Ein schönes Herbstidyll – doch deutsche Gewässer sind zunehmend Verunreinigungen durch Arzneimittelrückstände ausgesetzt. © undefined undefined / iStock / Getty Images Plus

Wasseraufbereitung | Arzneimittelrückstände

ZWEI EURO FÜR SAUBERES TRINKWASSER IN DEUTSCHLAND

Die Wasseraufbereitung wird immer aufwendiger, die Beseitigung von Arzneimitteln technisch anspruchsvoller und kostspieliger. Eine vierte Reinigungsstufe soll problematische Rückstände herausfiltern – Zwei Euro pro abgegebene Packung sollen dabei helfen.

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Die Empfehlung kam von einem Gutachten, das im Auftrag des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erstellt wurde. Der steigende Arzneimittelverbrauch und der demografische Wandel erhöhen zusehends die Schadstoffbelastung deutscher Gewässer, neben Arzneimitteln findet sich auch immer häufiger Mikroplastik im Wasser. Über die Einführung einer vierten Stufe, die mit Hilfe feinster Filter, Aktivkohle und Ozon arbeiten soll, wird seit längerem diskutiert – rund 1,2 Milliarden Euro würde diese schätzungsweise kosten.

Wie nun finanzieren? Die Autoren des Gutachtens haben dafür theoretisch drei Lösungen parat: Eine Erhöhung der Abwassergebühren auf ungefähr 15,20 Euro pro Gebührenzahler, die Hersteller über die Schaffung eines Fonds auf Basis einer freiwilligen Vereinbarung in die finanzielle Verantwortung nehmen oder eine Arzneimittelabgabe von rund zwei Euro pro Packung. Die erste Lösung scheint selbst den Autoren als zu ungerecht, als dass man sie praktisch umsetzen könnte. Die zweite Variante brächte zwar einen geringeren ordnungspolitischen Eingriff und einen geringeren Verwaltungsaufwand mit sich und würde Verursachergerechtigkeit veranlassen, allerdings stehe dem eine mangelnde rechtliche Verbindlichkeit im Weg. Bei Möglichkeit drei würden die Kosten auf alle Beteiligten der Wertschöpfungskette umgeleitet werden, also auf Hersteller, Großhandel, Apotheken, Krankenkassen und gegebenenfalls Patienten. Die zwei Euro pro Packung errechnen sich dabei aus einer durchschnittlichen Tagesdosen-Abgabe von 2,5 Cent – weitet man dies auch auf OTC-Präparate aus, würde sich der Beitrag um bis die Hälfte verringern. Zudem können man toxischere Stoffe stärker belasten.

Die Gutachter sehen den großen Aufwand, die Überzeugungsarbeit, die bei den beteiligten Akteuren geleistet werden muss, doch befürworten sie die ganzheitliche Finanzierung: „Eine Arzneimittelabgabe wirkt positiv auf die Reduktion des Schadstoffeintrags, weil sie eine Verminderung finanziell belohnt“. Zustimmung bekam der Vorschlag von den Grünen, auch sie sehen die Arzneimittelhersteller in der finanziellen Bringschuld. Der Verband forschender Arzneimittel erwidert hingegen, dass Medikamente ein Grundbedürfnis der Menschen darstellten, die Reinigung von Abwässern sei daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Überzeugungsarbeit hat anscheinend schon begonnen.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc

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