"ÜBERDOSIS" HOMÖOPATHIE: AKTION 10:23

Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, kurz GWUP, kündigt für heute „Überdosis“ - Aktionen in Berlin, Hamburg, Essen, Köln, Frankfurt und München an.

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Die Homöopathie-Gegner treffen sich, um gemeinsam eine „Überdosis“ homöopathischer Arzneien einzunehmen – und das Ausbleiben von Vergiftungserscheinungen als Wirkungslosigkeit der Arzneimittel zu deuten. Die GWUP nennt ihre Kampagne "10:23" in Anlehnung an die Avogadro-Zahl.

Was homöopathische Ärzte eher zum Schmunzeln bringt, ist Teil einer internationalen Kampagne. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte erläutert, warum die von der GWUP inszenierte „Überdosis“ homöopathischer Arzneien sinnfrei ist: „Diese sogenannte Überdosierung ist völliger Nonsens, da es bei Hochpotenzen keine Rolle spielt, ob 2 oder 500 Globuli zu sich genommen werden“, erklärt Curt Kösters, zweiter Vorsitzender des DZVhÄ, „darüber hinaus gibt es für eine homöopathische Arzneimittelprüfung medizinische Voraussetzungen, die für das Gelingen entscheidend sind.“

Die Häufigkeit der Einnahme von Globuli sei entscheidend, nicht die Menge. Dass homöopathische Arzneimittelprüfungen funktionieren, ist gut dokumentiert und in Doppelblindstudien bestätigt. Zum aktuellen Stand der Forschung zur Homöopathie informiert die Carstens-Stiftung unter www.carstens-stiftung.de. Die Homöopathie basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip. Auch das lässt die Aktion der Homöopathie-Gegner außer Acht. Würden die Aktionisten ihre individuellen Beschwerden einem homöopathischen Arzt schildern, könnte dieser ein heilendes Homöopathikum für den Einzelnen finden.

„Homöopathen behaupten, dass Hochpotenzen einen substanzspezifischen Effekt hervorbringen; sie behaupten nicht, dass es sich dabei um einen pharmakologischen Effekt handelt“, unterscheidet Kösters: „Das Ziel einer homöopathischen Arzneimittelgabe ist die Stimulierung von Reaktionen des Organismus. Diese Reaktionen lassen sich von pharmakologischen Wirkungen deutlich unterscheiden und sind stark individuell geprägt.“ Die einmalige Einnahme eines Homöopathikums, das in keinem Bezug zu einem Krankheitsbild steht, ist gar keine Homöopathie, weder eine Behandlung noch eine Arzneimittelprüfung.

Individuelle Medizin ohne Nebenwirkungen ist für die GWUP unvorstellbar. So heißt es auf ihrer Website: „Das ist auch der zentrale Punkt der Einnahme einer homöopathischen ‚Überdosis‘: Medikamente mit einer angeblich so sicheren und starken Wirkung sollten doch auch Nebenwirkungen haben, oder? Und umgekehrt: Was nicht mal in einer enormen Überdosis Nebenwirkungen auslöst, hat vermutlich auch keine Hauptwirkung!“ Vor dem Hintergrund dieser schlichten Geisteshaltung dürfte es den Aktionisten ein Rätsel bleiben, warum die Beliebtheit der Homöopathie bei Ärzten, Krankenkassen und in der Bevölkerung steigt.

Einige Fakten zur Homöopathie in Deutschland: Die Anzahl von Ärzten mit homöopathischer Zusatzausbildung hat sich in den letzten 15 Jahren (von 3000 auf etwa 6000) verdoppelt. Rund zwei Drittel (100 von 158) der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen die Behandlungskosten für ärztliche Homöopathie. Über die Hälfte der Bevölkerung (57 Prozent) nutzen bereits homöopathische Arzneimittel, 25 Prozent geben an „überzeugte Verwender“ zu sein; zwei Prozent halten homöopathische Arzneien für unwirksam. (Allensbach-Umftrage 2009). Quelle: www.dzvhae.com

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