Ein Arzt untersucht die Lunge eines Babys mit einem Stethoskop.© Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus
Eine RSV-Impfung der Mutter während der Schwangerschaft schützt das Neugeborene in seinen ersten Lebensmonaten vor schweren Krankheitsverläufen.

Virusinfekt

SCHWANGERE ÜBERTRAGEN RSV-IMPFSCHUTZ AN SÄUGLINGE

Das Respiratorische Synzytial-Virus ist der Erreger einer Atemwegserkrankung, die besonders Neugeborenen und Säuglingen gefährlich werden kann. Schutz soll eine Impfung bieten. Der Clou: Nicht das Kind, sondern die Schwangere erhält sie.

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Es sind immerhin 50 bis 70 Prozent der Kinder unter einem Jahr in Deutschland, die schon einmal Bekanntschaft mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) gemacht haben. Bis zum zweiten Geburtstag hat sogar fast jedes Kind eine Infektion durchgemacht. Sie beginnt oft mit einem leichten Schnupfen, greift dann auf die unteren Atemwege und die Lunge über und kann Atemnot auslösen.

Im Herbst 2022 brachte eine RSV-Welle hierzulande die Kinderkliniken an ihre Belastungsgrenzen. 2019 sind weltweit rund 100 000 Kinder an RSV gestorben – rund 97 Prozent kamen dabei aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen.

Lebensrettende Sauerstoffgaben für RSV-kranke Kinder fehlen

Professorin Beate Kampmann, Leiterin des Instituts für Internationale Gesundheit der Charité, erklärt, dass eine RSV-Erkrankung bislang nur symptomatisch behandelt werden kann. „Bei schweren Verläufen ist eine Sauerstoffgabe überlebenswichtig, was in ärmeren Ländern häufig nicht rechtzeitig oder in ausreichendem Maße realisiert werden kann. Wir benötigen daher dringend eine Impfung, um die vulnerabelste Gruppe, nämlich Kinder unter sechs Monaten, wirksam vor schweren Krankheitsverläufen nach einer RSV-Infektion schützen zu können.“

Immunisierung während der Schwangerschaft schützt das Neugeborene

Eine Impfung während der Schwangerschaft stellt dazu eine effektive Möglichkeit dar. Gegen Grippe, Keuchhusten oder COVID-19 wird das bereits empfohlen. Die werdende Mutter bildet in der Folge Antikörper, die sie über die Plazenta an das ungeborene Kind weitergibt. Dieser Impfschutz hält dann über die ersten Lebensmonate an.

Der Impfstoff ist bereits entwickelt; er heißt RSV-preF. Und die dazugehörige Doppelblind-Studie hat auch schon begonnen. Gut 7000 Frauen nahmen teil. Nach der Geburt wurden die Kinder über ein bis zwei Jahre regelmäßig untersucht und auf das Virus getestet. „Die Ergebnisse der Impfstudie sind ausgesprochen positiv“, sagt Kampmann. „Bei 80 Prozent der Kinder konnte durch die Impfung der Mutter während der Schwangerschaft ein schwerer Verlauf von RSV in den ersten drei Lebensmonaten verhindert werden; über zwei Drittel waren auch noch im Alter von sechs Monaten geschützt. Auch wurde die Impfung von den Frauen sehr gut vertragen.“

Der RSV-Impfstoff kurz und knapp:
● Geimpft wird die werdende Mutter.
● Die Antikörper gibt sie an der ungeborene Kind weiter.
● 80 Prozent der Kinder waren in den ersten drei Lebensmonaten vor schweren RSV-Infektionen geschützt, über zwei Drittel waren auch nach sechs Monaten noch geschützt.
● Die Impfung ist gut verträglich.

Pharmastudien mit den Menschen, für die das Präparat gedacht ist

Die Teilnehmerinnen der Studie kamen zu knapp der Hälfte aus den USA. Dreißig Prozent kamen aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, beispielsweise nahmen 200 Frauen aus Gambia teil.  Kampmann ist seit über einem Jahrzehnt in dem westafrikanischen Land aktiv; hier hat sie unter anderem bereits gegen Keuchhusten im Kindesalter ein Programm zur Immunisierung während der Schwangerschaft ins Leben gerufen. Sie sagt: „Es ist wichtig, Impfstudien in den Ländern durchzuführen, in denen die Impfstoffe später auch genutzt werden sollen.“

„Es ist wichtig, Impfstudien in den Ländern durchzuführen, in denen die Impfstoffe später auch genutzt werden sollen.“

Gerade in sozioökonomisch benachteiligten Ländern würden die Menschen häufig an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen leiden, was den Erfolg einiger Impfstoffe schmälern kann. Kampmann hofft, dass der Impfstoff bald eingesetzt werden und damit viele junge Leben retten kann

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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