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Trockene Haut und Neurodermitis

VERANLAGUNG UND LEBENSSTIL

Die Anlage zu trockener Haut liegt schon in den Genen. Die Tendenz kann aber durch falsche Gewohnheiten noch verstärkt werden. Bei der Erkrankung Neurodermitis ist Hauttrockenheit eines der Leitsymptome.

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Trocken und fettarm Der Hauttyp ist der genetisch festgelegte Grundzustand der Haut. Innere und äußere Einflüsse bleiben hier unberücksichtigt. Da diese jedoch große Auswirkungen auf die Haut haben können und die Haut außerdem im Laufe des Lebens ihren Grundzustand durchaus mehrmals verändern kann, spricht man heute meist vom Hautzustand. Als Hautzustand bezeichnet man die durch die Vorgänge in und auf der Haut entstandenen Eigenschaften der Hautoberfläche. Gemeint ist damit im Prinzip die Menge und Zusammensetzung des Hydrolipidfilms.

Zugrunde liegen genetische Faktoren, wie beispielsweise eine Veranlagung zu trockener Haut. Innere Ursachen, wie hormonelle Veränderungen, Krankheiten und Stress, sowie äußere Einflüsse, wie UV-Bestrahlung oder niedrige Luftfeuchtigkeit, addieren sich und ergeben zusammen mit der Veranlagung den tatsächlichen Hautzustand. Die Feststellung des aktuellen Hautzustandes ist Grundvoraussetzung für eine qualifizierte Beratung, da sich die Wahl der Pflegeprodukte in erster Linie am Hautzustand orientiert. Für die Beurteilung des Hautzustands spielen zwei Größen eine Rolle.

Einerseits handelt es sich um das durch die Talgdrüsen produzierte Fett, das mit Schweiß und Hornzellmasse den Hydrolipidfilm bildet, andererseits ist dies der transepidermale Wasserverlust. Je mehr Talg produziert wird, umso lückenloser überzieht der Hydrolipidfilm die Haut und umso weniger Wasser kann tatsächlich verdunsten. Fettarme Haut, die also zu wenig Talg produziert, ist zwangsläufig auch immer feuchtigkeitsarm, also trocken. Oder andersherum: Trockene Haut ist nicht nur feuchtigkeitsarm, sondern stets auch fettarm, denn dies bedingt einen zu dünnen und nicht flächendeckenden Hydrolipidfilm und damit auch den übermäßigen Wasserverlust.

SO ALTERT KOLLAGEN

Das Kollagenmolekül besteht aus drei zur Tripelhelix verdrillten Polypeptidketten. Die Kollagenketten aus jungem Bindegewebe sind untereinander überwiegend unvernetzt und durch die Anordnung der polaren Gruppen gut hydratisierbar. Während des Alterungsprozesses bilden sich im Kollagen Quervernetzungen. Dadurch vermindert sich das Wasseraufnahmevermögen und die früher einmal pralle Haut wird schlaff.

Schuppig und glanzlos Trockene Haut ist durch kleine abgelöste Schüppchen rau und glanzlos. Die Dicke der Hautschichten ist verringert, die Haut ist gespannt und neigt zu frühzeitiger Faltenbildung. Da die Durchblutung ungleichmäßig und die Haut besonders empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen aller Art ist, sieht trockene Haut häufig fleckig aus. Entzündlich gerötete Areale wechseln mit blassen und normal farbigen Bereichen ab. Die Poren sind sehr klein, Mitesser findet man gar keine. Das Hauptproblem des trockenen Hautzustands ist die extreme Empfindlichkeit. Auch die Sonnenempfindlichkeit ist hier durch die verringerte Hautdicke besonders hoch.

In Abhängigkeit vom Alter entwickelt jeder Mensch irgendwann eine trockene Haut. Personen mit normaler Haut müssen ungefähr ab dem 40. bis 50. Lebensjahr mit einem Übergang in Richtung fettarm-trocken rechnen, bei Personen mit fetter Haut kann es einige Jahre länger dauern. Ab dem 60. Lebensjahr haben praktisch alle Menschen eine trockene Haut. Man spricht dann von Altershaut, reifer Haut oder freundlicher ausgedrückt „anspruchsvoller“ Haut.

