Frau sitzt am Strand.© PeopleImages / iStock / Getty Images
Es lohnt sich, auf sich acht zu geben.

Wohlbefinden

SELBSTFÜRSORGE IM ALLTAG

Die meisten Menschen wissen eigentlich sehr gut, wie wichtig es ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Dennoch fällt es vielen schwer, auf sich und seine Bedürfnisse zu hören – gerade im Alltagsstress kommt die Selbstfürsorge häufig zu kurz.

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Kopf aus, Entspannung an: Selfcare oder Selbstfürsorge bedeutet, das eigene Wohlbefinden neben den Verpflichtungen des Alltags als bedeutsam zu empfinden und sich um sich selbst zu kümmern. Es geht auch darum, sich Zeit für Dinge zu nehmen, die einem wirklich gut tun.

Es gibt keine einheitliche Definition der Bezeichnung Selbstfürsorge, sodass sich jeder seine eigene Vorstellung davon schaffen kann.

Selfcare ist keine Wellness

Aus psychologischer Sicht könnte Selfcare eine innere Haltung darstellen sowie die Fähigkeit, sich als Individuum mit begrenzten Kapazitäten und mit Ecken und Kanten zu sehen und zu akzeptieren. Nach dem Konzept der Selbstfürsorge zu leben ist lebensbejahend und schließt Aktivitäten mit ein, die der Gesundheit und dem eigenen Wohlbefinden dienlich sind.

Zum Selfcare-Konzept zählen alle Aktivitäten, die glücklich machen und Körper und Geist gut tun.

Allerdings wird der Begriff heutzutage teilweise inflationär verwendet und ist beispielsweise als Produktname auf Kosmetika zu finden oder wird im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln gebraucht. Unter dem Hashtag Selfcare findet man in den sozialen Netzwerken mehrere Millionen von Beiträgen, die möglicherweise den Eindruck erwecken, Selfcare sei deckungsgleich mit dem Begriff Wellness.

So geht ein Selfcare-Day

Es lohnt sich, auf sich acht zu geben, sich Zeit für Entschleunigung zu nehmen und bewusst zu leben. Es ist rat sam, Freunden und Familienmitgliedern vorab zu sagen, dass man sich eine Auszeit nimmt und einen Tag lang nicht erreichbar ist. Am besten überlegt man sich zunächst, was einem in den Sinn kommt, wenn man an Selbstfürsorge denkt: Möchte ich am liebsten zuhause bleiben und einfach mal die Beine hochlegen, mir beim Shoppen etwas Gutes tun oder mit Freunden gemütlich essen gehen? Oft tut es gut, einen Social-Detox-Day einzulegen und das Handy nicht zu beachten. 

Am Abend vor dem Selfcare-Day empfiehlt es sich, früh zu schlafen, sodass man am nächsten Morgen früh aufstehen kann und sich frisch und ausgeruht fühlt. Es tut gut, die morgendliche Ruhe zu genießen, indem man sich beispielsweise in aller Ruhe den Sonnenaufgang ansieht. Durch Atemübungen oder Meditation reduziert man Stress, konzentriert sich nur auf sich und befindet sich im Hier und Jetzt. Mit entspannenden Wellness- und Beautybehandlungen ist es möglich, Körper und Seele zu verwöhnen. 

Um sich bewusst zu machen, dass das Leben schön ist, hilft es, eine Liste mit Dingen zu schreiben, für die man dankbar ist und für die man sich glücklich schätzen kann.

Grundsätzlich sollte man seinen Bedürfnissen folgen und das tun, worauf man am meisten Lust verspürt: Für den einen ist ein Nickerchen genau das Richtige, andere kochen lieber etwas Leckeres, entrümpeln die Schränke, kaufen sich Blumen, lesen ein Buch oder zünden sich eine Kerze an und trinken Tee. Bei einem Spaziergang gelingt es vielen Menschen, den Gedanken einmal freien Lauf zu lassen und sich etwas Ruhe zu gönnen.

