Gruppe von Menschen © molchanovdmitry / iStock / Getty Images
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Phytotherapie

VOLKSKRANKHEIT BEWEGUNGSSCHMERZEN

Rheuma oder Arthrose verursachen mitunter heftige Schmerzen. Eine echte Heilung ist nicht möglich, aber mit pflanzlichen Arzneimitteln können Betroffene die Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern.

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Schmerzen im Bewegungsapparat sind ein relevantes Beratungsthema, insbesondere bei Kunden im höheren Lebensalter. Die Symptome sind unter anderem auf Gelenkabnutzungen oder auf Entzündungsprozesse zurückzuführen. Zu den Ursachen von Muskel- und Gelenkleiden gehören auch übermäßiges Training sowie Verletzungen. Die Beschwerden können akut oder chronisch auftreten, Leit- oder Begleitsymptome sein und in ihrer Intensität variieren. Klagen Kunden über Schmerzen der Knochen, Gelenke, Muskeln, Bänder oder Sehnen sollten PTA und Apotheker einen Arztbesuch empfehlen. Vor allem, wenn die Selbstmedikation bereits ausgeschöpft ist.

Bei der Bezeichnung Rheuma handelt es sich um einen Überbegriff für Krankheiten mit Schmerzen und Funktionseinschränkungen am Bewegungssystem. Typische Symptome sind Knieprobleme, geschwollene Hände sowie Beschwerden an den Gelenken sowie an der Muskulatur. Arthrose ist hingegen eine Verschleißerscheinung mit einem Verlust an Knorpelmasse und daraus resultierenden Schmerzen. Zu Beginn der Erkrankung stumpft die Knorpelschicht allmählich ab, im weiteren Verlauf bilden sich dort immer tiefer werdende Risse bis der Knochen schließlich frei liegt.

Betroffene spüren zunächst Steifigkeit und Spannungsgefühle, die sich bei kalter und feuchter Witterung gegebenenfalls verschlechtern. Charakteristisch für Arthrose sind auch Anlaufschmerzen, die während der Bewegung allmählich abnehmen. In fortgeschrittenen Erkrankungsphasen reiben die Knochen direkt aufeinander, sodass Betroffene von heftigen Schmerzen, auch in Ruhephasen, geplagt sind.

Wer rastet, der rostet Moderate körperliche Aktivität ist die beste Vorbeugung gegen Arthrose. Durch Bewegung werden Abfallprodukte aus den Zellen abtransportiert, Muskeln trainiert und die Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt. Weitere Maßnahmen sind die Vermeidung von Übergewicht, der Verzicht auf Nikotin und Alkohol sowie die Verminderung der Überlastung der Gelenke. Ist es zur Prävention bereits zu spät, ist das oberste Therapieziel, die Schmerzen zu lindern. Häufig werden nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) gegen die chronischen Beschwerden eingesetzt. Aufgrund von gastrointestinalen Komplikationen muss der Arzt jedoch im Einzelfall abwägen, ob die Behandlung sinnvoll ist.

Pflanzliche Alternativen Der Markt bietet darüber hinaus Arznei- oder Nahrungsergänzungsmittel, die einen positiven Einfluss auf den Gelenkverschleiß oder auf entzündliche Erkrankungen versprechen. Pflanzliche Produkte mit Teufelskrallen- oder Weidenrindenextrakt erwiesen sich als tauglich gegen degenerative Schmerzen. Zu den natürlichen Therapiemöglichkeiten zählen auch Phytopharmaka wie Weihrauch oder Beinwell. Die europäische Bewertungskommission (ESCOP) sieht einen positiven Einfluss von Teufelskrallen- und Weidenrindenpräparaten auf schmerzhafte Arthrosen sowie auf degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Teufelskralle enthält den Inhaltsstoff Hapargosid, ein sogenanntes Iridoidglykosid, welchem eine analgetische und antiphlogistische Wirkung zugeschrieben wird. Die Wirkung der Teufelskralle tritt jedoch nicht direkt ein, sondern erst nach einer regelmäßigen, längerfristigen Einnahme. Die wirksamen Bestandteile der Weidenrinde sind hingegen Salicylderivate: Sie hemmen die Cyclooxygenase 1 und 2 und erreichen dadurch ihren schmerzlindernden Effekt.

Wohlbefinden für die Knochen Salben mit Beinwell, auch als „Knochenwohl“ bezeichnet, haben sich bei Schmerzen des Bewegungsapparates ebenfalls bewährt. Die Heilpflanze verfügt über Allantoin, Rosmarinsäure und Schleimpolysaccharide und weist somit adstringierende und antiphlogistische Effekte auf. Das Anwendungsspektrum der Heilpflanze Arnika umfasst ebenfalls Schmerzen des Bewegungsapparates wie Muskel-, Rücken- und Gelenkbeschwerden. Als Homöopathikum eignet sich Arnika zur inneren und äußeren Anwendung. Bei gesundheitlichen Problemen wie Entzündungen oder Gelenkschmerzen kann Arnika in Form von Salben, Cremes, Tinkturen, Gel oder Öl aufgetragen werden.

Unzureichende Studienlage Verschiedene Studien lieferten Hinweise darauf, dass Weihrauchextrakte bei verschiedenen Erkrankungen, wie etwa der rheumatischen Arthritis, Linderung schaffen. Die pharmakologisch wirksamen Substanzen des Weihrauchharzes sollen Boswelliasäuren und Tirucallsäuren sein. Beispielsweise hemme die Acetyl-keto-​boswelliasäure das Enzym 5- Lipoxygenase, welches bei der Synthese der Leukotriene als Entzündungsmediator eine Rolle spielt. Die medizinische Wirkung des Weihrauchs gegen Schmerzen im Bewegungsapparat gilt allerdings noch nicht als ausreichend bestätigt.

Den Artikel finden Sie auch in unserem Sonderheft „Phytotherapie und alternative Heilmethoden“ ab Seite 44.

Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin

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