© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Steckbrief

SULFASALAZIN

Das immunmodulierende und antientzündlich wirkende Sulfasalazin wird bei der aktivierten rheumatoiden Arthritis und bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt. Die Anwendung erfolgt langfristig.

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Wie MTX und Leflunomid ist Sulfasalazin ein Disease Modifying Antirheumatic Drug (DMARD). Neben der gewünschten hemmenden Wirkung auf das Immunsystem, zeigt Sulfasalazin auch antibakterielle Eigenschaften. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass der Wirkstoff die Aktivierung eines Transkriptionsfaktors hemmt. Nach oraler Aufnahme wird nur ein geringer Teil des Wirkstoffs aus dem Dünndarm resorbiert. Der überwiegende Teil unterliegt einem First-Pass-Effekt. Die Metabolisierung erfolgt durch Darmbakterien in die aktiven Metabolite Sulfapyridin und 5-Aminosalicylsäure (5-ASA-Mesalazin).

Sulfapyridin wird überwiegend über den Urin, Mesalazin über die Fäzes ausgeschieden. Vermutlich hat Mesalazin eher positive Effekte auf die Entzündungsprozesse bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, während Sulfapyridin rheumatische Erkrankungen günstig beeinflusst. Die höchsten Serumkonzentrationen werden nach drei bis sechs Stunden erreicht. Sulfasalazin wird bei rheumatischen Erkrankungen als mittelstarke Substanz eingestuft. Bis zum spürbaren Wirkungseintritt ist mit etwa zwei bis drei Monaten zu rechnen. Eine begleitende Behandlung, zum Beispiel mit NSAR zur Entzündungs- und Schmerzreduktion ist möglich.

Der Wirkstoff hat insgesamt betrachtet ein günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis und wird in der Mono- aber auch Kombinationstherapie eingesetzt. Zu empfehlen ist eine einschleichende Dosierung. Begonnen wird einmal täglich mit 500 Milligramm, die wöchentlich langsam erhöht wird bis zur maximalen Tagesdosis von drei bis vier Gramm. Die Einnahme der magensaftresistenten Tabletten sollte mit reichlich Flüssigkeit eine Stunde vor der Mahlzeit erfolgen. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen treten dosisabhängig auf. Unter Sulfasalazin kommt es häufig zu Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Husten, Kopfschmerzen, Hautreaktionen und Blutbildveränderungen, besonders die Leberwerte betreffend.

Bei Therapiebeginn sollten daher die Leberwerte regelmäßig kontrolliert werden. Sehr selten sind Fälle von Agranulozytose und schweren Hautreaktionen, wie das Stevens-Johnson-Syndrom beschrieben. Wechselwirkungen sind mit Antibiotika, die die Darmflora beeinträchtigen, möglich. So kann dann die verminderte Metabolisierung zu den aktiven Metaboliten Sulfapyridin und Mesalazin die Wirkung reduzieren. Sulfasalazin bildet mit Calcium und Eisen schwerlösliche Chelatkomplexe – deshalb sollte bei gemeinsamer Einnahme ein ausreichender Einnahmeabstand von etwa zwei Stunden eingehalten werden. Bei gleichzeitiger Einnahme steigert Sulfasalazin die Wirkung von oralen Gerinnungshemmern und Sulfonylharnstoffen.

Schwere Hautreaktionen in der Vergangenheit sind eine Kontraindikation für Sulfasalazin, ebenso schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen. Männer sollten wissen, dass es zu einer vorrübergehenden Fertilitätsstörung kommen kann. Bei Zeugungswunsch kann das Medikament nach ärztlicher Rücksprache abgesetzt werden und die Zeugungsfähigkeit kehrt in der Regel innerhalb von drei Monaten wieder zurück. In Schwangerschaft und Stillzeit sollte eine strenge Indikationsstellung erfolgen. Wer Erkrankungen der blutbildenden Organe hat oder bekannte Überempfindlichkeiten gegenüber Salicylaten und Sulfonamiden, sollte möglichst nicht mit Sulfasalazin behandelt werden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2021 ab Seite 124.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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