Auf einem Kalender ist die Zahl 25 eingekreist. Darauf stehen ein Paar Babyschuhe. Eine Hand hält einen positiven Schwangerschaftstest.© razihusin / iStock / Getty Images Plus
Damit rechnet man im Weihnachtsnotdienst nicht.

Weihnachtsgeschichten aus der Apotheke

EINE WIRKLICH SCHÖNE BESCHERUNG

Über den Notdienst an einem Weihnachtsfeiertag, der unerfreulich beginnt und sich überraschend wendet

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Ich erinnere mich gerne an eine Begebenheit zurück, die mir vor Jahren in einem Weihnachtsnotdient geschehen ist. Etwas missmutig war ich morgens am ersten Weihnachtsfeiertag bei Schneeregen und einem kalten Wind in die kleine Landapotheke aufgebrochen. Außer mir war kein Mensch auf der Straße. Warum auch? Sicher lagen alle noch gemütlich in ihren warmen Betten. Eigentlich hatte die Chefin selbst den Dienst übernehmen wollen, doch sie lag seit Heiligabend mit einer Grippe im Bett.

Also schloss ich kurz vor halb neun die Apotheke auf, startete die PCs und das Kassenprogramm, legte das Geld in die Kasse und richtete mir schon mal das Nachtdienstzimmer ein. Beim Auspacken meiner Taschen musste ich feststellen, dass ich das sensationell leckere Weihnachtsgebäck, das meine Nachbarin, eine begnadete Plätzchenbäckerin, gebacken hatte, daheim vergessen hatte. Auch das noch! Damit wollte ich mir eigentlich den Nachmittag versüßen.

Kurz nach neun kam dann die erste Kundin. Sie fragte nach einem Schwangerschaftstest. Na ja, dachte ich, ein Notfall ist das ja nicht. Aber jetzt bin ich ja eh da. Also fragte ich sie freundlich, wie lange die Regel denn schon ausgeblieben sei, erklärte ihr die Anwendung und verkaufte ihr den Test. Der Vormittag plätscherte so dahin, ab und zu kamen Leute aus dem ärztlichen Notdienst, die Antibiotika-Säfte für ihre Kinder brauchten, dazwischen ein paar Erkältete und einer, der an Heiligabend zu viel gegessen hatte. Dazwischen erledigte ich ein paar Büroarbeiten und dachte dabei wieder an meine Plätzchen, die zuhause lagen. 

Um die Mittagszeit stand plötzlich die junge Frau wieder vor mir, die morgens den Schwangerschaftstest gekauft hatte. Ich dachte zuerst, ich hätte ihr die Anwendung vielleicht nicht richtig erklärt und sie hätte deswegen was falsch gemacht. Aber sie strahlte über das ganze Gesicht. „Danke“, sagte sie, „der Schwangerschaftstest ist positiv! Und Sie glauben ja nicht, wie lange mein Mann und ich uns schon ein Kind wünschen.“

Ich war ein bisschen gerührt und stammelte nur: „Herzlichen Glückwunsch! Aber ich habe nichts dazu beigetragen, ich habe Ihnen nur den Test verkauft.“ „Ja genau, und damit haben Sie uns das schönste Weihnachtsgeschenk beschert. Deshalb sollen Sie auch was von unserem Glück abhaben“, und mit diesen Worten zog sie eine Dose mit Weihnachtsplätzchen aus ihrer Tasche.

Und was soll ich sagen, sie schmeckten genauso gut wie die von meiner Nachbarin.

Hier finden Sie die Weihnachtsgeschichte aus der Apotheke von gestern.
Nicht verpassen: Morgen gibt es eine weitere Geschichte!

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