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Tiergesundheit

UNLIEBSAME BESUCHER

Endo- und Ektoparasiten sind ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko für Haustiere. Auch jetzt wieder sind Flöhe und Zecken ein Thema, dem sich Tierbesitzer zum Wohle ihrer Schützlinge stellen sollten.

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Viele Tierhalter wissen, dass im Ausland gefährliche Krankheiten über Zecken, Mücken und Flöhe übertragen werden können. Nur wenige sind sich aber bewusst, dass diese Gefahr für Hunde und Katzen auch hier in Deutschland besteht. Parasiten wie Flöhe, Zecken oder einige Wurmarten gelten als harmlos und lästig. Doch ihr schädlicher Einfluss auf die Gesundheit des Tieres ist zu beachten. Es ist nicht nur das Problem, dass die Parasiten auf Kosten des Wirtes leben und so das Immunsystem und die körperliche Konstitution des Tieres schwächen, auch zahlreiche Krankheiten werden übertragen.

So sind zum Beispiel bis zu 35 Prozent der hier zu Lande heimischen Ixodes-Zecken mit dem für Hunde gefährlichen Erreger der Borreliose und vier Prozent mit Anaplasmen infiziert.

Übertragen die Zecken diese Erreger auf den Hund, drohen teils schwere Erkrankungen mit Fieber, Apathie, Gelenkentzündungen, Blutarmut, Gleichgewichtsstörungen und Lähmungen. Außerdem befallen einige Parasiten auch den Menschen.

Familien mit kleinen Kindern, die meistens sehr intensiven Kontakt mit den Haustieren haben, sollten ganz besonders auf die richtige Parasitenprophylaxe achten. Dazu gibt es eine große Auswahl an Tierarzneimitteln, die in der Apotheke oder beim Veterinär zu kaufen sind. Wichtig ist, das richtige Mittel für die Zwecke des Besitzers und seines Lieblings zu finden und dazu richtig zu beraten.

WELPEN DIREKT ENTWURMEN!
Eine Wurminfektion bedeutet für Welpen ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Deshalb sollten Züchter und „frische“ Welpenbesitzer direkt an Entwurmung denken. Folgende Schemata werden von ESCCAP empfohlen:
+ Hundewelpen sollten beginnend im Alter von zwei Wochen, Katzenwelpen im Alter von drei Wochen mit einem geeigneten Anthelminthikum behandelt werden . Die Behandlung wird in zweiwöchigen Abständen bis zwei Wochen nach Aufnahme der letzten Muttermilch wiederholt.
+ Säugende Hündinnen und Katzen sollten gleichzeitig mit der ersten Behandlung ihrer Nachkommen behandelt werden, da sie parallel zu ihren Welpen Infektionen entwickeln können.
+ Für die Behandlung trächtiger Hündinnen mit dem Ziel, eine pränatale Infektion der Welpen zu verhindern, gibt es die Möglichkeit der einmaligen Anwendung von makrozyklischen Laktonen um den 50. Tag der Trächtigkeit.

Hautparasiten auf der Spur Zecken, Milben und Flöhe sind die häufigsten Hautparasiten bei Haustieren. Erste Anzeichen für einen Befall der kleinen Blutsauger sind Gesundheits- und Verhaltensveränderungen des Tieres. Die Parasiten lösen beim jeweiligen Wirt mit ihrem Speichel vielfach allergische Reaktionen aus, die mit einem erheblichen Juckreiz verbunden sind. Typischerweise kratzt sich das Tier immer wieder an betroffenen Hautstellen, sodass dort blutige Kratz- oder Bissspuren zu finden sind.

Bei ausgeprägter Erkrankung treten Haarausfall, Pustelbildung, Hautrötung und -schwellung auf. Um festzustellen, welcher Parasit der Verursacher ist, überprüft der Tierarzt das Fell des Patienten genau mit einem feinen Nissenkamm oder kann die Haare mikroskopisch untersuchen. Wenn er weiß, welcher Parasitenbefall vorliegt, kann er zielgerichtet behandeln.

Viele Tierbesitzer kommen aber zunächst in die Apotheke, um sich Rat zu holen. So ist es wichtig, die häufigsten Parasiten von Haustieren zu kennen, um zusammen mit dem Halter zu entscheiden, ob ein Mittel aus der Apotheke bereits hilft oder die Diagnostik des Tierarztes notwendig ist.

Zecken In Deutschland ist der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) besonders verbreitet. Daneben sind die Auwaldzecke und die braune Hundezecke häufig zu finden. Die erwachsenen Holzböcke sind besonders aktiv in den Monaten April bis Juni. Es sind sehr genügsame Parasiten; so können Holzböcke auch ohne Blutaufnahme bis zu einem Jahr überleben.

Zecken, die auf Büschen oder Sträuchern oder im hohen Gras sitzen, haken sich rasch an vorbeistreichenden Tieren oder Personen fest. Die Blutsauger betäuben ihren Wirt beim Stich durch ein lokalanästhetisch wirkendes Speichelsekret. Zecken können mehrere Milliliter Blut aufnehmen und vergrößern so ihr eigenes Gewicht um ein Vielfaches. Derjenige, der sein Tier nach Zecken absucht, erkennt leicht, ob diese schon einige Stunden auf dem Tier sitzen oder gerade erst zugestochen haben.

