Schulhund
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Schulhunde

TIERISCHE CO-PÄDAGOGEN

Hunde im Klassenzimmer sorgen für eine bessere Lernatmosphäre.

Ihre Anwesenheit soll unter anderem bewirken, dass sich die Kinder im

Unterricht ruhiger verhalten und der Klassenraum sauberer bleibt.

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Ein Schulhund begleitet seinen Pädagogen jeden Morgen mit an den Arbeitsplatz und erfüllt ein breites Aufgaben- und Wirkungsspektrum: Der Vierbeiner fördert die sozialen und emotionalen Kompetenzen der Kinder, lockt Außenseiter aus der sozialen Isolation heraus und verbessert das Klassenklima. Untersuchungen zeigten, dass aus dem regelmäßigen Besuch eines Hundes im Klassenverband verschiedene Veränderungen resultieren können. Dazu zählen zusätzlich zu den oben genannten Effekten, dass die Schüler lieber zur Schule gehen, Auffälligkeiten seltener werden und Lehrern mehr Beachtung geschenkt wird.

Strenge Vorschriften Für den qualifizierten Einsatz von Hunden in der Schule müssen vielfältige Bedingungen erfüllt sein, um Gefahren für Mensch und Tier zu minimieren. Neben den Lehrern selbst gehen ehrenamtlich arbeitende Hundehalter stundenweise mit ihren Hunden in die Schule und bieten die Gestaltung einer Stunde kostenlos für interessierte Schulen an. Auf diese Weise vermitteln sie Wissen rund um den Hund und ermöglichen den Kindern, das richtige Verhalten mit dem Tier zu erlernen. Ob es sich um einen externen Hundehalter oder um die Lehrperson selbst handelt – die tiergestützte Pädagogik setzt einen pädagogischen Abschluss des Hundeführers voraus. Außerdem gilt eine sorgfältige tierärztliche Untersuchung (inklusive Impfung, Entwurmen und Flohprophylaxe) als Voraussetzung für jeden Schulhund. Vor allem gehorsame, ruhige Tiere, die einen hohen Stresspegel dulden, ohne Zeichen von Aggressionen zu zeigen, eignen sich für den Unterricht. Die Rasse spielt dabei eine untergeordnete Rolle, entscheidender ist das Wesen des Hundes. Vor dem Einsatz absolviert der Hund daher einen speziellen Wesenstest, ohne den der Schulbesuch nicht erlaubt ist. Bevor der Vierbeiner schließlich am Unterricht teilnehmen darf, müssen Eltern, Lehrer und Ämter zustimmen.

Zum Schutz des Hundes Wichtig sind Rituale und feste Regeln, da sie den Stress beim Einsatz des Hundes in der Schule stark reduzieren. Hierbei handelt es sich um wiederkehrende Abläufe, die zeitliche und soziale Strukturen verankern. Für den Hund wäre beispielsweise ein wichtiges Ritual, vor dem Unterrichtsbeginn den Klassenraum zu erkunden. Im Anschluss ist die Konzentration des Vierbeiners verbessert und auf die gewünschte Interaktion fokussierbar. Der Pädagoge sollte währenddessen den Schülern das Verhalten des Hundes erklären, sodass sie diese Erfahrung auf andere Hunde übertragen können.

Zu beachten ist: Auch wenn die Hunde bestimmte Übungen mit ihren Besitzern perfekt beherrschen, heißt das noch lange nicht, dass diese auch im schulischen Kontext funktionieren. Die Tiere sollten schrittweise an die neue Situation herangeführt werden und die Erwartungen sollten, insbesondere bei jungen Hunden, nicht zu hoch gesetzt werden. Klare Signale und Anweisungen sind in diesem Zusammenhang besonders bedeutsam. Oft fällt es Hunden schwer, sich auf mehrere Kinder nacheinander einzustellen, vor allem bei schnellen Wechseln. Kaum haben sie begriffen, dass sie mit dem Schüler arbeiten sollen, ist auch schon der nächste an der Reihe. Um dies möglichst zu verhindern, ist es ratsam, die Einheiten mit einem Kind möglichst zu verlängern. Bei Hunden, die noch unerfahren sind, sollten nicht zu viele Kinder hintereinander agieren.

REGELN FÜR DIE SCHÜLER  
Die Kinder wünschen sich, dass sich der Hund im Klassenzimmer wohl fühlt. Häufig werden beim Umgang mit dem Vierbeiner Fehler durch Unwissenheit gemacht, die bei dem Tier Stress oder Unwohlsein hervorrufen. Wird ein Hund in die Klasse eingeführt, ist vorab eine Aufklärung erforderlich. Dabei werden Regeln besprochen, welche die anfängliche Unsicherheit der Kinder und des Hundes kontrollieren. Eine Umfrage des Arbeitskreises Schulhund in Baden Württemberg (2010) ergab die folgende Rangliste:
1. Hund nicht umarmen oder festhalten
2. Hund beim Schlafen nicht stören
3. Hunde auf dem Ruheplatz nicht stören
4. leise sein
5. Hund nicht rufen
6. Hund nicht füttern
7. darauf achten, dass nichts auf der Erde liegt
8. nicht rennen oder streiten
9. dem Hund nichts wegnehmen.

Zahlreiche positive Einflüsse Im Folgenden sind die Kompetenzen dargestellt, zu denen ein Schulhund bei Schülerinnen und Schülern beitragen kann:
Selbstständige Lebensführung – Hunde helfen dabei, soziale Kontakte zu knüpfen und aufrecht zu erhalten. Die praxisorientierte Übernahme von Teilbereichen der Hundepflege fördert die spätere selbstständige Lebensführung.
Identität und Selbstbild – Schulhunde beeinflussen die Bereiche Wahrnehmung der eigenen Position, Selbstannahme, Selbstständigkeit und Selbstbestimmung der Kinder positiv. Sie helfen dabei, das Selbstbewusstsein und das Selbstkonzept zu stärken.
Leben in der Gesellschaft – Die Welt wird mit Hunden als spannender wahrgenommen, gleichzeitig erfahren die Schüler auch Ruhe und Natur, zum Beispiel bei Spaziergängen. Schüler begreifen den Begriff „Verantwortung“ lebenspraktisch und verhalten sich verantwortungsbewusst gegenüber ihrer Umwelt.
Arbeit – Anfallende Aufgaben werden beim Umgang mit dem Hund deutlicher und von den Schülerinnen und Schülern lieber übernommen. Dazu gehören Fütterung, Pflege, Wasserdienst oder Gassi gehen. Somit findet ein Training für den späteren Beruf statt.
Anforderungen und Lernen – Den Kindern gelingt die Einschätzung der eigenen Lernleistungen mit Hund besser, da mit Hilfe des Vierbeiners das Selbstbewusstsein gestärkt wird und die Schüler Handlungsstrategien entwickeln, die sie auf weitere Bereiche übertragen.
Umgang mit anderen – Mit dem Einsatz des Hundes soll auch die Entwicklung von Grundhaltungen sowie die Gestaltung von Beziehungen und Freundschaften unterstützt werden. Die Tiere spüren die Stärken der Schüler auf und helfen ihnen dabei, die Rechte anderer Lebewesen zu respektieren. Anstatt zu werten reagieren Hunde spontan, sodass die Kinder lernen, in verschiedenen Situationen auf angemessene Art und Weise körperlichen Kontakt zu anderen Lebewesen aufzunehmen. Es gelingt dadurch besser, sich durch Zeichen zu verständigen, soziale Situationen zu reflektieren und Möglichkeiten der Veränderung wahrzunehmen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/17 ab Seite 94.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

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