Ein riesiger Haufen Plastik im Wald.
Einwegplastik und Verpackungen machen den größten Teil des Müllberges aus. © pressdigital / iStock / Getty Images Plus

Plastikmüll | Recycling

WENIGER ALS 16 PROZENT PLASTIK WERDEN RECYCELT

Mülltrennung ist wichtig, in Deutschland wird sie in fast allen Bundesländern konsequent umgesetzt. Nicht selten wird dadurch ein schlechtes Gewissen beruhigt, doch zur Plastiktüte gegriffen zu haben, es wird ja alles gesammelt und recycelt. Ein vor kurzem veröffentlichter Bericht dürfte diese Erwartungen enttäuschen.

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Offizielle Recyclingquoten sprechen von 45 Prozent Plastikmüll, die für die Herstellung neuer Produkte genutzt werden. Dies bezieht sich aber lediglich auf den Anteil, der bei dem Recyclingunternehmen auch angeliefert wird. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlichte im kürzlich vorgestellten „Plastik-Atlas“ eine andere Zahl: nur 15,6 Prozent, bezogen auf die Gesamtmenge Plastik-Müll Deutschlands, werden zu Rezyklat verarbeitet. Und wo landet der Rest? In Verbrennungsöfen oder im Ausland.

Deutschland gehört – nach den USA und Japan – zu den größten Exporteuren von Plastikmüll. Die Abnehmer-Länder beginnen sich nun allerdings zu wehren: China verhängte vergangenes Jahr einen Einfuhrstopp und Malaysia, der zweitgrößte Importeur nach China, will seine Müllmengen nun auch reduzieren. Die drei größten Plastikverbraucher-Länder müssen sich also langsam Gedanken machen, wenn sie nicht auf ihrem Müllberg sitzenbleiben möchten.

Laut dem „Plastik-Atlas“ wurden zwischen 1950 und 2015 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert – also mehr als eine Tonne Plastik pro Mensch, der heute auf der Erde lebt. Dabei handelt es sich zum Großteil um Einwegprodukte und Verpackungen. Weltweit sind davon noch nicht einmal zehn Prozent recycelt worden. Häufig lohne es sich nicht, das jeweilige Kunststoffmaterial erneut zu verwenden. Die Gründe: Neuplastik ist günstiger als das vergleichsweise teure Aussortieren und Aufarbeiten von gebrauchtem Kunststoff. Und das schadet der Umwelt nicht nur in Form des anfallenden Mülls. Laut Hochrechnungen des Zentrums für internationales Umweltrecht könnte die Produktion von Kunststoffen bis 2050 zu einem Ausstoß von 52,5 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid führen. Das entspricht zehn bis dreizehn Prozent der Gesamtmenge Kohlenstoffdioxid, die die Weltbevölkerung einsparen muss, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Auch sogenannte Bio-Kunststoffe sind laut „Plastik-Atlas“ keine wirkliche Alternative, da zum einen die hierfür verwendeten Pflanzen unter schlechten Umweltbedingungen angebaut werden. Zum anderen sind sie nicht so einfach biologisch abbaubar, sodass spezielle Verottungsanlagen nötig sind – nach Angaben des Berichts nicht wirklich wirtschaftlich. Umweltschützer fordern daher nicht grundlos, die Produktion von Einwegplastik zurückzufahren. Mit dem Verbot von Einweg-Trinkhalmen oder Kunststoffbesteck, wie es in der EU-Kunststoffstrategie beschlossen wurde, sei man damit auf dem richtigen Weg. Die staatliche Regulierung müsse jedoch global erfolgen – es handelt sich schließlich auch um ein weltweites Problem.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: spiegel online

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