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Trockene Haut und Neurodermitis

VERANLAGUNG UND LEBENSSTIL

Die Anlage zu trockener Haut liegt schon in den Genen. Die Tendenz kann aber durch falsche Gewohnheiten noch verstärkt werden. Bei der Erkrankung Neurodermitis ist Hauttrockenheit eines der Leitsymptome.

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Wasser und Salze Die Haut schützt zwar vor dem Eindringen von Stoffen und vor dem Verlust von Wasser, ganz dicht ist sie allerdings nicht. Begrenzt durch die Reinsche Barriere geschieht durch die Verdunstung von Wasser durch die Haut ständig ein unmerkbares Schwitzen. Dabei werden etwa 0,5 Liter Schweiß pro Tag abgegeben. Dieser Schweiß tritt nicht durch die Schweißdrüsen, sondern durch feinste Poren in der Hornschicht nach außen. Man bezeichnet die Diffusionsrate durch die Hornschicht als transepidermalen Wasserverlust (transepidermal water loss, TEWL). Er spielt bei trockener Haut und auch bei Neurodermitis eine große Rolle.

Zusätzlich befinden sich in der Haut zwei Arten von Schweißdrüsen, die ganz unterschiedliche Aufgaben haben. Über den ganzen Körper verteilt findet man die kleinen oder ekkrinen Schweißdrüsen. Man hat davon insgesamt etwa zwei Millionen, die allerdings ungleichmäßig über den Körper verteilt sind. Die meisten findet man auf der Stirn, in den Achselhöhlen und an den Handflächen und Fußsohlen. An Armen und Beinen sind nur wenige zu finden, während beispielsweise die Lippen gar keine Schweißdrüsen besitzen. Das in den Schweißdrüsen gebildete Sekret, der Schweiß, wird nur bei Bedarf nach außen abgesondert.

Durch die beim Verdunsten des Schweißes entstehende Verdunstungskälte wird dem Körper Wärme entzogen, er kühlt ab. Bei schweren körperlichen Arbeiten und hohen Temperaturen tritt also zusätzlich zum TEWL Schweiß aus den Schweißdrüsen aus. Zum merkbaren Schwitzen kann es auch aus emotionalen Gründen kommen. Dieser frisch produzierte Schweiß ist normalerweise farb- und geruchlos. Erst durch bakterielle Zersetzung kommt es zu unangenehmen Geruchsveränderungen. Schweiß besteht zum größten Teil aus Wasser, darin gelöst findet man organische und anorganische Verbindungen.

Der pH-Wert liegt bei fünf bis sechs. Daneben gibt es die großen oder apokrinen Schweißdrüsen, die auch als Duftdrüsen bezeichnet werden. Man findet sie in hoher Dichte im Anogenitalbereich, an den Brustwarzen und in den Achselhöhlen. Die Zusammensetzung des apokrinen Schweißes ist der des ekkrinen Schweißes ähnlich, jedoch ist auch ein hoher Anteil an organischen Substanzen, vor allem an fettartigen Bestandteilen und Zellfragmenten, enthalten. In frischem Zustand ist auch der apokrine Schweiß fast geruchlos, bestimmt aber den typischen Eigengeruch jedes Menschen. Durch den hohen Gehalt an organischen Verbindungen entstehen nach bakterieller Zersetzung kurzkettige Fettsäuren, wie Buttersäure, und der Schweiß „riecht“.

Erst mit einsetzender Pubertät werden die apokrinen Schweißdrüsen aktiv, weshalb bei Kindern der typische unangenehme Schweißgeruch fehlt. Mit Ende der Keimdrüsentätigkeit nimmt die Drüsensekretion wieder ab. Bereits die ausschließliche Lokalisation der apokrinen Schweißdrüsen an den Stellen der Geschlechtsmerkmale macht deutlich, dass sie nicht unbedingt zur Wärmeregulation beitragen. Ihre eigentliche Funktion ist die Bildung von Pheromonen, die als Sexuallockstoffe dienen. Welche Rolle die Pheromone heute beim Menschen spielen, ist fraglich, da sie von Kleidung, Deos und Parfüm überdeckt werden.

TALG

Bei Hauttemperatur ist der Talg ein flüssiges Fett, das in den Follikelöffnungen steht. Die Verteilung des Talgs erfolgt nicht aktiv, sondern ausschließlich passiv, das heißt mechanisch durch Verwischen. Auch die Haare werden nicht von der Talgdrüse ihres eigenen Haarfollikels benetzt. Sie erhalten ihre Fettung durch Berührung mit benachbarten Follikelöffnungen.

Lipide und Zellfragmente Außer den Schweißdrüsen befinden sich in der Haut auch Talgdrüsen. Sie entwickeln sich immer aus Ausstülpungen der Haarfollikel. Jeder Haarfollikel besitzt in der Regel mehrere Talgdrüsen, die rosettenartig um den Follikelkanal angesiedelt sind. Bei der Sekretbildung wird bis auf eine Zellschicht die gesamte Drüsenzelle zu Sekret umgewandelt und geht dabei zugrunde. Nur die äußerste Lage der Drüsenzellen bleibt bestehen und bildet durch Zellteilung wieder neue Talgdrüsenzellen. Diese Tochterzellen werden in das Drüseninnere abgegeben. Sie bilden Lipidtröpfchen in ihrem Zytoplasma, die nach und nach die ganze Zelle einnehmen.

Die Zellen zerfallen und werden als Talg (Sebum) in den Follikelkanal abgegeben. Die durchschnittliche Talgabgabe aller Talgdrüsen eines Menschen liegt bei ein bis zwei Gramm pro Tag. Die höchste Talgdrüsendichte und die größten Talgdrüsen befinden sich im Gesicht und auf der Kopfhaut. Hier wird dementsprechend die Hauptmenge an Talg produziert. Vor allem in der sogenannten T-Zone (Stirn und der Bereich zwischen Nase und Kinn) macht sich eine vermehrte oder verminderte Talgabsonderung bemerkbar.

Wird zu viel Talg gebildet, ist die Haut fettig und man spricht von Seborrhoe. Ist die Talgsekretion vermindert, so ist die Haut trocken. Dies wird als Sebostase bezeichnet. Je weiter die Talgdrüsen vom Kopf entfernt sind, umso kleiner sind sie und umso geringer ist ihre Anzahl. An den Handflächen und den Fußsohlen fehlen sie ganz. Die Talgproduktion wird unter anderem durch Sexualhormone gesteuert. Während Androgene die Talgproduktion anregen, wird sie durch Estrogene gehemmt.


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