Jemand klickt zwei Stücke Süßstoff in eine Tasse mit Teebeutel
Und noch zwei Stücke für den Tee - gerade für Heißgetränke sind Süßstoffe beliebte Alternativen. © humonia / iStock / Getty Images Plus

Ernährung | Diabetes

SÜSSSTOFFE ZEIGEN WIRKUNG AUF STOFFWECHSEL

Zuckerfreie Lebensmittel arbeiten häufig mit verschiedenen Süßstoffen, um eine kalorienarme Alternative ohne Geschmackseinbußen zu bieten – gerade für Diabetiker. Doch genau für diese Personengruppe könnten die Austauschstoffe problematisch werden.

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Komplett auf Glucose zu verzichten ist unmöglich, schließlich steckt das Monomer in allen kohlenhydrathaltigen Speisen. Selbst bei einer diabetesorientierten Ernährung werden Brot, Nudeln und Reis nicht einfach vom Speiseplan gestrichen. Dafür enthalten sie zu viele wertvolle Inhaltsstoffe, zum Beispiel Ballaststoffe oder B-Vitamine. Doch wo es geht, sollte auf Zucker verzichtet werden: in Getränken, Süßspeisen oder Tee beziehungsweise Kaffee. Wer auf das süße Erlebnis nicht verzichten will, greift daher gerne zu Süßstoffen. Die synthetischen Alternativen bieten einige Vorteile: kalorienärmer, höhere Süßkraft als Glucose, keine Nahrung für kariesauslösende Bakterien und kein Effekt auf den Blutzuckerspiegel. Letzteres scheint nun widerlegt worden zu sein.

Ein Forschungsteam um Alexander Nichol aus der Abteilung für Ernährungswissenschaften der University of Illinois stellte die Hypothese auf, dass die Aufnahme süßer Lebensmittel – auch solcher ohne Glucoseanteil – den Blutzuckerspiegel beeinträchtigen könne. Die Grundlage dieser Annahme besteht in der Tatsache, dass Rezeptoren, die auf Nahrungsmittel reagieren, nicht nur im Mund, sondern auch im Darm und im Pankreas vorkommen – und dort eine Reaktionskaskade auslösen können.

Das Team untersuchte die Blutzuckerwerte zehn normalgewichtiger und elf adipöser Probanden in einem dreiteiligen Versuchsaufbau, dessen Zwischenschritte jeweils durch eine Woche Pause getrennt verliefen:
Phase 1: destilliertes Wasser trinken.
Phase 2: eine Lösung aus 48 Milligramm Sucralose trinken.
Phase 3: fünf Sekunden mit Süßstofflösung Mund ausspülen.
Jeder Phase schloss sich nach einer zehn minütigen Pause das Trinken einer Lösung aus 75 Gramm Glucose an (Glucosetoleranztest). Zu unterschiedlichen Zeiten entnahmen die Forscher Blutproben, um die Blutzuckerkonzentration und die Insulinkonzentration der Probanden zu messen.

„Bereits der süße Geschmack an sich beeinflusst den Kohlenhydratstoffwechsel und die Glucosekontrolle“, gaben die Forscher in einer Pressemitteilung bekannt. Bei allen Probanden kletterte der Blutzuckerspiegel nach Sucralosegabe um 30 Prozent. Normalgewichtige zeigten einen Abfall der Insulinkonzentration circa 20 bis 40 Minuten nach dem Glucosetoleranztest – die Sensitivität stieg. Bei den übergewichtigen Teilnehmern zeigten sich nach 90 bis 120 Minuten höhere Hormonspiegel, die Insulinsensitivität blieb unverändert.

Die Autoren wissen allerdings noch nicht, welche Auswirkungen diese Ergebnisse bei regelmäßigen Süßstoffkonsumenten zeigen oder inwieweit ihre Untersuchungen auf andere Süßstoffe übertragbar sind.

Farina Haase,
Apothekerin/Online-Redaktion

Quelle: Nichol AD et al. Nutrients 2020; 12: pii: E29; doi: 10.3390/nu12010029

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