Flammen © John Foxx / Stockbyte / Thinkstock
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Blasenentzündung

VERFLIXTES BRENNEN

Bei einer Blasenentzündung suchen Betroffene häufig zuerst Rat in der Apotheke. Wichtig ist, bei der Beratung die Grenzen der Selbstmedikation zu erkennen und gegebenenfalls an den Arzt zu verweisen.

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In der Selbstmedikation Bevor eine Blasenentzündung leitliniengerecht gleich mit Antibiotika behandelt wird, hat sich bei unkomplizierten Verläufen aber erfahrungsgemäß der Einsatz von pflanzlichen Präparaten in Kombination mit einem Schmerzmittel und Wärme über drei bis fünf Tage bewährt. Mittel der Wahl gegen die Schmerzen sind Ibuprofen oder Paracetamol. Bei krampfartigen Schmerzen ist auch die kombinierte Gabe eines Analgetikums mit einem Spasmolytikum wie Butylscopolamin sinnvoll, das den Tonus der überaktiven Blasenwand senkt.

Auch Wärme hilft, die glatte Muskulatur der Blase zu entspannen. Geeignet sind warme Sitzbäder, feuchtwarme Umschläge oder eine Wärmflasche. Bei den Phytotherapeutika sind vor allem Präparate mit harntreibenden, antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften geeignet. Sie können auch therapiebegleitend bei notwendiger Antibiose empfohlen werden. Im Anschluss an die akute Entzündung sind pflanzliche Mittel zur Rezidivprophylaxe ein guter Tipp.

RISIKOGRUPPE MANN

Männer sind selten von Blasenentzündungen geplagt. Treten sie auf, sollte nach der Ursache geforscht werden. Fast immer gehen sie mit einer Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata) einher. Daher steigt das Risiko bei Männern für Blasenentzündungen mit zunehmendem Alter aufgrund einer altersbedingten Prostatavergrößerung an. Prostatahyperplasien engen die Harnwege ein und führen so nachfolgend zu Urinabflussstörungen und Restharnbildung, was einer Vermehrung von Keimen Vorschub leistet. Hinweise auf eine gutartig vergrößerte Prostata sind nächtlicher Harndrang, ein schwacher Urinstrahl und Schmerzen beim Wasserlassen. Diese Symptome können aber auch Krankheitszeichen für Prostataerkrankungen wie eine Entzündung der Prostata (Prostatitis) oder Prostatakrebs sein. Da alle genannten Erkrankungen ärztlich behandelt oder zumindest überwacht werden müssen, zählen Männer zu den Risikogruppen, die bei Verdacht auf eine Harnwegsinfektion immer zum Arzt geschickt werden müssen.

Blase durchspülen Gleich bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung sollten die Betroffenen viel trinken, um die pathogenen Keime aus den Harnwegen auszuspülen. So eine Durchspülungstherapie erfordert reichlich Flüssigkeit (mindestens zwei Liter am Tag). Es kommen verschiedene Pflanzen zum Einsatz. Vor allem haben sich Arzneidrogen mit einer entwässernden (aquaretischen) Wirkung wie Brennnesselblätter und -kraut (Urticae folium, Urticae herba), Schachtelhalmkraut (Equiseti herba), Birkenblätter (Betulae folium), Goldrutenkraut (Solidaginis virgaureae herba), Hauhechelwurzel (Ononidis radix), Orthosiphonblätter (Orthosiphonis folium) oder Queckenwurzelstock (Graminis rhizoma) bewährt.

Sowohl Orthosiphonblätter als auch Goldrutenkraut wirken zudem leicht krampflösend, letzteres hat auch noch entzündungshemmende Eigenschaften. Die durchspülende Wirkung der Pflanzen sind auf enthaltene Flavonoide zurückzuführen. Sie verstärken die Harnausscheidung über eine Erhöhung der Nierendurchblutung und der glomerulären Filtrationsrate sowie einer Hemmung der Wasserrückresorption im Sammelrohr im Sinne einer Verdünnungsdiurese. Dabei greifen sie im Gegensatz zu chemischen Diuretika nicht in den Elektrolythaushalt ein. Dennoch sollen auch harntreibende Arzneidrogen nur kurzfristig verwendet werden.