Zecken, die noch winzig sind und noch kein Blut gesaugt haben, stellen nur ein geringes Infektionsrisiko dar. Das Entfernen gelingt am besten mit einer guten Zeckenzange. Generell sind Zecken Überträger von zahlreichen Krankheitserregern. Neben Borrelien und Anaplasmen können sie zum Beispiel auch Babesien oder FSME-Viren tragen.

Die Babesiose – auch „Hundemalaria“ genannt – gewinnt hier zu Lande an Bedeutung. Der Grund dafür ist, dass der Überträger dieser Erkrankung, die Dermacentor- Zecke, inzwischen nach Deutschland importiert wurde und hier in verschiedenen Regionen heimisch ist. Der typische Krankheitsverlauf der Babesiose beim Hund beginnt mit Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Bewegungsstörungen, Lahmheiten, hohes Fieber, die spätere Zerstörung roter Blutkörperchen, schwere Allgemeinstörungen mit Gelbsucht und Ausfallserscheinungen sind die weiteren Symptome dieser schwerwiegenden Tierkrankheit.

Um das Risiko der Infektion zu reduzieren, sollte mit Repellents, zum Beispiel Spot-on-Produkten oder Zeckenhalsbändern, vorgebeugt werden. Repellents halten die Erreger ab, indem sie diese lähmen oder das Geruchssystem der Parasiten irritieren. Werden diese abgeschreckt, bevor sie beißen und saugen können, verringert sich das Risiko der Krankheitsübertragung.

Permethrin, ein synthetisches Pyrethroid mit Langzeiteffekt, ist effektiv bei Hunden, darf aber bei Katzen wegen toxischer Nebenwirkungen nicht verwendet werden. Die Wirkdauer unterscheidet sich bei den einzelnen Produkten. Außerdem gibt es auch Wirkstoffe, die nicht nur gegen Zecken, sondern auch weitere Ektoparasiten wirksam sind.

Juckreiz durch Milben Durch eine Infektion mit Milben können juckende, gerötete Hautveränderungen hervorgerufen werden. Sarcoptesmilben spielen bei Haustieren eine wichtige Rolle. Sie leben in der Haut, und sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Sie können mikroskopisch in einem Hautgeschapsel nachgewiesen werden.

kaninchen im gras
Milben sind auch häufig bei Nagetieren, zum Beispiel Kaninchen, zu finden

Dazu wird im Randbezirk zur gesunden Haut die obere erkrankte Hautschicht mit einem Skalpell unter Bildung einer kapillären Blutung abgeschabt. Diese Partikel werden nach Versetzen mit einigen Tropfen einer zehnprozentigen Kalilauge etwa 30 Minuten später unter dem Mikroskop untersucht. Lebende Milben werden so von der Kalilauge abgetötet und sichtbar.

Milben sind auch häufig bei Nagetieren, zum Beispiel Kaninchen oder Hamstern, zu finden. Die Cheyletiellamilben treten bei vielen verschiedenen Kleintieren auf, die Rattenmilben eher bei kleinen Nagetieren, zum Beispiel Ratten oder Wüstenrennmäusen. Milben sind häufig die Ursache von Ohrentzündungen bei Katzen. Sie leben dann im äußeren Gehörgang und werden mit speziellen Ohrentropfen, die der Tierarzt verschreibt, behandelt. Katzen, die sich oft und viel an den Ohren kratzen, sollten auf jeden Fall auf Milben untersucht werden. Bei intensivem Kontakt mit einem erkrankten Tier können viele dieser Milben auch auf den Menschen übergehen und dort einen juckenden papulösen Ausschlag hervorrufen.

Flöhe – häufigste Ektoparasiten Im Frühling, wenn die Temperaturen wieder ansteigen, sind Flöhe ein wichtiges Thema für Tierbesitzer. Zwar kommen sie auch im Winter in warmen Wohnungen oder bei milden Temperaturen draußen vor, doch im Frühling und Sommer ist Saison. Es gibt eine Vielzahl von Floharten, die jedoch nicht streng wirtspezifisch sind. Schon alleine beim Hund sind mehr als 15 verschiedene beschrieben. Hunde und Katze sind beliebte Wirtstiere, können aber auch als „Übergangswirt“ zum Menschen dienen.

Flöhe springen mit ihren kräftigen Sprungbeinen bis zu einem halben Meter weit, um ihren neuen Wirt zu erreichen. Dann haken sie sich am Fell fest und durchbohren mit dem Stechapparat die Haut. Auch hier wird die Einstichstelle mit Speichelsekret, das allergische Reaktionen erzeugen kann, betäubt. Beim Saugvorgang gelangen wie bei anderen Parasiten Krankheitserreger in den Wirt. Flöhe übertragen den Gurkenkernbandwurm oder den Erreger der Katzen-Kratz-Krankheit.

