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Tipps für Unentschlossene

SKEPSIS UNNÖTIG

Impfungen können Leben retten und andere Personen schützen. Dennoch verweigern einige Menschen die präventive Maßnahme, da sie beispielsweise schwere Nebenwirkungen fürchten.

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Durch Immunisierungen ist es gelungen, Infektionskrankheiten auszurotten: 1980 konnte die Erde dank der guten Durchimpfung als pockenfrei erklärt werden. Laut Angaben der WHO verhindern Vakzinationen jährlich zwei bis drei Millionen Todesfälle, eine mangelnde Impfbereitschaft wird als eine der zehn größten Bedrohungen der Weltgesundheit bezeichnet. Nie waren Impfungen sicherer als heute, unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen werden nur in seltenen Fällen beobachtet.

Vermutlich haben Impfgegner aufgrund von Ängsten oder unzureichender Information eine Abwehrhaltung gegen die Immunisierung entwickelt. In Deutschland besteht keine gesetzliche Impfpflicht. Die Ständige Impfkommission (STIKO) stellt Impfempfehlungen auf und berücksichtigt dabei den Nutzen für das Individuum sowie für die gesamte Bevölkerung. Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch auf die empfohlenen Schutzimpfungen, die Kosten für Immunisierungen für private Auslandsreisen müssen allerdings selbst getragen werden.

Skepsis ist meist unbegründet Kritiker führen die unterschiedlichsten Argumente gegen Impfungen auf. Doch wie kontern PTA und Apotheker den Mythen am besten?

„Eine Krankheit zu überstehen, schützt besser als eine Immunisierung.“ Aus diesem Grund veranstalten impfkritische Eltern sogenannte Masernpartys und führen bewusst nicht geimpfte Sprösslinge mit kranken Kindern zusammen. Sie missachten dabei, dass die Infektion mit hohen Risiken einhergeht: Eins von tausend Kindern erkrankt an einer Enze- phalitis, manchmal mit bleibenden neurologischen Schäden. Noch Jahre später kann es zu einer subakuten sklerosierenden Panenzephalitis kommen, welche letal endet. Eine Vakzination schützt vor diesem Risiko.

„Impfungen führen zu Autoimmunerkrankungen.“ Professor Dr. Fred Zepp von der Universitätsmedizin Mainz betont, dass es dafür keinen Beleg gibt und durchgeführte Untersuchungen den befürchteten Zusammenhang ebenfalls nicht bestätigten.

„Impfungen führen zu Autismus.“ Skeptiker argumentieren mit dieser Fehlinformation und berufen sich auf eine Studie aus dem Jahr 1998 mit lediglich acht Probanden. Die Zeitschrift The Lancet zog die Veröffentlichung zurück, der Autor der Publikation verlor wegen schwerer Verstöße gegen die Berufsordnung seine Zulassung. Eine Metaanalyse mit etwa 1,3 Millionen Kindern fand keinen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus.

„Zu viele Impfungen belasten das Immunsystem.“ Die heutigen Impfstoffe sind gut verträglich, es werden lediglich Bestandteile isoliert, die für eine Immunantwort notwendig sind.

„Impfungen sind nicht mehr erforderlich.“ Impfkritiker sind der Meinung, dass Infektionskrankheiten aufgrund der guten Lebensbedingungen verschwunden oder ihre Verläufe unkompliziert seien. In Wirklichkeit haben nicht die Lebensumstände, sondern die öffentlichen Impfprogramme die Inzidenz reduziert.

„Impfrisiken und Nebenwirkungen sind nicht ausreichend bekannt.“ Diese Aussage ist ebenfalls falsch, denn die Wirksamkeit und Sicherheit der Vakzine wurden in zahlreichen Untersuchungen geprüft. Impfnebenwirkungen beschränken sich in der Regel auf lokale Hautreaktionen oder begleitendes Fieber.

„Schwangere sollten sich nicht impfen lassen.“ Hier ist zu differenzieren: Werdende Mütter sollten keine Lebendimpfstoffe erhalten, da ein theoretisches Risiko einer diaplazentaren Übertragung besteht. Totimpfstoffe lassen sich allerdings zu jedem Zeitpunkt sicher anwenden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/19 ab Seite 95.

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

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