Huhn © sanddebeautheil / iStock / Getty Images Plus
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Hauterkrankungen

WAS GUCKT DENN DA?

Trotz ihres lustigen Namens ist mit Hühneraugen nicht zu spaßen. Die Schwielen können so stark schmerzen, dass das Gehen unmöglich wird. Manchmal ist sogar ein Experte nötig, um sie zu entfernen.

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Kennzeichnend für die Hautveränderungen ist ihr rundes, glasig durchscheinendes Zentrum, das wie eine Pupille aussieht. Daher werden sie umgangssprachlich als „Hühnerauge“, regional auch als „Krähenauge“ bezeichnet. Sie können überall entstehen, wo zu viel Druck auf dünne Haut ausgeübt wird, also zum Beispiel dort, wo der Knochen sehr dicht unter der Haut liegt, wie an den Fußknöchelchen. Medizinisch korrekt ist die Bezeichnung „Clavus“ von Nagel – und geformt wie einen Nagel muss man sich ein Hühnerauge auch vorstellen. Auf dauerhaften Druck, zum Beispiel durch zu enge Schuhe, reagiert die Haut, indem sie Hornhaut bildet. Nimmt der Druck nicht ab, entwickelt sich in der Mitte der Hornhautschicht mit der Zeit ein Dorn, der kegelartig immer weiter in die Tiefe wächst. Drückt er schließlich auf die Knochenhaut und die Nerven, kann er starke Schmerzen auslösen.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge Es gibt verschiedene Formen des Clavus. Je nach Beschaffenheit unterscheidet man: harte Hühneraugen (Clavus durus), die meist unter dem Fußballen und auf den Zehenknöchelchen auftreten, weiche Hühneraugen (Clavus mollis), die eher in den Zehenzwischenräumen vorkommen, wenn Schuhe zu schmal sind, besonders schmerzempfindliche Hühneraugen, wie den von Blutgefäßen und Nerven durchzogenen Clavus neurovascularis, den ebenfalls Nerven aufweisenden Clavus neurofibrosus sowie den Clavus papillari, der auf einem Bluterguss aufliegt, Hühneraugen unter der Nagelplatte (Clavus subungalis).

Behandlung erfordert Geduld Erste Maßnahme bei einem entstehenden Hühnerauge ist, sofort den darauf lastenden Druck zu lindern. Hierfür gibt es im Handel kleine Schaumstoffringe. Klebt man sie über die Hühneraugen, ermöglicht das Loch in der Mitte, dass der Dorn frei von Druck bleibt, während der Schaumstoff ihn in der Umgebung reduziert. Hat sich der Clavus schon weiter herausgebildet, hängt die Therapie von seiner Art ab. Ist das Hühnerauge relativ flach und oberflächlich, kann man es oft noch selbst entfernen. Hierzu muss man es zunächst mit einem etwa 20-minütigen Fußbad in nicht zu heißem Wasser anweichen.

Nun kann der äußere Teil des Clavus meist abgelöst werden, sodass der Kegel zugänglich wird. Dieser wird Stück für Stück abgetragen – entweder durch mechanisches Abhobeln, oder indem man ein Pflaster oder eine Tinktur mit Salicylsäure aufträgt. Das Keratolytikum löst die Hautschicht leicht an und wirkt so wie ein chemischer Hobel. Nachteilig ist hierbei, dass man sehr genau arbeiten muss, um nicht zu viel gesunde Haut mit abzulösen. Arzt oder medizinischer Fußpfleger können das besser, weil sie die betreffende Stelle genauer sehen und bearbeiten können.

Vor allem bei Hühneraugen unter dem Fuß sollte man bei der Behandlung mit Salicylsäure unbedingt jemanden haben, der das Pflaster aufkleben oder die Tinktur auftragen kann. Bis der Kegel mit dieser Methode abgetragen ist, kann es mehrere Wochen dauern, und man muss natürlich weiterhin versuchen, den Druck zu vermindern. Auf gar keinen Fall darf man mit Messern oder spitzen Gegenständen am Hühnerauge herumhantieren! Denn die Wunde ist die perfekte Eintrittspforte für Keime, gerade an den damit dicht besiedelten Füßen. Im schlimmsten Fall kann eine Infektion sogar bis hin zu einer Sepsis führen.

