Gesicht von Frau in drei verschiedenen Altersperioden © evgenyatamanenko / iStock / Getty Images Plus
Forschern ist es gelungen, in einem Mausmodell den Alterungsprozess einfach umzudrehen.

Stammzellen

DEN ALTERUNGSPROZESS EINFACH UMDREHEN

Was bei Neil Young mit „Forever young“ nur ein Wunsch war, könnte bald Realität werden. Wissenschaftler*innen ist es gelungen, Mäuse zu verjüngen, sie sogar „rückwärts“ altern zu lassen. Die Entdeckung könnte nicht nur für die Beauty-Branche bedeutsam sein.

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Vieles im Leben ist ungewiss, doch eine Sache bleibt unabwendbar: Wir werden älter – täglich, stündlich, minütlich sogar. Während die einen gelassen bleiben, geben andere viel Geld für Beauty-Produkte aus, in der Hoffnung, ein paar Jahre „zu gewinnen“. Aufhalten kann man diesen Prozess aber (leider) nicht.

Aufhalten vielleicht nicht. Aber Forschende des Salk-Instituts in Kalifornien könnten einen Weg gefunden haben, den Alterungsprozess einfach umzudrehen. Es könnte uns also auf Wunsch bald allen so gehen wie Benjamin Button, der Romanfigur von Scott F. Fitzgerald, die alt geboren und fortwährend jünger wird. Im Fall des Forschungsteams handelte es sich jedoch um Mäuse, die eine Verjüngungskur erhielten. Liesen sich diese Erkenntnisse übertragen, würde nicht nur die Beauty-Branche frohlocken. Auch typische Alterskrankheiten könnten damit künftig therapiert werden. Publiziert wurden die Forschungsergebnisse unlängst im Fachmagazin „Nature Aging“.  

Alle Zellen werden Stammzellen

Den Ansatz, der zu dieser Entdeckung führte, lieferte der japanische Stammzellenforscher Shin’ya Yamanaka. 2006 entwickelte er eine Methode, bei der mit Hilfe einer künstlichen Reprogrammierung aus „normalen“ Zellen pluripotente Stammzellen wurden. Doch im Gegensatz zu Yamanaka fand das Team rund um den Biologen Juan Carlos Izpisua Belmonte einen Weg, die Zellen nur teilweise neu zu programmieren. Durch gezielte Genexpression konnten die Zellen in einen „jüngeren Zustand“ versetzt werden, ohne dabei zu Stammzellen zu werden. Man kann sich das in etwa so vorstellen: Man verabreicht bestimmte Proteine, die in den Zellen zum Ablesen bestimmter DNA-Abschnitte beitragen, wodurch die Funktionalität der Zelle bestimmt wird. Diese partielle Reproduktion wandten die Forschenden bei Mäusen an, und zwar auf drei Wegen: 

  • Gruppe 1: 25 Monate alte Mäuse (umgerechnet etwa 80 Jahre alte Menschen) wurden einen Monat lang mit Faktoren zur gezielten Genexpression behandelt.
  • Gruppe 2: wurde länger behandelt und früher. Bereits in einem Alter von 15 bis 22 Monaten, also etwa 50 bis 70 Menschenjahren.
  • Gruppe 3: wurde ebenfalls länger behandelt und noch früher. Nämlich ab umgerechnet 35 Menschenjahren.

Längere Gaben zahlen sich aus

Es zeigte sich, dass langfristige Änderungen auch nur mit längeren Gaben zu erreichen sind. Während Gruppe 1 kaum Veränderungen zeigte, stellte das Team messbare Veränderungen in den Gruppen 2 und 3 fest. Die Nieren und die Haut zeigten sich „verjüngt“ ohne dabei das Krebs-Risiko zu erhöhen. Auch andere Krankheiten traten nicht vermehrt auf. Die Expression von Genen, die Entzündungen, Zelltod und Stressreaktionen verursachen, fiel bei den länger behandelten Tieren auffällig niedriger aus. „Insgesamt liefert diese Studie ermutigende Hinweise darauf, dass eine langfristige partielle Reprogrammierung vielversprechend ist, die die Funktionen einiger Gewebe wiederherstellen und verjüngen könnte“, kommentieren die Mediziner Arianna Markel und George Q. Daley vom Boston Children’s Hospital die publizierten Ergebnisse. Bis zur „Verjüngungsspritze vom Arzt“ wird es aber noch einige Zeit dauern. 

Quelle: www.welt.de

 

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