© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Tiere in der Apotheke

WENN KITTY SPUCKT

Gelegentliches Erbrechen ist bei vielen Katzen normal. Es ist auch nicht zwingend ein Hinweis auf eine Störung des Verdauungstraktes, sondern ein Symptom, das durch eine Vielzahl von Erkrankungen hervorgerufen werden kann.

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Erbrechen Aus klinischer und pathophysiologischer Sicht werden verschiedene Gruppen differenziert: Das gastrointestinale Erbrechen wird durch entzündliche Erkrankungen wie Gastritis oder durch Dehnungsreize, beispielsweise durch Magenüberladung oder Fremdkörper, sowie durch eine Irritation der Schleimhaut des Gastrointestinaltraktes ausgelöst. Beim chemisch-toxischen Erbrechen sind Gifte oder toxische Stoffwechselprodukte die Ursache. Entzündungs- und Dehnungsreize, wie sie bei Pankreatitis oder Lebertumoren auftreten, lösen viszerales Erbrechen aus, während neurogenes Erbrechen die Folge von Irritationen des Gleichgewichtsorgans bei Reisekrankheit oder einer Meningitis sein kann. Neurogene Ursachen für Erbrechen sind meist durch Symptome wie Kopfschiefhaltung oder Bewusstseinsveränderung eindeutig zu erkennen.

Fremdkörper Ein Verschluss des Magenausgangs ist meist auf einen Fremdkörper oder Haarballen (Bezoar) zurückzuführen. Vor allem bei Langhaarkatzen werden Haarballen festgestellt. Kämmen und/oder eine prophylaktische Behandlung mit einer Paste kann diesem Problem vorbeugen. Erbrechen durch Fremdkörper tritt bei Katzen plötzlich auf, und in den meisten Fällen haben die Tierhalter die Aufnahme des Fremdkörpers nicht beobachtet, was die Diagnose erschweren kann. Im Gegensatz zum Hund werden bei der Katze oft Fremdkörper wie Schnüre und Fäden im Erbrochenen gefunden. In der Weihnachtszeit sind Silberfäden vom Weihnachtsbaum gerne mal die Ursache des Erbrechens.

Wenn eine Katze einen fadenähnlichen Fremdkörper aufnimmt, kann es zu einem Darmverschluss kommen. In einigen Fällen ist das eine Fadenende unter der Zunge fixiert. Ein rasches Aufsuchen einer Tierklinik ist wichtig, da solche Fremdkörper einen Sägeeffekt haben, den Darm durchschneiden können und das Austreten von Darminhalt in den Bauch zu einer Bauchfellentzündung führen kann. Eine Röntgenuntersuchung des Abdomens kann den klinischen Verdacht erhärten. Die Therapie besteht in der operativen Entfernung des Fremdkörpers. Bei einem Darmverschluss handelt es sich immer um einen Notfall! Auch Darmtumoren oder andere maligne Tumoren im Bauchraum können die Ursache für Erbrechen sein. Die Therapie und Prognose sind hier von der Art des Tumors abhängig.

Nierenerkrankungen Erbrechen als Folge einer Nierenerkrankung wird sehr häufig insbesondere bei älteren Katzen festgestellt. Neben Abmagerung, Appetitlosigkeit und einem starken Maulgeruch fällt den Katzenbesitzern oft auf, dass die Katze mehr trinkt und viel Harn absetzen muss (Polydipsie und Polyurie). Da die Nieren schädliche Stoffwechselprodukte nicht mehr mit dem Harn ausscheiden können, kommt es zu einer Intoxikation und zu Übelkeit. Auch die Bildung von Erythropoetin in der Niere ist reduziert, daher leiden die betroffenen Katzen unter einer Anämie und werden im fortgeschrittenen Stadium mit blassen Schleimhäuten vorgestellt.

Die Diagnose wird anhand einer Blut- und Urinuntersuchung gestellt. Als Therapie werden Infusionen gegeben, um die Toxine über die Nieren auszuschwemmen. Durch eine Diät mit reduziertem Phosphor- und Proteingehalt entstehen weniger Giftstoffe, wodurch die Nieren entlastet werden. Auch Medikamente, die den oft gleichzeitig vorhandenen hohen Blutdruck bei diesen Patienten senken können, werden bei nierenkranken Katzen immer häufiger eingesetzt.

