© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Serien Spoileralarm

THE END OF THE F***ING WORLD

Die britische Dramedy-Serie basiert auf einem Comic von Charles S. Forsman. Sie thematisiert das Leben eines selbsternannten jugendlichen Psychopathen, der sich das Ziel gesetzt hat, einen Menschen zu ermorden.

Seite 1/1 4 Minuten

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Nach außen hin ist James (Alex Lawther) ein einsames, apathisches Mauerblümchen, doch in ihm brodelt es. „Ich bin James. Ich bin 17. Und ich bin ziemlich sicher, dass ich ein Psychopath bin.“ Das Töten von Tieren genügt dem Teenager nicht mehr und der Drang, einen Menschen zu töten, wird immer größer. Sein nächstes Opfer soll die neue Mitschülerin Alyssa (Jessica Barden) sein: Immer wieder stellt er sich vor, wie er das Messer zur Hand nimmt, auf sie einsticht und sie in ihrer eigenen Blutlache liegt.

„Ich wusste nicht, wohin wir fuhren und wann ich sie töten würde.“ Alyssa ist in ihrer Familie, die aus ihrer Mutter und deren neuen Lebensgefährten besteht, ziemlich unglücklich. Sie wünscht sich, ihren leiblichen Vater Leslie Foley (Barry Ward) zu finden und überzeugt James, ihr dabei zu helfen. Eines Tages fliehen Alyssa und James daher mit dem Auto seines Vaters Phil (Steve Oram) – einfach weg von ihren zerstörten Familien. Während Alyssa sich gespannt auf die Suche gibt, plant James den Mord an seiner Begleiterin. Die Flucht von zuhause verläuft nicht ohne Schwierigkeiten: Die Teenager setzen das Auto vor einen Baum und müssen von da an erst einmal trampen.

Dabei geraten sie an einen vermeintlich netten Armeeveteranen, der jedoch versucht, sich an James zu vergreifen, was Alyssa durch ihren beherzten Einsatz verhindert. Um sich ein paar Tage auszuruhen, verschaffen sich die beiden Teenager schließlich Zutritt zu einem vornehm eingerichteten Haus. James findet dort allerdings Bilder und Videos, die darauf hindeuten, dass der Hausbesitzer Professor Dr. Clive Koch (Jonathan Aris) Frauen misshandelt. Dr. Koch trifft in derselben Nacht zuhause wieder ein, als Alyssa sich bereits schlafen gelegt hat. Er nutzt die Chance und versucht, sie zu vergewaltigen. Doch James hat vorgesorgt, lauert dem Hausbesitzer auf und trennt ihm die Kehle durch.

Alyssa ist somit gerettet, während James allmählich begreift, dass er vielleicht doch kein Psychopath ist, sondern für seine Mitschülerin Gefühle entwickelt hat. Die beiden begeben sich auf die Flucht. Allerdings ist Alyssa von James Tat so geschockt, dass sie Angst bekommt und ihn zunächst verlässt. Nach kurzer Zeit finden die beiden wieder zusammen und setzen die Suche nach Alyssas Vater Leslie fort – mit Erfolg. Auf den ersten Blick ist Alyssa von dem unkonventionellen Leben ihres Vaters, der die beiden freundlich in seinem Wohnwagen aufnimmt, beeindruckt.

Doch schnell findet sie heraus, dass der positive Eindruck getäuscht hat: Zum einen stammten sämtliche Geburtstagsbriefe an Alyssa nicht von Leslie, sondern wurden von ihrer Mutter verfasst, zum anderen war Alyssas Vater bereit, die beiden gegen Geld an die Polizei zu verraten. Die Ermittler kommen den Teenagern schließlich in Leslies Wohnwagen auf die Spur und die Situation eskaliert. James schlägt Alyssa nieder, um sie vor rechtlichen Konsequenzen der Tat zu bewahren, und rennt daraufhin davon. Zum Ende der Serie ist ein Schuss zu hören: Ob James die Flucht überlebt hat, bleibt unklar.

Das personifizierte Böse Psychopathen gelten als skrupellos und empfinden weder Schuld noch Reue. Sie sind von einer schweren Persönlichkeitsstörung betroffen, die durch ein Defizit an Empathie, Gewissen und Verantwortung gekennzeichnet ist. Betroffene sind in der Regel emotionslos, manipulativ, impulsiv, raffiniert und in einem ungewöhnlichen Maße furchtlos, gleichzeitig aber auch eloquent, intelligent und charmant. Unter Straftätern und Häftlingen sind Psychopathen nicht selten, der Anteil soll bei etwa 20 Prozent liegen.

