Strichmännchen © DragonTiger / iStock / Getty Images Plus
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FAQ zu Corona-Impfstoffen

WIE SAG ICH’S DEM KUNDEN?

Jetzt soll’s ja richtig losgehen. Nachdem in Dezember und Januar überwiegend im kleinen Rahmen geimpft wurde, entwickelt sich aus dem Trampelpfad der Immunisierung Schritt für Schritt eine stark frequentierten Impfstraße.

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So langsam wird es also ernst und auch Menschen, die nicht zur Hochrisikogruppe gehören, werden sich in den nächsten Wochen bis Monaten zur Impfung anmelden können. Doch bereits jetzt fragen die Kunden in der Apotheke ihres Vertrauens nach, welches Risiko sie bei der Impfung eingehen - mit einem Impfstoff, der innerhalb von 210 Tagen vermeintlich aus dem Nichts entwickelt wurde. Diese Geschwindigkeit und auch das völlig neue Wirkprinzip verunsichert viele Menschen. Darunter wird die Impfbereitschaft leiden. Hier spielen PTA und Apotheker eine wichtige Rolle: Ihre Aufgabe ist es, sachlich aufzuklären, Verunsicherungen aus dem Weg zu räumen und Ängste zu nehmen. Hier die Antworten auf die häufigsten Fragen Ihrer Kunden:

Kann ein Impfstoff, der so schnell entwickelt wurde, sicher sein? Dass ein Impfstoff in so kurzer Zeit entwickelt und zugelassen wurde, ist tatsächlich einzigartig, hat aber sachliche Gründe und geht nicht zu Lasten der Sicherheit: Es lagen bereits Erkenntnisse von anderen Coronaviren und -Impfstoffstudien vor, auf denen die Wissenschaftler aufbauen konnten. Die Entwicklungsphase I bis III liefen teilweise parallel zueinander ab und es erfolgte eine enge parallele Zusammenarbeit mit den Zulassungsbehörden, die schon während der Entwicklungsphase Daten vom Hersteller übermittelt bekamen („Rolling Review“) Es erfolgte eine enge internationale Zusammenarbeit unter den Entwicklerfirmen und die Forschung wurde intensiv mit finanziellen Mitteln unterstützt.

Beeinflussen mRNA-Wirkstoffe das Erbgut? mRNA steht für messenger RNA und ist für unsere Körper kein Fremdstoff, sie befindet sich ohnehin in jeder unserer Körperzellen und dient als Bauplan für Körpereiweiße. Auch mit der mRNA von Viren tritt unser Immunsystem praktisch täglich in Kontakt. Die mRNA-Forschung läuft seit Jahrzehnten und es gibt bislang keine Hinweise, dass aufgenommene mRNA das Erbgut verändern könnte.

Wie ist das mit den Langzeitfolgen? Vorab zur Klärung des Sachverhalts, Langzeitfolgen sind Effekte, die noch längere Zeit nach der Impfung anhalten und nicht solche, die erst nach vielen Jahren neu auftreten. Für die zugelassenen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna laufen bereits seit Herbst vergangenen Jahres Impfungen im Rahmen der Phase-III-Studien an mehreren tausend Patienten, somit besteht hier bereits eine große Datenmenge zur Sicherheit und Wirksamkeit der neuen Impfstoffe. Dem entgegen stehen die beobachteten Langzeitfolgen einer durchstandenen COVID-19-Infektion, dem sogenannten Post-COVID-Syndrom. So leiden 20 bis 30 Prozent der Erkrankten auch noch monatelang nach der überstandenen Infektion an neurologischen oder muskulären Problemen.

Wie wirksam und sicher ist der BNT162b2-Impfstoff?

Der Biontech/Pfizer-Impfstoff liegt mit 95-prozentiger Wirksamkeit weit über der von der WHO geforderten Wirksamkeit von 50 Prozent. Er gilt als sicher. Die im Rahmen der Studie beobachteten Nebenwirkungen an den fast 22 000 Verum-Patienten liegen im üblichen Rahmen einer Impfung und betreffen häufig Schmerzen an der Einstichstelle. (Die Originalstudie im New England Journal of Medicine kann unter www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2034577 abgerufen werden.).

 

Wie wirksam und sicher ist der Impfstoff mRNA-1273?

Auch der Moderna-Impfstoff „mRNA-1273“ ist hochwirksam und sicher. Er wurde im Rahmen der Ende Dezember publizierten Studie an rund 15 000 Teilnehmern getestet (im Vergleich zu Placebo) und weist einen 94-prozentiger Schutz auf vor einer schweren COVID-19-Infektion. (50% von der WHO verlangt). Auch hier liegen die Nebenwirkungen im üblichen Rahmen einer Impfung. (Die Originalstudie im New England Journal of Medicine kann unter www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2035389 abgerufen werden.).

 

Wie wirksam und sicher ist der Impfstoff AZD1222?

Mit dem ersten vektorbasierten Impfstoff beantragte nun auch das Unternehmen AstraZeneca eine bedingte Marktzulassung in der Europäischen Union (ob die geplante Zulassung Ende Januar erfolgte stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest). Das gemeinsam mit der britischen Universität Oxford entwickelte Vakzin basiert auf einem bei Menschen nicht mehr vermehrungsfähigen Adenovirus, ein Erkältungsvirus, das normalerweise Schimpansen befällt.

Dieses als Vektor bezeichnete Virus bringt ein Stück der Erbinformation des SARS-CoV-2-Virus – genauer die Information für dessen Spike-Protein - in den Körper, der mit einer Immunantwort dagegen reagiert. In zwei verschiedenen Studiendesigns wurde eine Wirksamkeit von 62,1 beziehungsweise 90 Prozent erreicht. Das Sicherheitsprofil des Impfstoffs bezeichnen die Studiumautoren als akzeptabel. (Mehr dazu unter www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)32661-1/fulltext). Im Gegensatz zu dem beiden mRNA-Impfstoffen kann der vektorbasierte Impfstoff bei normaler Kühlschranktemperatur für sechs Monate gelagert werden und muss nicht verdünnt werden.

 

Ab welchem Zeitpunkt ist mit einem Impfschutz zu rechnen? Nach heutigen Erkenntnissen hat sich die vollständige Wirksamkeit des Impfstoffes etwa drei Wochen nach der zweiten Impfung aufgebaut.

Wie lange bietet der Impfstoff Schutz? Die zurzeit eingesetzten Impfstoffe bieten keinen lebenslangen Schutz vor SARS-CoV-2. Langzeitstudien liegen bislang nicht vor. Erste Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass der Schutz mindestens fünf Monate anhält, möglicherweise ist mit einem Impfschutz von 1,5 Jahren zu rechnen.

Warum sollen Schwangere nicht geimpft werden? Diese Empfehlung liegt nicht darin begründet, dass für den Impfstoff fruchtschädigende Wirkungen bekannt wären. Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie bei jedem anderen Medikament auch, wenn noch keine ausreichenden Daten über die Behandlung von Schwangeren vorliegen. Bei neuen Medikamenten wird generell von einer Einnahme während der Schwangerschaft abgeraten. Im Falle des Corona-Impfstoffes wird empfohlen, nach der Impfung einen Sicherheitsabstand von zwei Monaten zu einer geplanten Schwangerschaft einzuhalten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2021 ab Seite 68.

Dr. Susanne Poth, Apothekerin/Redaktion

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