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Erklärungsbedürftige Arzneimittel

ZÄPFCHEN, OVULA UND VAGINALCREMES

Arzneiformen die vaginal oder rektal angewendet werden, sind nicht trivial in der Anwendung. Eine diskrete, kompetente Beratung ist gefragt.

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Für bestimmte Indikationen ist eine lokale Anwendung vaginal oder rektal erwünscht. Und auch bei systemisch anzuwendenden Arzneistoffen, wie Paracetamol oder Ibuprofen, gibt es Zubereitungen in Zäpfchenform. Von Vorteil ist, dass der Applikationsweg manchmal leichter umzusetzen ist als die orale Gabe – zum Beispiel, wenn Kinder Säfte nicht mögen und wieder ausspucken, Menschen Schluckprobleme haben, erbrechen oder bewusstlos sind.

Außerdem ist es bei der rektalen oder vaginalen Applikation günstig, dass der First-pass- Effekt umgangen wird, sodass mehr Arzneistoff zur Verfügung steht. Es gibt zahlreiche Fertigarzneimittel in solchen Darreichungsformen, manchmal werden auch Individualrezepturen nachgefragt.

Galenik Suppositorien bestehen in der Regel aus einer Grundmasse aus Hartfett. Diese wird erwärmt und verflüssigt, bevor der eigentliche Wirkstoff darin suspendiert oder gelöst wird. Anschließend wird diese Mischung in Gießformen gegossen und ausgehärtet. Alternativ verwendet man für die Herstellung von Vaginalzäpfchen auch Macrogolgemische. Die Auflösung des Zäpfchens und Freisetzung des Wirkstoffs aus diesen Darreichungsformen erfolgt aufgrund der Körperwärme und Flüssigkeit der Schleimhäute. Bei der Lagerung sollte auf Wärme- und Lichtschutz geachtet werden, um die ordnungsgemäße Freisetzung des Wirkstoffes zu gewährleisten.

Fetthaltige Suppositorien schmelzen etwa bei Temperaturen von 25 Grad, wasserhaltige sind nicht ganz so temperaturempfindlich. Neben den eiförmigen Ovula und „raketenförmigen“ Suppositorien werden außerdem Vaginaltabletten lokal eingeführt. Sie ähneln nicht überzogenen Tabletten zur oralen Einnahme. Hier ist der Wirkstoff mit typischen Hilfsstoffen wie Lactose verpresst. Zur Auflösung der Tablette ist eine ausreichend feuchte Umgebung notwendig.

Zäpfchen richtig anwenden Die Applikation von Suppositorien sollte nach dem Stuhlgang erfolgen. Wenn Zäpfchen aus der Verpackung entnommen werden, sollten sie eher „herausgeschält“ als herausgedrückt werden, um die Arzneiform nicht zu beschädigen. Experten empfehlen die Zäpfchen mit der stumpfen Seite nach oben einzuführen, damit sich der Schließmuskel leichter wieder schließen kann. Von der Verwendung von Gleitcremes sollte abgesehen werden, da sie die Wirkung beeinträchtigen können.

Die Suppositorien sollten möglichst nicht geteilt werden. Bei Kindern hat sich bewährt, das Kind mit leicht angewinkelten Beinen in Seitenlage zu legen, das Zäpfchen etwas zu befeuchten und es in den Analkanal vorsichtig hinter den Schließmuskel einzuführen. Um ein Herausdrücken zu vermeiden, sollte die Seitenlage mit geschlossenen Pobacken einen Moment beibehalten werden.

Suppositorien werden möglichst hoch in das Rektum eingeführt, um sich dort gut aufzulösen und die systemische Wirkung zu entfalten. Zäpfchen zur lokalen Therapie im Analbereich, zum Beispiel bei Behandlung von Hämorrhoiden müssen nicht so weit eingeschoben werden. Optimalerweise sollten sie einige Zeit in dieser Lage gehalten werden, damit der Wirkstoff auch lokal wirken kann. Cremes zur vaginalen oder rektalen Anwendung werden meistens mit Applikatoren eingebracht, die entweder auf die Tube aufgeschraubt oder mit der Salbe vorher befüllt werden.

TIPPS FÜR DIE RICHTIGE ANWENDUNG VON VAGINALEN ARZNEIMITTELN

+ Arzneiformen zur vaginalen Applikation möglichst bis zum oberen Teil der Scheide einführen.
+ Dazu eignet sich eine stehende oder liegende Position in Rückenlage.
+ Vor und nach der Anwendung sorgfältig die Hände waschen, eventuell einen Fingerling benutzen.
+ Tablette auf Einmal-Applikator legen, möglichst tief einführen und den Kolben des Applikators bis      zum Anschlag schieben, um die Tablette in der Vaginalregion abzusetzen.
+ Einmal-Applikatoren anschließend entsorgen, Mehrfach-Applikatoren mit heißem Wasser reinigen.
+ Anwendung deshalb am besten am Abend vor dem Schlafengehen.
+ Verwendung von Slip-Einlagen als Wäscheschutz.
+ Sicherheit von Kondomen kann durch die lipophilen Komponenten beeinträchtigt sein.

Diskrete BeratungVaginal- und Analbereich zählen zur allgemeinen Tabuzone. Dennoch ist es Aufgabe von PTA und Apotheker, auf diskrete Weise über die Anwendung von Zäpfchen, Ovula und Vaginalcremes zu beraten. Mithilfe von geschlossenen Fragen ist leicht zu erfahren, ob Beratungsbedarf besteht. Applikatoren sollten ruhig aus der Packung entnommen, aber möglichst etwas abgeschirmt erläutert werden. Viele Firmen stellen Informationsmaterial auch in verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Anhand den Abbildungen lässt sich ebenfalls diskret die Anwendung erklären.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/16 ab Seite 142.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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