Ein Stillleben aus einer Insulinpumpe, einem Blutzuckertagebuch, Insulinpens und -spritzen, einem Messgerät, Messstreifen und Stechhilfen sowie Obst, Rosinen, Nüssen und Zuckerwürfeln.© MihaPater / iStock / Getty Images Plus
Insulin ist teuer, insbesondere Diabetiker in ärmeren Ländern sind deshalb unterversorgt. Die WHO nennt Ursachen und fordert Preissenkungen.

Weltdiabetestag

WHO WILL NIEDRIGERE INSULIN-PREISE

100 Jahre nach der Entdeckung des Insulins kommen immer noch Millionen Diabetiker weltweit nicht an das lebensrettende Hormon. Dafür gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) viele Gründe, wie sie zum Weltdiabetestag am 14. November schreibt.

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Laut WHO sind unter anderem die Gesundheitssysteme in zu vielen Ländern zu schwach, die Insulin-Preise zu hoch, getrieben durch die Popularität teurer Insulinanaloga, und der Wettbewerb gering, weil drei Hersteller den Markt dominierten. 

Insulin sei ein Milliardenmarkt geworden, kritisierte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am 12. November. „Die Wissenschaftler, die das Insulin vor 100 Jahren entdeckten, weigerten sich, daraus Profit zu ziehen und verkauften das Patent für nur einen Dollar“, sagte er. Diese Geste der Solidarität gelte heute nicht mehr.

Insulin seit 1921 isolierbar

Das Hormon Insulin reguliert die Aufnahme von Glucose in Körperzellen. Insulin wird von den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse gebildet. Frederick Banting und Charles Best schafften es an der Universität in Toronto 1921 erstmals, Insulin aus Gewebe der Bauchspeicheldrüse zu gewinnen. Nötig ist es für Menschen mit Diabetes mellitus, der sonst für eine Überzuckerung sorgt.

Millionen Diabetiker unterversorgt

Rund neun Millionen Menschen leben nach Schätzungen der WHO mit Diabetes Typ 1, einer Autoimmunkrankheit, bei der die Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört werden. Rund 60 Millionen Menschen leben mit Diabetes Typ 2. Dabei ist die Wirkung des Insulins in den Körperzellen vermindert. Ohne Insulingabe drohen diesen Menschen Nierenversagen, Blindheit oder Amputationen. Nur die Hälfte der Menschen mit Typ 2-Diabetes bekämen Insulin, so die WHO. 80 Prozent der Diabetiker lebten in ärmeren Ländern.

Drei Unternehmen teilen sich den Insulin-Markt

Die WHO verlangt unter anderem mehr Investitionen in die Produktion, um stärkeren Wettbewerb herzustellen, damit die Preise sinken. Rund 90 Prozent des Insulins wird heute von drei Unternehmen hergestellt: Eli Lilly (USA), Novo Nordisk (Dänemark) und Sanofi (Frankreich).

Vor allem müsse die Produktion von sogenanntem Humaninsulin steigen. Dabei wird das menschliche Gen für Insulin in die Erbsubstanz von Darmbakterien oder Hefepilzen eingebaut. Es ist genauso effektiv, aber deutlich billiger als Insulinanaloga. Diese setzen sich am Markt durch, weil sie durch einen anderen Aufbau der Aminosäurensequenz schneller wirksam sind.

Quelle: dpa

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