Blick in das Innere eines inaktiven Vulkans
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Extremsportarten

SURFEN AUF DEM VULKAN

Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h, steile Hänge und ein aktiver Vulkan: Wer auf Nervenkitzel steht, sollte sich Volcano Boarding nicht entgehen lassen. Dabei kann es auch sehr gefährlich werden.

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Es gibt altbekannte Sportarten, bei denen die Bewegung mit einem Brett beziehungsweise Board ausgeübt wird. Wer gerne in den Skiurlaub fährt, kennt die Snowboard- Cracks, die mit teilweise hoher Geschwindigkeit den Berg hinuntersausen und zwischendurch noch ein paar Tricks, wie beispielsweise Drehen um die eigene Achse, einbauen und dann wieder sanft im Schnee landen. Oder aber die Surfer, die auf dem Brett stehen und versuchen, die Welle gut zu nehmen. Recht neu ist hingegen das Volcano Boarding oder Volcano Surfing, das am Vulkan Cerro Negro, in León in Nicaragua in den 1980er Jahren entstanden ist. Seitdem ist der Cerro Negro, der jüngste Vulkan Mittelamerikas, der Volcano Boarding Hotspot der Welt.

Mit einem Holzbrett geht es nach unten Volcano Boarding ist jetzt nicht unbedingt eine Sportart, die man kennen muss. Als ich es zum ersten Mal gehört habe, habe ich mich schon gefragt, was sich dahinter verbirgt. Klar, irgendetwas mit Vulkan wird es schon sein, verrät zumindest der Namen. Aber wie soll man von diesem Vulkan wieder herunterkommen?

Was bei uns nicht wirklich bekannt ist, gehört in Nicaragua zu den Klassikern, die man mal gemacht haben sollte, wenn man in der Nähe Urlaub macht. Hat man sich dazu durchgerungen, ist es garantiert ein Erlebnis mit Erinnerungsfaktor.

Zunächst einmal muss man einen Ausflug in das Städtchen León machen. Dort angekommen bekommt man vom Tourguide ein Holzbrett in die Hand. Mit diesem unter dem Arm und mit einem orangenen Schutzanzug bekleidet, läuft man dann circa 45 Minuten den 728 Meter hohen Vulkan hinauf. Aus dem Krater des sehr aktiven Vulkans steigen giftige Schwefeldämpfe, die einem beim Aufstieg um die Nase wehen. Der Blick von oben zeigt den Touristen dann eine steile Außenwand, die ein Gefälle von mehr als 40 Grad besitzt. Schon mutig, da herunterzurutschen. Um einen herum nur schwarzes Vulkangestein.Für Menschen, die an Höhenangst leiden, ist ein solcher Adrenalin-Ausflug nicht zu empfehlen.

CERRO NEGRO
Der Vulkan ist bekannt für seine vulkanische Aktivität. 1850 auf dem fruchtbaren Ackerland in Nicaragua entstanden, ist er seitdem über 20 Mal ausgebrochen. Das letzte Mal 1999.

Waghalsige Idee Die Idee zu diesem Abenteuer entstand 2005 im Big Foot Hostel in Nicaragua. Der damalige Besitzer, Darryn Webb, hatte sich das Hirngespinst in den Kopf gesetzt, den Cerro Negro herunterboarden zu können. Der Australier experimentierte mit Matratzen, Boogie-Boards und anderen Utensilien auf dem feinen Vulkanschotter, bis er schließlich das Gerät fand, mit dem das waghalsige Unterfangen am besten gelingen könnte: Ein Sperrholzbrett mit einer Lage Metall am Boden. Und mit diesem doch eher überschaubaren Gerät soll man nun diesen den steilen Hang eines Vulkans herunterfahren? Wer sich ein solches Brett aus der Nähe anschaut und nach einem Lenker oder nach Bremsen sucht, wird nicht fündig werden. Und eines sollte einem auch noch bewusst sein. Rutscht man über das Lavageröll, entwickelt sich der Untergrund zu scharfkantigem Schleifpapier. Verliert man also das Gleichgewicht und fällt vom Brett, kann es zu Schürfwunden und Knochenbrüchen kommen.

Der Vulkan gilt mit mehr als zwanzig Ausbrüchen seit dem 19. Jahrhundert als einer der aktivsten in Nicaragua. Der letzte Ausbruch war im Jahr 1999.

Bloß nicht schreien Ist man erst oben, hat man schon mehr als die Hälfte dieses sportlichen Adrenalinkicks hinter sich gebracht. Man ist den Vulkan hinauf geklettert, mit seinem Sportgerät in der Hand, einem Holzbrett, hat den Schutzanzug an und kann von oben zumindest teilweise die zu rutschende Strecke einsehen. Jetzt fehlt nur noch eine Einweisung durch den Tourguide und dann kann es auch schon losgehen. Sitzend oder liegend platziert man sich auf dem Brett, noch schnell kontrollieren, ob die Schutzbrille richtig sitzt und los geht’s. Bereits nach kurzer Zeit wird man flotter und zieht eine schöne Staubwolke hinter sich her. Das Brett schleift über den Boden und aufspritzendes Geröll fliegt einem um die Ohren. Jetzt sollte man bloß den Rat des Guides befolgen: Nicht schreien und nicht jubeln, denn sonst fliegen einem die Lavasteine in den Mund.

Oft geht beim ersten Höllenritt der Blick für die atemberaubende Landschaft etwas unter, da man anfangs zu sehr damit beschäftigt ist, sich auf dem Brett zu halten. Daher sollte man Volcano Boarding ruhig ein zweites oder drittes Mal machen, um nach und nach die Eindrücke um den aktiven Vulkan unter sich und die Landschaft um sich herum besser wahrnehmen zu können. Der Trip dauert meist nicht länger als zwei Minuten. Immer mehr Touristen interessieren sich für diesen Adrenalinkick, der mit Kosten von circa 30 Dollar auch überschaubar bleibt. Und eine Erinnerung bekommt man direkt, wenn man unten angekommen ist: den feinen Staub in Gesicht, Ohren und Nase.

Nadine Scheurer, Redaktion

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