Kontraindiziert sind sie bei Patienten mit Ödemen infolge einer Herz- und Niereninsuffizienz. Werden zusätzlich Antibiotika eingenommen, sollte die Flüssigkeitszufuhr 1,5 Liter nicht übersteigen, um die Wirkstoffspiegel in der Blase nicht zu verdünnen. Harntreibende Arzneidrogen werden traditionell als Nieren- und Blasentees (lose, in Teebeuteln, als Pulver) angeboten. Meist werden je nach Präparat drei bis fünf Tassen Tee am Tag empfohlen, die noch mit anderen Getränken (am besten Wasser) kombiniert werden müssen, um auf die erforderliche Flüssigkeitszufuhr zu kommen. Zudem sind Frischpflanzensäfte und extrakthaltige feste Zubereitungen (Dragees, Tabletten) oder Lösungen (Tropfen) erhältlich, die auch viel zusätzliche Flüssigkeit erfordern.

Harn desinfizieren Hierfür werden Heilpflanzen mit einer keimabtötenden (antimikrobiellen) Wirkung eingesetzt. Vor allem kommen die altbewährten Bärentraubenblätter (Uvae ursi folium) zum Einsatz. Für die antimikrobielle Wirkung wird der Hauptinhaltsstoff Arbutin verantwortlich gemacht. Arbutin ist ein Prodrug, das erst im Körper in das aktiv wirksame Hydrochinon umgewandelt wird. Hydrochinon tötet insbesondere gramnegative Bakterien wie E. coli ab, sodass das Wachstum der häufigsten Erreger von Harnwegsinfektionen gehemmt wird. Enthaltene Tannine verhindern zudem ein Anheften der Erreger an der Schleimhaut, sodass diese keinen Halt mehr an der Blasenwand finden und mit dem Harnstrahl herausgespült werden. Darüber hinaus wirken sie antiphlogistisch.

Erforderlich ist die Einnahme von mindestens 400 bis 700 Milligramm Arbutin am Tag, um eine ausreichende Menge an Hydrochinon im Harn zu gewährleisten. Da die enzymatische Spaltung unabhängig vom pH-Wert des Urins ist, kann die früher empfohlene Alkalisierung des Harns entfallen. Um eine optimale Wirkung zu erzielen, sollten Bärentraubenblätter vorzugsweise als standardisiertes Fertigarzeimittel in Drageeform eingenommen werden. Wird ein Tee bevorzugt, sollte ein Kaltwasserauszug (Kaltmazerat) angesetzt werden, der weniger Gerbsäure extrahiert als ein herkömmlicher Teeauszug.

Gerbsäure reizt die Magenschleimhaut und kann bei empfindlichen Personen Übelkeit und Erbrechen auslösen. Zubereitungen mit Bärentraubenblättern sollten nicht länger als eine Woche und nicht öfter als fünfmal im Jahr zur Anwendung kommen. Hintergrund dieser Einnahmebeschränkung sind potenzielle mutagene und lebertoxische Effekte, die diskutiert werden, aber bislang nicht eindeutig bestätigt wurden. Antimikrobiell wirken auch Kapuzinerkressenkraut (Tropaeoli herba) und Meerrettichwurzel (Armoraciae radix), die als fixe Kombination erhältlich sind.

Beide Pflanzen enthalten schwefelhaltige Senfölglykoside, deren Isothiocyanate ein breites antibakterielles Wirkspektrum im grampositiven und gramnegativen Bereich aufweisen. Das Kombinationspräparat wird sowohl therapeutisch als auch prophylaktisch bei häufig wiederkehrenden Infekten empfohlen. Ebenso ist die Kombination aus den Extrakten von Rosmarinblättern, Liebstöckelwurzel und Tausendgüldenkraut antibakteriell wirksam. Darüber hinaus wirken die drei Pflanzen diuretisch und spasmolytisch. Die Kombination eignet sich sowohl zur unterstützenden Behandlung während einer Antibiotika-Therapie als auch anschließend zur Rezidivprophylaxe.


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