Betroffene spüren deutlich weniger Angst als gesunde Menschen, sodass kriminelle Psychopathen die Folgen von Strafhandlungen nicht fürchten. Der Neurowissenschaftler Niels Birbaumer untersuchte die Gehirne von psychopathischen Straftätern, indem er Hirnscans anfertigte und diese mit den Strukturen gesunder Probanden verglich. Hierbei zeigte sich, dass bestimmte Areale wie der Orbitofrontalcortex, die Amygdala oder die Inselregion, die für die Entstehung von Angst zuständig sind, weniger Aktivität aufwiesen.

Training für das Gehirn Birbaumer sieht die Ursache von Psychopathie also in Anomalien des Gehirns, ist allerdings der Meinung, dass man daran etwas ändern kann, indem man die eingeschränkten Areale aktiviert und auf diese Weise normalisiert. Möglich sei dies mit der Methode des Neurofeedbacks, bei der Betroffene die Tätigkeit des Gehirns über einen Monitor unmittelbar rückgemeldet bekommen und versuchen, diese zu lenken. Durch eigenes Ausprobieren sollen sie lernen, die Hirnaktivität zu kontrollieren. Gelingt es ihnen, die Arbeit der Insula zu beeinflussen, erreichen sie eine emotionale Wirkung wie das Aufkommen von Empathie oder Angst. Gesunde Probanden schaffen es laut Birbaumer bereits nach einigen Sitzungen, die Insula zu beeinflussen, während sich diese Fähigkeit bei Psychopathen erst nach einer gewissen Zeit aufbaut.

Erkennungsmerkmale Der kanadische Kriminalpsychologe Robert D. Hare wurde insbesondere wegen seiner Checkliste zur Psychopathie bekannt. Danach deuten folgende Symptome auf die Erkrankung hin:

  • Schlagfertigkeit und oberflächlicher Charme
  • übersteigertes Selbstwertgefühl
  • Stimulationsbedürfnis/Erlebnishunger
  • pathologisches Lügen
  • eine manipulative Art
  • mangelndes Schuldbewusstsein
  • oberflächliche Emotionen
  • fehlende Empathie
  • parasitärer Lebensstil
  • schlechte Verhaltenskontrolle
  • Promiskuität
  • Jugendkriminalität
  • kurzzeitige Beziehungen
  • Kriminalität
  • Verstoß gegen Bewährungsauflagen bei bedingter Haftentlassung
  • keine Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen
  • allgemeine Verantwortungslosigkeit
  • Impulsivität
  • keine langfristigen Ziele
  • frühe Verhaltensauffälligkeiten.

Bei der Anwendung von Hares Liste zeigte sich, dass psychopathische Eigenschaften häufig auf Menschen in Führungspositionen zutreffen – Personen mit wenigen Emotionen scheinen demnach erfolgreicher im Beruf zu sein. In einer schwedischen Langzeitstudie wurden über 37 Jahre lang 1000 Personen von Beginn der sechsten Klasse an untersucht (Obschonka et al., 2013). Hierbei wurde deutlich, dass Unternehmensgründer als Teenager vermehrt antisoziales Verhalten wie Schule schwänzen, Ladendiebstahl oder das Missachten von Verboten aufwiesen und vermehrt zu Drogen griffen. Das antisoziale Verhalten legten sie allerdings im Berufsleben ab.


Das Krieger-Gen
Vermutlich verfügen Psychopathen über das sogenannte Monoamin-​Oxidase-A-​(MAOA)-Gen, auch als Krieger-Gen bezeichnet. Laut des Schweizer Unternehmens Igenea führt die Genvariante zu einer höheren Risikobereitschaft und bewirkt, dass Träger dieser Variante ihre Erfolgswahrscheinlichkeit in kritischen Situationen besser einschätzen. Es liegt auf dem X-Chromosom und stellt Enzyme her, welche den Abbau verschiedener Neurotransmitter wie Adrenalin, Dopamin und Serotonin im Gehirn regulieren.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/18 ab Seite 124.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

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