Hyperthyreose Die Überfunktion der Schilddrüse ist ebenfalls eine Erkrankung bei älteren Katzen ab etwa acht Jahren. Bei den meisten Patienten fällt ein Gewichtsverlust auf. Die Symptome dieser Erkrankung sind sehr vielfältig, und neben der Gewichtsabnahme können Erbrechen, Polydipsie, Diarrhoe, struppiges Haarkleid und Wesensveränderungen festgestellt werden. Ständiges Miauen, Unruhe und ein ängstlicher Gesichtsausdruck beherrschen manchmal das Krankheitsbild. Für eine endgültige Diagnose wird das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) bestimmt. Die Therapie besteht in der Gabe eines Thyreostatikums, Alternativen sind eine Radio-Jod-Therapie oder die chirurgische Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie).

Diabetes mellitus Diabetes mellitus führt in fortgeschrittenem Stadium ebenfalls zu Erbrechen. Meistens haben die Katzen Gewicht verloren und trinken sehr viel. Beim Vorstellen in der Tierarztpraxis sind sie oft stark ausgetrocknet, da viel Körperflüssigkeit durch den häufigen Urinabsatz und Erbrechen verloren geht. Meistens müssen die tierischen Patienten lebenslang zweimal täglich mit Insulin behandelt werden, was aufwendig ist, aber die Prognose und die Lebensqualität günstig beeinflusst.

Diagnose Die Ursachenforschung erfordert die Unterscheidung von Regurgitieren und Erbrechen, eine gründliche Anamnese bezüglich Fütterung, Medikamenteneinnahme, Zusammenhang mit der Futteraufnahme sowie eine sorgfältige klinische Untersuchung mit Abtasten des Abdomens, Beurteilung der Lymphknoten und der Farbe der Schleimhaut. Darüber hinaus sollten bei häufigem und chronischem Erbrechen eine Blut-, Urin- und Kotuntersuchung durchgeführt werden. Mittels bildgebender Diagnostik durch Röntgen und Ultraschall können Fremdkörper und Tumoren festgestellt werden. Möglicherweise sind Biopsien von veränderten Organen erforderlich.

Therapie Sie richtet sich nach der Grundkrankheit. Ist das Allgemeinbefinden bei akutem Erbrechen ungestört, reicht eine kurzfristige symptomatische Behandlung mit Antiemetika meist aus, zudem ist akutes Erbrechen häufig selbstlimitierend. Eine einheitliche Therapie ist nicht möglich, da die verschiedenen Grunderkrankungen durch eine gezielte Therapie behandelt werden müssen. Wichtig ist der Ersatz der Elektrolyte durch eine Infusion, wobei physiologische Kochsalzlösung 10 bis 100 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht (ml/kg KG) i.v. oder subkutan an mehreren Stellen oft zunächst ausreicht. Ohne tierärztliche Untersuchung dürfen keine Antiemetika und humanmedizinische Arzneien verabreicht werden.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 07/2020 ab Seite 108.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

Grundsätzlich wird zwischen Erbrechen und Regurgitation unterschieden. Regurgitieren ist das Zurückströmen von abgeschluckter Nahrung oder Flüssigkeit aus dem Rachen oder der Speiseröhre, bevor diese den Magen erreicht hat. Es handelt sich dabei um ein passives Hervorwürgen, bei dem die für Erbrechen typischen abdominalen Kontraktionen und die „pumpende“ Bewegung des ganzen Körpers („Bauchpresse“) fehlen. Ebenso fehlen Anzeichen einer Magenverdauung. Regurgitiertes Futter ist durch die kurze Verweildauer in Maul, Rachen und Schlund meist unverändert, durch den Einfluss von Bakterien aber übelriechend.

Ursachen für Regurgitieren sind Gaumenspalten, Lähmungen, Tonsillitis, Fremdkörper in der Mundhöhle beziehungsweise im Rachenraum, Pharyngitis und Ösophagitis. Regurgitieren wird meist, aber nicht immer, direkt im Anschluss an die Nahrungsaufnahme beobachtet. Erbrechen (Vomitus) dagegen ist ein Vorgang, bei dem Magen- und Dünndarminhalt durch Würgebewegungen und Einsatz der Bauchpresse ausgeworfen werden. Dem Erbrechen gehen oft Unruhe, stärkerer Speichelfluss und Teilnahmslosigkeit voraus, möglicherweise verkriechen sich die Tiere.

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