzögerter Wirkstofffreisetzung vorrätig sein. Dass die Opioide so ausführlich erwähnt werden, liegt auch daran, dass zunehmend mehr schwerkranke Menschen von Palliativteams ambulant versorgt werden und die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten akuter Notfälle zunimmt. Um welchen Wirkstoff es sich genau handeln muss, ist auch hier nicht konkret vorgeschrieben. Ein besonders bekannter Vertreter hierfür ist Morphin.

3. Glucocorticoide zur Injektion Diese Notfallarzneimittel wirken cortisonartig und werden bei schweren, lebensbedrohlichen, allergischen Reaktionen wegen ihrer antiallergischen Wirkung eingesetzt. Gespritzt wird zum Beispiel Prednisolon.

4. Antihistaminika zur Injektion Auch sie werden bei starken allergischen Reaktionen gespritzt, oft in Kombination mit den schon erwähnten Glucocorticoiden. Eine bekannte Substanz ist Clemastin. Da Antihistaminika auch als Schlafmittel bekannt sind, muss man sich über Müdigkeit als Nebenwirkung nicht wundern.

5. Glucocorticoide zur Inhalation zur Behandlung von Rauchgasvergiftungen Diese in Form von Dosieraerosolen cortisonartig wirksamen Notfallarzneimittel kennen Sie als Asthma-Sprays. Wie die Glucorcorticoide zur Injektion wirken sie stark entzündungshemmend und werden bei Notfällen, die zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Hausbrand vorkommen, dringend gebraucht, denn die meisten Todesfälle kommen nicht direkt durch die Flammeneinwirkung zustande, sondern durch die giftigen Gase.

Nicht verwechseln dürfen Sie die cortisonartigen Asthma-Sprays mit den bronchodilatatorisch (bronchienerweiternden) wirkenden Dosieraerosolen wie Salbutamol, die bei Asthma-Anfällen notfallmäßig eingesetzt werden. Bei diesem Krankheitsbild werden die cortisonartigen Dosieraerosole in der Regel nur vorbeugend angewandt.

Die Medikamente des Notfalldepots befinden sich nicht in einem separaten Schrank. Sie werden mit den anderen Arzneien bevorratet.

6. Antischaum-Mittel Auch diese Arzneimittel mit dem Wirkstoff Simeticon begegnen Ihnen regelmäßig in Ihrem Arbeitsalltag als Medikamente gegen Verdauungsbeschwerden, Luft im Magen-Darm-Trakt oder Blähungen, zum Beispiel bei den Drei-Monats-Koliken von Säuglingen. Auch dort wirken sie rein physikalisch, indem sie die Oberflächenspannung der eingeschlossenen Luftbläschen im Darm reduzieren.

Die dann nicht mehr eingeschlossene Luft kann nun vom Darm ins Blut resorbiert werden oder natürlich abgehen. Da es sich um äußerst langkettige Moleküle handelt, geht Simeticon selbst nicht ins Blut über und hat praktisch keine Nebenwirkungen. Bei Vergiftungen nach Einnahme von Tensiden, also Spülmitteln, Waschmitteln oder Seifen, werden flüssige Darreichungsformen von Simeticon dementprechend als Gegenmittel gegeben.

×