© LeManna / iStock / Getty Images

Datenbanken

WENN ROTAVIREN DAHINTERSTECKEN

Mütter erleben es immer wieder bei Säuglingen und kleinen Kindern: Durchfall. Das ist nichts Ungewöhnliches und kein Grund zur Panik. Kommt Fieber hinzu, ist aber vielleicht Gefahr im Verzug.

Seite 1/1 4 Minuten

Seite 1/1 4 Minuten

Wie so oft bei Infektionskrankheiten gibt es auch beim Rotavirus genügend Möglichkeiten, sich über eine Schmierinfektion, also verunreinigte Gegenstände oder von Mensch zu Mensch zu infizieren. Bei Säuglingen kann das sogar über die Mutter passieren, die das Virus dadurch mitbringt, dass sie ein anderes Kind, fremde Gegenstände und dergleichen angefasst hat. Bei Kleinkindern findet die Übertragung meist durch den persönlichen Kontakt mit Fremdspielsachen oder anderen Gegenständen statt, da die Kleinen gerne alles in den Mund nehmen. Selten geschieht es über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel.

Was ist Rotavirus? Der Begriff wird synonym verwendet, das heißt, dass sowohl die Krankheit als auch der Erreger „Rotavirus“ genannt werden. Meistens verantwortlich für Magen-Darm-Erkrankungen bei Kleinkindern, sind die Viren hochansteckend, weshalb auch viele Kinder in den ersten Lebensjahren eine solche Infektion bereits hinter sich gebracht und damit Antikörper gebildet haben. SL01, „Erregersteckbriefe“, „Rotavirus“, geht näher darauf ein. Aufgrund seiner runden Erscheinung heißt das Virus Rotavirus, vom lateinischen „rota“, zu Deutsch „Rad“, abgeleitet.

Zwar sind Viren allgemein vergleichsweise einfach aufgebaut, einigen von ihnen ist jedoch nur schwer beizukommen. Viren brauchen Wirtszellen, zum Beispiel rote und weiße Blutkörperchen sowie Leber- oder Muskelzellen, um benötigte Bausteine von diesen reproduzieren zu lassen und damit ihr Erbgut zu vermehren. Die Wirtszelle stellt diese Teile her und baut sie regelrecht zu einem neuen Virus zusammen. Dieselbe Seite, SL02, „Erregerarten“, „Viren“, beschreibt diesen Vorgang anschaulich.

Wie gefährlich ist das Virus? Wie Sie bei der Lektüre von SL03, Suche „Rotavirus“, erfahren, sterben weltweit jährlich – dies sind Angaben des Robert Koch-Institutes – circa eine halbe Million Kinder an einer Rotavirusinfektion. Vor allem Entwicklungsländer sind betroffen. Schätzungsweise 2,4 Millionen Kinder werden pro Jahr mit dieser Infektion im Krankenhaus behandelt. Ältere Kinder und auch Erwachsene können sich anstecken, wobei Erwachsene sich eher mit dem Norovirus infizieren, das ebenfalls Brechdurchfall auslöst. Seit 2001 ist in Deutschland die Infektion mit dem Rotavirus meldepflichtig.

Trotz aller Hygienemaßnahmen gab es hierzulande 2011 mehr als 42 000 Erkrankungsfälle, die Dunkelziffer wird jedoch weitaus höher eingeschätzt. Aufgrund des hohen Flüssigkeitsverlustes (Dehydratation) durch Fieber und Durchfall kann die Erkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern lebensbedrohliche Ausmaße annehmen und sogar zum Tod führen, was Sie unter SL04, „Krankheiten“, „Rotavirus-Infektion“, „Symptome und Krankheitsbild“, erfahren. In Deutschland ist die Zahl der Todesfälle indes sehr gering, da rasch und effizient gegen die Infektion und den damit verbundenen Flüssigkeitsverlust vorgegangen werden kann.

Verlauf und Symptome der Krankheit Besonders häufig tritt die Erkrankung in den Wintermonaten auf. In dieser Zeit ist das Immunsystem angeschlagen und kann sich gegen Angriffe weniger effizient zur Wehr setzen. Zwischen Februar und April liegt der Ansteckungshöhepunkt, Gefahr besteht indes während des gesamten Jahres. Die Inkubationszeit, also die Zeit vom Moment der Infizierung bis zum Ausbruch, beträgt durchschnittlich ein bis drei Tage. Ab diesem Moment ist der Träger selber hochansteckend, da die Erreger mit dem Stuhl ausgeschieden werden.

Circa acht Tage dauert diese Phase, wie Sie unter SL05, „Infektionsschutz“, „Krankheitserreger“, „Rotaviren“, „Inkubationszeit …“, nachlesen können. Wie bereits erwähnt, sind die Hauptsymptome Durchfall, Erbrechen und Fieber. Der Durchfall kann wässrig sein, ist jedoch meist nicht blutig. Auch die Begleitsymptome Husten und Schnupfen können auftreten. Äußerlich wahrzunehmende Anzeichen können ein trockener Mund, Hautfaltenbildung nach Kneifen, Teilnahmslosigkeit, dunkel gefärbter Urin und geringe Urinbildung sein, siehe SL06, Suche „Rotavirus-Infektion“.

Was kann man tun? Natürlich haben Eltern immer Angst davor, dass ihrem Kind Ungemach widerfährt. Und natürlich möchten sie alles tun, um Erkrankungen zu verhindern. Es ist vielerorts zu lesen, dass Kinder mittels Impfung, in diesem Fall mit einer Schluckimpfung, gegen Rotaviren immunisiert werden können. Eindeutig empfohlen wird diese Impfung nicht, hat sie doch auch in vielen Fällen Nebenwirkungen.

SL07, Suche “Rotaviren“, „Soll ich mein Kind …“, geht kritisch mit dem Thema Schutzimpfung gegen Rotaviren um. So spielt in der Diskussion der finanzielle Aspekt im Gesundheitswesen ebenso eine erhebliche Rolle wie auch die Argumentation, dass die Rotavirenerkrankung von relativ kurzer Dauer ist, üblicherweise keine Langzeitschäden hinterlässt und in unseren Breiten so gut wie nie tödlich verläuft. Darüber hinaus werde das Immunsystem durch den Krankheitsverlauf ausreichend gestärkt. Ausführliche Berichte zum Thema entnehmen Sie SL08, Suche „Stiko empfiehlt Impfung gegen Rotaviren …“.

Vorsichtsmaßnahmen Ist bei einem Kind eine Erkrankung offensichtlich beziehungsweise wahrscheinlich, so darf die betroffene Person keine Gemeinschaftseinrichtungen, zum Beispiel Kitas oder Horte, besuchen. Von oberster Priorität ist konsequente Hände- und Flächenhygiene. Vor allem zur Handdesinfektion gibt es genügend Präparate mit nachgewiesener viruzider Wirksamkeit. Das Robert Koch-Institut führt auf SL09, Suche „Rotaviren-Gastroenteritis“, „Präventiv- und Bekämpfungsmaßnahmen“, sehr detailliert Wege der Vorbeugung und der Versorgung auf. Alles in allem sind Rotaviren sicherlich eine leidvolle Erfahrung, jedoch sind sie fast unausweichlich und in erster Linie „nur“ unangenehm. Daher sei bei entsprechender Achtsamkeit vor allzu großer Panik gewarnt.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/19 ab Seite 50.

Wolfram Glatzel, Autor und Redakteur Ursula Tschorn, Apothekerin

×