schematische Darstellung des Bakteriums Coxiella burneti in einer menschlichen Zellei © Dr_Microbe / iStock / Getty Images Plus
So wohl fühlt sich das Bakterium Coxiella burnetii in einer menschlichen Zelle.

Zoonosen

WAS ES MIT DEM Q-FIEBER AUF SICH HAT

Das Q-Fieber tritt selten auf. Kürzlich wurden im Raum Lüneburg mehrere Fälle nachgewiesen. Was hinter der Erkrankung mit dem besonderen Namen steckt und wie gefährlich die Infektionslage ist, finden Sie in diesem Faktencheck.

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Angesichts der zunehmenden gemeldeten Fälle veranstaltete der Landkreis Lüneburg eine Informationsveranstaltung zu dem Q-Fieber. Der Hintergrund: Die Mehrzahl der Infektionen verläuft symptomlos oder mit unspezifischen Symptomen, die auch auf einen grippalen Infekt oder Grippe hindeuten können.

Der Klimawandel führte zu einem Anstieg der Fälle in den letzten Jahren – weder der Erreger noch die Krankheit sind demnach in Deutschland unbekannt. Dennoch registrierte das Robert Koch-Institut schwankende Fallzahlen, die alle unter Median lagen. So wurden 2019 beispielsweise 150 Fälle gemeldet, 2020 55 Fälle.

Der Erreger

Das gramnegative Bakterium Coxiella burnetii ist klein, unbeweglich und fühlt sich eigentlich in Paarhufern, kleinen Wildtieren, Hunden, Katzen oder Insekten (auch Zecken) wohl. Von dort können Sie auf den Menschen übertragen werden, das Q-Fieber zählt also zu den Zoonosen. Ein enger Tierkontakt führt zur Ausbreitung des Erregers unter Menschen, vor allem durch Inhalation infizierten Staubes oder Kontakt mit Tierausscheidungen. Daher gehören Schlachter, Halter oder Verarbeiter tierischer Produkte zu den Personengruppen, die häufig infiziert werden. Der Erreger wird auch über die Milch ausgeschieden, der Verzehr von Rohmilch stellt aber einen untergeordneten Infektionsweg dar. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt, seltene Ausnahmen können Infektionen während der Geburt oder Spenden infizierter Organe sein.

Der Name Q-Fieber

Der seltsame Name hat Programm, denn die Abkürzung steht für Query fever, also zweifelhaftes oder fragliches Fieber. Der Namensgeber Edward Holbrook Derrick beschrieb so 1937 erstmalig dieses Fieber unbekannter Ursache. Es hält ungefähr sieben bis vierzehn Tage an und geht mit grippeähnlichen Symptomen wie Schüttelfrost, Gliederschmerzen und trockenem Husten einher. Dabei entwickelt jede*r zehnte Infizierte eine Lungenentzündung oder Hepatitis, selten kommt es auch zu einer Hirnhautentzündung. Langzeitfolgen durch die Infektion sind ebenfalls möglich, eine chronische Infektion entwickelt lediglich eine Peron von 100.

Wer ist gefährdet?

Immungeschwächte Personen, Schwangere oder Menschen mit Vorerkrankungen neigen zu komplizierten Verläufen oder entwickeln eher Langzeitschäden. Daher zählen sie zu der vulnerablen Personengruppe.

Die Therapieoptionen

Die Infektion ist meldepflichtig – wird sie erkannt. Denn aufgrund der Seltenheit und der unspezifischen oder gar ausbleibenden Symptome gelingt dies lediglich sicher über Antikörpernachweis im Blut. Milde Verläufe verheilen spontan nach einer bis zwei Wochen. Bei akuten Infektionen kommt Doxycyclin über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen zum Einsatz, in besonderen Fällen in Kombination mit Clarithromycin oder einem Fluorochinolon.

Existiert eine Impfung?

Für Menschen nicht. Infizierte Tierherden können und sollten bei Erregernachweis geimpft werden. Doch auch hier verläuft der bakterielle Befall häufig asymptomatisch.

Wie ist die aktuelle Infektionslage einzuschätzen?

Fälle gibt es immer wieder, kleinere Epidemien betreffen häufig kleinere, ländliche Gebiete mit einer großen menschlichen Nähe zu Tieren. Experten sind sich demnach sicher: Es droht nicht die nächste Pandemie. Zumal keine Übertragung von Mensch zu Mensch stattfindet. „Q-Fieber-Kleinraumepidemien treten vor allem in ländlichen Gebieten oder Randlagen der Städte auf. Durch die Möglichkeit einer Übertragung auf dem Luftweg über weite Distanzen kann bei Ausbrüchen in Tierpopulationen auch die Bevölkerung in der Umgebung gefährdet sein", schreibt das Robert-Koch-Institut dazu. Das RKI gibt auch Handlungsempfehlungen zur Ausbreitungsprävention. Werden diese Hygiene- und Verhaltensregeln im Umgang mit den Tieren eingehalten, so könne eine Ausbreitung wirksam verhindert werden.

Quellen:
RKI
n-tv

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