Von innen und außen Nicht nur das Lebensalter als solches ist ein Faktor für trockene Haut. Auch die Hormone, die in den verschiedenen Lebensphasen gebildet werden, spielen eine Rolle. So ist die Haut in der Pubertät durch die einsetzenden Hormone häufig fettig. Sie normalisiert sich dann meist im Laufe der Zeit und wird durch die Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva oder während der Schwangerschaft trockener. In den Wechseljahren und vor allem danach neigt sie meist deutlich zur Trockenheit. Auch übermäßiges Schwitzen und zu wenig Trinken trocknen die Haut aus.

Man tut also auch seiner Haut etwas Gutes, wenn man ausreichend trinkt, insbesondere nach dem Sport. Dass die Haut von Rauchern oft blass, grau und trocken aussieht, hängt ebenfalls mit dem Feuchtigkeitsgehalt zusammen. Die Haut wird schlechter durchblutet und es fehlt, genauso wie wenn man zu wenig trinkt, der Nachschub an Wasser. Auch bei Kälte und Hitze gibt die Haut vermehrt Feuchtigkeit ab. Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße, bei Hitze schwitzt man vermehrt. Trockene Heizungsluft entzieht der Haut zusätzlich Feuchtigkeit.

Nicht zuletzt ist es auch die Sonne, die der Haut zusetzt, wenn man es mit dem Sonnenbaden übertreibt. Langfristig nehmen dann die Kollagenfasern in der Lederhaut Schaden. Sie können kein Wasser mehr binden, die Haut altert vorzeitig, wird faltig und trocken. Durch mangelnde oder übertriebene Körperpflege kann man die Haut auch austrocken oder bereits trockener Haut schaden. Besonders Seifen können durch ihren alkalischen pH-Wert zu Trockenheit führen, da sie die Neubildung des sauren Hydrolipidfilms nach dem Waschen verzögern.

Gesicht und Körper Bei der Reinigung und Pflege der trockenen Haut muss jeder zusätzlich austrocknende oder irritierende Einfluss vermieden werden. Neben einer schonenden Reinigung, beispielsweise mit einem sauren Syndet oder mit Reinigungsmilch und Gesichtswasser, muss im Anschluss der durch das Waschen verlorengegangene Hydrolipidfilm ersetzt werden. Rückfettende Reinigungsprodukte reichen dazu in der Regel nicht aus. Peelings werden bei trockener Haut nicht empfohlen, ebenso wenig Gesichtswässer mit Alkohol. Sie trocknen zusätzlich aus und der Zusatz von Alkohol ist bei diesem Hautzustand auch nicht nötig.

Pickel, die sich entzünden könnten und die desinfiziert werden müssten, findet man bei trockener Haut nicht oder nur vereinzelt. Gesichts- und Körperpflege unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe im Prinzip nicht. Unterschiedlich ist aber die Grundlage. In der Körperpflege verwendet man eher Produkte mit leichterer Konsistenz und hohem Spreitvermögen, die sich leichter auf großen Flächen auftragen lassen. Entscheidend für das Wohlbefinden der Anwenderin ist sowohl im Gesicht wie auch am restlichen Körper die Erhöhung des Feuchtigkeitsgehalts, wobei großer Wert auf eine Steigerung des Wasserbindevermögens mit Feuchthaltesubstanzen zu legen ist.

Aber auch durch die Cremegrundlage lässt sich der Feuchtigkeitsgehalt steuern. Geeignet sind W/O-Emulsionen oder O/W-Emulsionen mit hohem Lipidanteil. Lipide in ausreichender Menge gewährleisten eine flächendeckende Verstärkung des Hydrolipidfilms und verhindern durch einen leichten Okklusionseffekt ein übermäßiges Verdunsten von Wasser.

Soll nach der Tagespflege noch ein Make-up aufgetragen werden, so empfiehlt sich für das Gesicht die Verwendung einer O/W-Emulsion, da das Make-up durch den hohen Anteil an pulverförmigen Inhaltsstoffen einen gewissen austrocknenden Effekt besitzt. Wirkstoffe, die sich für Kosmetika bei trockener Haut besonders bewährt haben, sind vor allem Feuchthaltefaktoren, aber auch Liposomen und die reizlindernd und hautberuhigend wirkenden Substanzen Allantoin und Bisabolol.


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