rote Blutkörperchen in einem Gefäß© PhonlamaiPhoto / iStock / Getty Images Plus
Rote Blutkörperchen sollten flüssig durchs Gefäß rauschen - aber nicht unkontrolliert.

Vorhofflimmern

NEUES ANTIKOAGULANS MINIMIERT BLUTUNGSRISIKO

Zur Behandlung von Vorhofflimmern ist die Gabe von Gerinnungshemmern notwendig. Doch der Einsatz ist knifflig, denn Antikoagulanzien erhöhen gleichzeitig die allgemeine Blutungsneigung. Ein neues Antikoagulans könnte das Monitoring vereinfachen: Asundexian.

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Ihre Anzahl ist hoch: Rund 20 Prozent der älteren Menschen in Deutschland leidet am Vorhofflimmern (VHF); außerdem ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Das sind insgesamt rund 1,8 Millionen Betroffene. Die häufigsten zugrunde liegenden Ursachen sind dabei Bluthochdruck und eine Herzschwäche.

Beim VHF breiten sich die elektrischen Impulse in den Vorhöfen nicht mehr regelmäßig aus. Dadurch finden im linken Herzvorhof keine rhythmischen Kontraktionen mehr statt, durch die das Blut normalerweise zügig in die linke Herzkammer weitertransportiert wird. Dafür bewegt sich der Vorhof hochfrequent und unkoordiniert – er „flimmert“. Zunächst ist das nicht gefährlich, doch wenn der Zustand längere Zeit besteht, kann dies das Schlaganfallrisiko erhöhen. Der Grund: Im flimmernden Herzvorhof können sich Blutgerinnsel bilden, denn das stehende Blut im Herzohr (so heißt ein kleiner Teil des Herzens, in dem  der Weitertransport stockt) läuft Gefahr zu gerinnen. Kleine Stückchen des Thrombus könnten sich dann ablösen, sodass sie ins Gehirn wandern und dort einen Gefäßverschluss (Schlaganfall) auslösen können.

Kardiologische Behandlung notwendig, doch zu welchem Preis?

Die optimale Behandlung des VHF ist eine kardiologische: Durch Koordination der Pumpfunktion des Herzens soll dessen Schlagen normalisiert werden. Wenn das nicht möglich ist (oder erfolglos blieb), dann wird zur Schlaganfallprävention die Gabe von Antikoagulanzien empfohlen. Dafür stehen verschiedene orale Medikamente zur Verfügung, allen voran der klassische Vitamin-K-Antagonist Phenprocoumon. Daneben sind auch die sogenannten direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) verfügbar, die selektiv Gerinnungsfaktoren hemmen, beispielsweise den Faktor IIa (Dabigatran) oder Faktor Xa (Apixaban, Edoxaban, Rivaroxaban). Sie sind therapeutisch besser steuerbar als Phenprocoumon, da die Wirkung praktisch sofort einsetzt und beim Absetzen schnell wieder nachlässt. Alle Präparate haben jedoch das Problem, dass sie nicht nur die Gerinnung hemmen, sondern gleichzeitig das allgemeine Blutungsrisiko erhöhen.

Hoffnungsträger Asundexian

Das ist beim neuen oralen Antikoagulans Asundexian anders: Es hemmt den Faktor XIa und soll thromboembolische Ereignisse bei nur minimalen Effekten auf die Blutgerinnung beziehungsweise geringem Blutungsrisiko verhindern. Die nun veröffentlichte Phase-II-Studie verglich Asundexian mit Apixaban. Sie fand in 14 Ländern gleichzeitig statt und wurde bei Menschen ab 45 mit VHF durchgeführt.

Das Ergebnis: „Bei Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern mit dem Faktor XIa-Inhibitor Asundexian – in zwei verschiedenen Dosierungen – gab es mit 4/503, also 0,8 Prozent, deutlich weniger Blutungsereignisse als mit der Apixaban-Standardmedikation mit 6/250, also 2,4 Prozent“, so das Fazit von Professor Hans Christoph Diener aus Essen. „Die Blutungsraten wurden um 67 Prozent reduziert – bei fast vollständiger Hemmung des Gerinnungsfaktors XIa. Diese Ergebnisse sind vielversprechend und wir erwarten nun mit Spannung prospektive klinische Outcome-Studien zur Schlaganfallprävention für diese neue Substanz.“

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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