Seifenstück.© Maridav / iStock / Getty Images

Kosmetik

WAS KANN WASSERFREIE KOSMETIK?

Feste Shampoos, Haarseifen oder Duschbars – wasserfreie kosmetische Produkte tauchen vermehrt in den Verkaufsregalen auf. Wie kommt es zu diesem Trend?

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Flüssiges Duschgel und Shampoo haben in den meisten Badezimmern ihren festen Platz. Umfragen belegen, dass die morgendliche Dusche mit diesen Produkten für die Menschen essenziell ist: Ohne sie können sich nur die wenigsten vorstellen, mit einem guten Gefühl in den Tag zu starten. Die Anwendung ist dank der praktischen Verpackungen darüber hinaus sehr einfach und hygienisch. Allerdings geraten Verpackungen zunehmend in die Diskussion, da sie häufig aus Kunststoffen bestehen.

Weniger Verpackung Wasserfreie Produkte, wie beispielsweise feste Shampoos, haben den Vorteil, dass sie überwiegend auf Kunststoff in der Verpackung verzichten können – eine Verpackung aus Karton reicht in der Regel aus. Der verwendete Karton ist dabei allerdings häufig mit Kunststoff beschichtet. Ein weiterer Vorteil: Volumen und Gewicht der Produkte reduzieren sich deutlich, weil sie kaum Wasser enthalten, was wiederum Kosten bei Transport und Distribution spart. Sind die Produkte dadurch automatisch umweltfreundlicher? Nicht unbedingt.

Um festzustellen, wie nachhaltig wasserfreie Produkte wirklich sind, müsste man für ein wasserfreies Produkt im Vergleich zum wasserhaltigen in jedem Einzelfall eine umfassende Ökobilanz erstellen. Verpackungen, Rohstoffe und Transport zusammen machen nach vorliegenden Zahlen nur zwischen 5 und 20 Prozent der Umweltauswirkungen aus, die beispielsweise im Lebenszyklus eines Shampoos auftreten. Ein ganz wesentlicher Anteil der Umweltauswirkungen ist hingegen auf den Wasser- und damit zusammenhängenden Energieverbrauch während des Duschens zurückzuführen.

Können alle Inhaltsstoffe verarbeitet werden? Haut- und Haarpflege gibt es in unzähligen Variationen, da die Bedürfnisse der Menschen sehr unterschiedlich sind. Können wasserfreie Produkte da mithalten? Bisher nicht, da nicht jedes kosmetische Produkt in fester Form hergestellt werden kann. Die bei Verbrauchern beliebten Emulsionen in der Hautpflege oder Zwei-Phasen-Produkte zur Hautreinigung gibt es nur mit Wasser. Hinzu kommt: Wasser ist in vielen Produktkategorien als Basisrohstoff unerlässlich. So steht nicht jeder Rohstoff ohne Wasser zur Verfügung.

In vielen Fällen dient Wasser als Lösungsmittel oder Verdünnungsmittel für Rohstoffe, wie zum Beispiel bei wässrigen Pflanzenextrakten. Auch im Hinblick auf eine präzise Dosierung ist Wasser im Produktionsprozess wichtig. Viele Stoffe, die wasserfrei, wachsartig, klebrig oder fest sind, lassen sich nur schwer dosieren und werden deshalb in einem Lösungsmittel, vorzugsweise Wasser, gelöst. Soll das fertige Produkt am Ende als festes Produkt vorliegen, müssten diese Stoffe beziehungsweise das betreffende Kosmetikprodukt im Fertigungsprozess mit hohem Energieaufwand wieder getrocknet werden.

Sind Konservierungsstoffe nötig? Auch wenn wasserfreie Produkte, wie ein Lidschatten, oftmals ohne Konservierungsstoffe auskommen, sind feste kosmetische Produkte nicht automatisch frei von Konservierungsstoffen. Die Hilfsstoffe sind notwendig, um kosmetische Produkte vor einer Verkeimung zu schützen. Und zwar immer dann, wenn die Produkte einen idealen Nährboden für Keime darstellen. Neben der Zusammensetzung der Produkte ist dabei auch zu berücksichtigen, wo und wie die Produkte angewendet werden. Seifenstücke oder feste Shampoos, die möglicherweise längere Zeit in der Dusche im Wasser liegen, können schneller verkeimen und benötigen daher Stoffe zur Konservierung.

Diesen Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2022 ab Seite 132.

Birgit Huber, ikw (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V.)

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