Flöhe halten sich auf ihrem Wirt eigentlich nur zurzeit des Blutsaugens auf. Will man einen Flohbefall ausrotten, ist die Umgebungsbehandlung besonders wichtig. 90 Prozent der Flöhe halten sich in warmen Nischen, zum Beispiel dem Schlafplatz, Textilien oder Böden, auf. Da sich die Tiere sprunghaft vermehren können, zielt eine Behandlung nicht nur auf die adulten Stadien, sondern auch gegen die Larvenstadien und Floheier.

Um wirklich alle Flöhe auszurotten, ist eine regelmäßige Behandlung des Tieres gemäß der Angaben des jeweiligen Flohmittels sowie die Reinigung der Umgebung essenziell, damit nicht ein neuer Entwicklungszyklus beginnen kann. Die meisten Mittel gegen Flöhe wirken sowohl prophylaktisch als auch gegen einen bestehenden Befall. Effektive Wirkstoffe zur Flohabwehr sind: Imidacloprid, Fipronil, Lufenuron oder Pyrethroide. Sie haben eine neurotoxische Wirkung auf die Schädlinge. Sie greifen sowohl adulte als auch Larvenstadien an. Allerdings wirken nur wenige auf Floheier.

ACHTUNG IVERMECTIN!
Das makrozyklische Lacton wirkt gegen Ektoparasiten (Läuse, Milben, Zecken) und Nematoden. Bestimmte Hunderassen, zum Beispiel Collies, Shelties oder Bobtails, sollten oral nicht mit diesem Wirkstoff behandelt werden, da Todesfälle auftreten können.

Gegen Flöhe haben sich die Spot-on-Präparate am meisten durchgesetzt. Dabei wird der Inhalt einer kleinen Tube komplett unter das Fell auf die Haut des Tieres aufgebracht. Eine günstige Stelle ist die Haut zwischen den Schulterblättern, da die Tiere dort nicht lecken können. Der Wirkstoff wird über die Talgdrüsen mehrere Wochen lang über das Fell und die Haut abgegeben und tötet saugende Flöhe ab.

Entwurmen nicht vergessen! Tierbesitzer sollten dies unbedingt regelmäßig tun. Das gilt besonders, wenn Kinder in der Familie leben. Tiere, die sich viel draußen aufhalten und/oder rohes Fleisch als Nahrung bekommen, tragen ein besonders hohes Risiko, sich zu infizieren. Haustiere können von verschiedenen Würmern befallen werden. Zu den Rundwürmern (Nematoden) zählen die Spul- und Hakenwürmer, aber auch Bandwürmer (Zestoden) kommen immer wieder vor. Spul- und Hakenwürmer sind bei Hunden und Katzen sehr häufig.

Orientierung zur erfolgreichen Bekämpfung und Prävention von Endoparasiten gibt die europäische Organisation European Scientific Council Companion Animal Parasites (ESCCAP, www.esccap.org). Die Leitlinie empfiehlt insbesondere die Spulwürmer Toxocara canis und T. cati, Hakenwürmer sowie Bandwürmer wie Echinococcus multilocularis (Fuchsbandwurm) und E. granulosus (Hundebandwurm) bei der Prävention im Focus zu haben. Diese Würmer sind in Deutschland besonders verbreitet, stellen außerdem ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Hund und Katze dar und sind auf den Menschen übertragbar.

»Spul- und Hakenwürmer sind bei Hunden und Katzen sehr häufig zu finden und sollten behandelt werden.«

Die Beantwortung der Frage, wie oft entwurmt werden soll, hängt von der individuellen Risikosituation des Tieres ab. Ist das Infektionsrisiko unbekannt, ohne dass Infektionen grundsätzlich ausgeschlossen werden können oder diagnostische Untersuchungen eine Parasitenfreiheit nachgewiesen haben, sind mindestens vier Behandlungen pro Jahr zu empfehlen.

Alternativ schlägt die Leitlinie regelmäßige Kotuntersuchungen vor, die allerdings nur bedingt Sicherheit bieten, da in den Zwischenphasen infektiöse Ausscheidungen nicht ausgeschlossen sind. Wurmeier lassen sich durch eine Kotuntersuchung identifizieren. Das zu untersuchende Exkrement wird mit etwas Flüssigkeit aufgeschwämmt und über ein feines Sieb in ein Reagenzglas gegeben, bis sich am oberen Ende ein Flüssigkeitskonus bildet. Darauf legt der Untersuchende ein Deckglas, welches nach einer halben Stunde mikroskopisch auf Wurmeier überprüft wird.

Zuverlässige Wirkstoffe zur Entwurmung bei Spulwürmern sind Fenbendazol, Flubendazol und Emodepsid. Sie gibt es als Spot-on-Präparate oder als Tabletten. Einige Produkte umfassen Wirkstoffkombinationen gegen Spul- und Bandwürmer. Der klassische bewährte Wirkstoff gegen Bandwürmer ist immer noch Praziquantel und wird alleine oder in Kombination zur Entwurmung verwendet.

ZUSATZINFORMATIONEN
Eine Tabelle mit ausgewählten Arzneimitteln zur Therapie und Prophylaxe von Ektoparasiten finden Sie hier.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/14 ab Seite 14.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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