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Giftpflanzen

ZYPRESSEN-WOLFSMILCH

Die Zypressen-Wolfsmilch ist eine attraktive Blüten- und Blattschmuckpflanze, die man an Straßenrändern findet. Sie enthält in allen Pflanzenteilen den für die Wolfsmilchgewächse typischen ätzenden Milchsaft.

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Euphorbia cyparissias ist eine Giftpflanze aus der Gattung der Wolfsmilchgewächse , die in ganz Europa bis in die alpinen Höhenstufen verbreitet ist. Euphorbien sind weltweit mit mehr als 2000 Arten vertreten und weisen eine große Vielfalt auf. Neben krautigen Pflanzen wie der Zypressen-Wolfsmilch bilden Wolfsmilchgewächse auch verholzende Sträucher oder Bäume. Bereits im frühen Altertum waren Wolfsmilcharten bekannt. Euphorbia cyparissias wurde im Corpus Hippocraticum, einer Sammlung von mehr als 60 antiken medizinischen Texten aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert, als diätetisches Mittel aufgeführt.

Sonnenanbeter Die gelben Blüten der Zypressen-Wolfsmilch schmücken im Frühsommer Straßenränder und Bahndämme. Dort findet das Wolfsmilchgewächs trockene, sonnige bis vollsonnige Magerstandorte vor, die eine ideale Voraussetzung für das flächige Ausbreiten der Pflanze darstellen. Euphorbia cyparissias hat einen kriechenden, bräunlichen Wurzelstock, aus dem mehrere aufrechte Stängel treiben. Sie werden bis zu 40 Zentimeter hoch und tragen schmal linearische, nadelförmige, aber weiche bläulich-grüne Blätter, die zypressenähnlich aussehen und der Pflanze ihren Artnamen gegeben haben. Den Gattungsnamen erhielt sie zu Ehren Euphorbos, dem Leibarzt des mauretanischen Königs Juba II. (30 v. Chr. bis 24 n. Chr.).

Falsche BlütenprachtDie Blüte der Zypressen-Wolfsmilch ist eine Trugdolde mit vielen Scheinblüten (Cyanthien), die sich aus einer weiblichen und meist zwei männlichen Blüten zusammensetzen. Als Ersatz für fehlende Kelch- und Kronblätter sitzen an der Basis große, gelb gefärbte Hochblätter. Im Zentrum der Scheinblüte befinden sich vier halbmondförmige Honigdrüsen, die einen süßlich duftenden Nektar produzieren. Sowohl die auffällig gefärbten Hochblätter als auch der intensive Duft haben die Funktion Insekten anzulocken, welche die eher kleinen und unauffälligen Blüten befruchten sollen.

Zwischenwirt Die Pflanze wird gern von einem Schmarotzerpilz, dem Erbsenrost (Uromyces pisi), befallen, wodurch das Wolfsmilchgewächs in der Nähe von Erbsenkulturen gefährlich werden kann. Vom Rostpilz infizierte Bestände verändern ihr Aussehen stark. Sie werden in ihrem Wachstum beeinträchtigt und sind nicht mehr in der Lage zu blühen. Zudem verkümmern ihre Blätter, die sich dann gelb-grünlich verfärben und sich lediglich kurz, breit und dick ausbilden. Auf ihrer Unterseite tragen sie rostgelbe Punkte, in denen die Sporenlager des Erbsenrosts ruhen. Der Befall mit dem Rostpilz kann sehr unterschiedlich sein. Es gibt Flächen, auf denen in fast der Hälfte der Pflanzen der Pilz lebt, während in anderen Arealen kaum Pflanzen betroffen sind.

Toxischer Milchsaft Alle Pflanzenteile enthalten einen weißen, reizenden Milchsaft. Auf ihn geht der deutsche Name Wolfsmilch zurück, da er dem Volksmund nach so gefährlich wie ein Wolf sein soll. Die giftige Flüssigkeit tritt bei Verletzungen der Pflanze zum raschen Wundverschluss und zur Abwehr von Fraßfeinden aus. Sie enthält jahreszeitlich schwankend unterschiedlich hohe Konzentrationen an Triterpensaponinen und Diterpenestern (Ingenole und Phorbolester).

HEILKUNDLICHE VERWENDUNG
Früher war der ätzende Milchsaft ein Hausmittel gegen Sommersprossen und Warzen. Daher stammt auch das verbreitete Synonym Warzenkraut für die Pflanze. Zudem wurden die Samen und der Milchsaft seit dem Mittelalter als Purgiermittel und zum Stillen von Zahnschmerzen geschätzt. Auch sollten fressende Geschwüre vertrieben werden. Die Volksheilkunde setzte die Droge noch lange als Brech- und Abführmittel ein. Heute ist die Zypressen- Wolfsmilch noch ein Mittel der Homöopathie, das bei Haut- und Schleimhautreizungen hilft und zur Ausleitung von schädigenden Stoffen aus dem Organismus dient.

Bei oraler Aufnahme kommt es zu starken Entzündungen der Schleimhaut mit Brennen im Mund- und Rachenbereich. Es folgen Erbrechen, Magenschmerzen und Durchfälle. Gelangen größere Mengen Gift in den Körper, treten Unruhezustände, Delirien und Kreislaufstörungen bis hin zum Kollaps auf. Bei Hautkontakt bilden sich Rötungen, Schwellungen und Blasen. Gefährlich wird es, wenn der Milchsaft ins Auge gerät.

Durch seine ätzende Wirkung können Binde- und Hornhaut geschädigt werden. In Einzelfällen ist sogar das Sehvermögen bedroht. Der Milchsaft ist auch für Tiere toxisch. Selten vergiftet sich das Weidevieh mit frischen Pflanzen, da es das Wolfsmilchgewächs aufgrund seines scharfen Geruches und Geschmacks meidet. Findet sich die Zypressen-Wolfsmilch jedoch im Heu, treten Vergiftungen auf, da die enthaltenen Giftstoffe auch bei Trocknung nicht an Wirkung verlieren. 

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/14 ab Seite 98.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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