Selfcare und Achtsamkeitsprinzip

Selfcare bedeutet also auch, achtsam mit dem eigenen Körper und der Seele umzugehen. Im Multitasking-Modus unterwegs zu sein, wirkt sich negativ auf die Selfcare-Strategien aus, stattdessen ist es ratsam, sich nur auf eine Handlung zu fokussieren. Selfcare beinhaltet, auf sich und seinen Körper zu hören und zu achten. 

Was bedeutet Achtsamkeit?

Charakteristisch für ein achtsames Leben ist, sich im Hier und Jetzt zu befinden und das alltägliche Gedankenkarussell einmal zu stoppen. Dabei können kleine, simple Schritte helfen: Eine Mahlzeit langsam zu sich zu nehmen und sich dabei auf den Geschmack zu konzentrieren, anstatt während eines Telefonats beispielsweise das Essen schnell herunter zu schlingen.

Achtsamkeit umfasst zusätzlich den Gedanken, anderen Menschen wertfrei gegenüberzutreten und sie so zu akzeptieren, wie sie sind. Dies tut nicht nur anderen Personen gut, sondern reduziert auch den eigenen Stress. Menschen nicht zu bewerten, weil sie anders sind oder einen anderen Lebensstil haben, kann sich somit indirekt positiv auf die eigene Person auswirken.

Mit bestimmten positiven Glaubenssätzen ist es zudem oft leichter, achtsam durchs Leben zu gehen. So kann man sich beispielsweise morgens sagen: „Heute wird ein toller Tag!“ oder am Ende des Tages die guten Erlebnisse notieren und dankbar dafür sein.

Grenzen setzen, sich selbst Priorität einräumen

Leider wird Selfcare häufig mit Egoismus assoziiert, denn oft haben Menschen in der Sozialisierung nur gelernt, für andere zu funktionieren und keine Grenzen zu setzen. Obwohl man dringend eine Auszeit benötigt, erledigt man zunächst alles, was getan werden muss, stellt sich selbst hinten bevor man „Nein“ sagt. Selbstfürsorge funktioniert daher besser mit einem guten Selbstbewusstsein, denn es geht an dieser Stelle darum, sich selbst den Vorrang zu geben und unter Umständen anfallende Kritik aushalten zu können.

Selfcare ist kein Egoismus, sondern eine gesunde Abgrenzung zur Aufrechterhaltung des Wohlbefindens und der Gesundheit.

Fälschlicherweise wird Selfcare häufig auch als Belohnungssystem gesehen, hinter welchem Glaubenssätze stehen wie „Das muss ich mir erst verdienen.“. Selbstfürsorge sollte jedoch ein fester Bestandteil des Lebens sein, unabhängig davon, was jemand geleistet hat.

Selfcare zu lernen ist ein Prozess

Für Selbstfürsorge erhält man kein direktes Feedback, kein Lob. Zudem versinken die meisten Menschen oft in den Aufgaben ihres Alltags, sodass sie das Thema „Selfcare“ hintenanstellen und ihm einen geringeren Stellenwert zuschreiben als den Herausforderungen, welche die täglichen Verpflichtungen fordern. Selbstfürsorge kann somit im schlimmsten Fall Druck hervorrufen, wenn man nicht weiß, wie man sie zeitlich unterbringen soll. 

Wer mit Cyber-Detox, Wellness, Tagebuch schreiben, Ernährungsumstellung, Shopping oder Yoga nichts anfangen kann, sollte seinem Gefühl folgen und das tun, worauf er gerade Lust verspürt. Es ist völlig normal, dass sich die Vorlieben ändern und der Weg, Selbstfürsorge zu betreiben, wandelbar ist.

Es kann allerdings eine gewisse Zeit dauern, bis Menschen ihren persönlichen Weg gefunden haben. Am besten: konsequent bleiben! Denn manchmal braucht man etwas Geduld, bis man die positiven Effekte von Selfcare-Strategien wahrnimmt.

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