Besser zum Profi Bei allen komplizierteren Formen des Hühnerauges sollte man zu einem Hautarzt oder medizinischen Fußpfleger gehen, denn die Gefahr, durch unsachgemäßes Handeln Infektionen hervorzurufen, Gefäße oder Nerven zu schädigen, ist einfach zu groß. In der Regel kann ein Fußpfleger einen Clavus mittels einer kleinen Fräse und einem Skalpell auch viel schneller schmerzfrei entfernen als es mithilfe des Salicylpflasters möglich ist. Das Clavus subungalis ist ohnehin ein Fall für den Experten, da zuerst der Nagel entfernt werden muss, um überhaupt an das Hühnerauge heranzukommen. Tabu ist die Selbstmedikation auch für Diabetiker – selbst bei noch harmlosen Hühneraugen.

Diabetiker haben durch ihre Krankheit nicht nur ein verringertes Schmerzempfinden, sondern auch eine schlechtere Wundheilung. Manipulieren sie an den Hühneraugen selbst herum, kann es sein, dass sie das Gewebe durch die eingeschränkte Schmerzwahrnehmung stark schädigen und so schwere Infektionen riskieren. Generell müssen Diabetiker besonders auf Hautveränderungen an den Füßen achten, denn Hühneraugen können bei ihnen leicht zu bedrohlichen Geschwüren werden, die Fisteln ausbilden. Es kann sogar Gewebe absterben, ohne dass die Betroffenen es merken. Dann ist manchmal sogar eine Amputation nötig. Aufgrund des Risikos für ein solches diabetisches Fußsyndrom, gehören die Füße von Zuckerkranken immer in professionelle Hände!

Nicht einfach ignorieren Manche Hühneraugen sind eigentlich gar keine. Es sind Warzen, die durch eine Virusinfektion hervorgerufen wurden, aber an Hühneraugen erinnern. Dabei kann man sie leicht unterscheiden: Hühneraugen wachsen flach und sind druckschmerzempfindlich, während Warzen nach oben wuchern. Außerdem fehlt ihnen das typische glasige „Auge“. Dafür weisen sie punktförmige braune Einschlüsse auf, die aus geronnenem Blut bestehen. Und noch etwas unterscheidet beide: Bei Warzen kann es Spontanheilungen geben, während Hühneraugen nicht von selbst wieder verschwinden. Irgendwann wachsen sie so stark in die Tiefe, dass die Schmerzen ein Gehen unmöglich machen. Sind die Hühneraugen bereits so weit fortgeschritten, können sie meist nur noch operativ entfernt werden.

Den Füßen Gutes tun Hühneraugen kann man vorbeugen – zuerst einmal, indem man möglichst wenig Druck auf knochennahe Hautstellen ausübt. Da Hühneraugen zwar auch an den Händen, meist jedoch an den Füßen auftreten, ist gesundes Schuhwerk das A und O. Es sollte möglichst der Fußform angepasst und nicht zu eng sein sowie keine hohen Absätze haben. Wenn man unbequeme Schuhe über den Tag nicht ganz vermeiden kann, sollte man zumindest häufiger einmal die Schuhe wechseln und in der Freizeit so viel wie möglich barfuß laufen. Senk-, Spreiz- oder Knickfüße begünstigen Hühneraugen. Jedoch können orthopädische Einlagen bei diesen Fehlstellungen auch Druckstellen vorbeugen. Eine regelmäßige professionelle Fußpflege kann helfen, Hühneraugen schon im frühen Stadium zu erkennen, sodass sie sich noch recht leicht entfernen lassen und man der Neubildung entgegenwirken kann. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/18 ab Seite 50.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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