Modellbild Gehörgang© iLexx/ iStock / Getty Images

Hörsturz

WIE DURCH WATTE

Wenn man plötzlich – innerhalb von Sekunden bis Minuten - nichts mehr oder nicht mehr richtig hört, kann das viele Ursachen haben. Von einem Hörsturz spricht man immer dann, wenn der Auslöser unbekannt bleibt.

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Normalerweise gelangt der Schall durch den Gehörgang zum Mittelohr, von wo die Signale vom Trommelfell und den Gehörknöchelchen weiter an das Innenohr geleitet werden. Dort werden die Schalleindrücke in elektrische Nervensignale umgewandelt und ans Gehirn geleitet. Bei einem Hörsturz ist die Schallleitung unbeeinträchtigt, erst ab dem Innenohr wird die Information nicht mehr weitergegeben. Auch starker Lärm oder Infektionen können zu einem plötzlichen Hörverlust führen, dann ist jedoch die Ursache klar. Der Hörsturz ist definiert als plötzliche Schallempfindungsschwerhörigkeit, deren Ursache im Dunkeln bleibt.

Welche Theorien gibt es? Wie es zum Hörsturz kommt, ist noch nicht genau bekannt. Klar ist jedoch, dass die Haarzellen, die feinen Sinneszellen im Innenohr, stets mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden müssen. Andernfalls gehen sie zugrunde. Eine mögliche Theorie geht davon aus, dass beim Hörsturz im Innenohr Durchblutungsstörungen auftreten – eine Art Infarkt möglicherweise. Die Haarzellen können aber auch aus anderen Gründen defekt sein und nicht mehr richtig arbeiten. Oder die Übertragung ins Gehirn funktioniert nicht mehr. Hier könnten Entzündungen eine Rolle spielen. Man hört immer wieder, dass der Hörsturz eine Folge von Stress ist. Ein eindeutiger Zusammenhang konnte bis jetzt noch nicht gefunden werden. Allerdings kann Stress Entzündungsreaktionen begünstigen, auch im Ohr.

Was bedeutet Hörverlust? Die Hörfähigkeit lässt nach, wobei die Hörminderung sehr leicht sein und sogar völlig unbemerkt bleiben kann. Sie kann aber auch bis zur Taubheit reichen. Typisch ist, dass sich dieser Hörverlust meist sehr schnell entwickelt, nur selten dauert es mehrere Stunden. Und im Falle eines Hörsturzes ist in der Regel nur ein Ohr betroffen. Manche Betroffenen klagen auch darüber, dass Geräusche, insbesondere Stimmen, anders klingen als sonst. Die Ortung, aus welcher Richtung das Geräusch kommt, wird schwerer, weil dazu zwei intakte Ohren nötig sind. Begleitet ist die Hörminderung oftmals von einem pelzigen Gefühl um die Ohrmuschel herum und einem Druckgefühl im Ohr, als stecke ein Wattebausch im Gehörgang. Es kann zusätzlich auch Tinnitus auftreten, also störende Ohrgeräusche, die nur der Betroffene wahrnimmt. Manche Menschen leiden auch unter Schwindel.

Wie wird behandelt? Es ist schwierig eine gezielte Therapie zu entwickeln, wenn die Ursache nicht bekannt ist. Bisher konnte keine der zahlreichen Behandlungsmöglichkeit überzeugen. In leichten Fällen rät der Arzt meist dazu, erst einmal abzuwarten. In vielen Fällen heilt der Hörsturz nämlich von alleine wieder aus. Weit verbreitet ist aber auch eine Cortison-Therapie. Hierdurch sollen Entzündungsreaktionen und auch dadurch bedingte Schwellungen im Innenohr abklingen.

Diesen Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/2021 auf Seite 116.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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