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SCHWER ZU FASSEN

Lungenentzündung, Hals- oder Muskelschmerzen – ja sogar Meningitis. Diese und zahlreiche weitere Beschwerden und Symptome erschweren die Diagnose der Infektionskrankheit Pfeiffersches Drüsenfieber erheblich.

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Wirklich eindeutige Hinweise oder Symptome auf die infektiöse Mononukleose, wie das Pfeiffersche Drüsenfieber unter anderem auch genannt wird, gibt es im Grunde gar nicht. Einzeln oder in Kombination können die Merkmale auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Zunächst wird an Erkältungskrankheiten gedacht, wenn der Patient Schnupfen und Halsschmerzen hat, matt und müde ist. Die üblichen Maßnahmen gegen einen solchen Infekt bringen jedoch nichts. Kommen noch geschwollene Lymphknoten, erhöhte Temperatur und schließlich anhaltendes Fieber hinzu, ist spätestens jetzt der Besuch beim Arzt unumgänglich. Stichworte zu den Symptomen finden Sie unter SL01, „Infektionskrankheiten“ (linke Seite), „Pfeiffersches Drüsenfieber“ (rechte Seite).

Wie steckt man sich an? Das Perfide bei dieser Infektionskrankheit ist, dass die meisten Menschen sich in ihrem Leben mit dem Eppstein-Barr-Virus (EBV) infizieren. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, SL02, Suche „Epstein-Barr“, „Von harmlos bis …“, sind es circa 90 Prozent der Bevölkerung. Benannt ist es nach Michael Epstein und Yvonne M. Barr, die es im Jahre 1964 entdeckt haben. Mehrheitlich sind es Kinder, die sich anstecken. Bei ihnen verläuft die Krankheit jedoch meist asymptomatisch, also ohne Symptome. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen indes prägt sich die Infektion häufig zum Pfeifferschen Drüsenfieber aus.

Übertragen werden die Erreger in den meisten Fällen über Tröpfchen- oder Schmierinfektion und so vor allem über den Speichel. Einer der Hauptinfektionswege ist das Küssen, weshalb die Krankheit auch die Namen „Kissing desease“, „Kusskrankheit“ oder „Studentenfieber“ trägt. Kleine Kinder hingegen infizieren sich oft beim Schmusen mit ihren Eltern oder im Kindergarten, weil sie Spielsachen immer wieder gerne in den Mund nehmen. Sie bleiben häufig jedoch symptomarm oder sogar symptomlos. Mehr zur Übertragung erfahren Sie unter SL03, Suche „Speichel überträgt“. Andere Übertragungswege wie Geschlechtsverkehr, Bluttransfusionen oder Organspenden sind möglich, aber äußerst selten.

Welche Zeiträume sind wichtig? Die Inkubationszeit, also die Zeit vom Anstecken bis zum Ausbruch der Krankheit, beträgt zwischen sieben Tagen und sechs Wochen, wie Sie bei SL04, „Krankheiten“, „P“, „Pfeiffersches Drüsenfieber“, nachlesen können. Die Gefahr, bereits während der Inkubationszeit andere Personen anzustecken, besteht jedoch. Die Möglichkeit, andere zu infizieren, bleibt ein Leben lang bestehen. Hat sich jemand frisch angesteckt, kann er das Virus besonders leicht weitergeben. Der Körper reagiert nämlich mit vermehrter Ausscheidung der Erreger über den Speichel, und dies sogar immer noch, wenn der Überträger nicht mehr unter den Symptomen leidet und die Krankheit bei ihm abgeklungen ist.

Verlauf der Krankheit Die bereits erwähnten Erkältungssymptome Müdigkeit, Entzündungen im Rachenbereich und Gliederschmerzen in Verbindung mit Fieber sind neben den geschwollenen Lymphknoten die ersten Anzeichen. Eindeutiger wird es, wenn sich auf den Mandeln ein schmutziggrauer Belag bildet, der fauligen Mundgeruch verursacht. Damit einhergehende Heiserkeit und Sprachstörungen komplettieren das Bild und ermöglichen eine eindeutigere Diagnose. Die Erkrankung erstreckt sich laut SL05, „Krankheiten“, „P“, Pfeiffersches Drüsenfieber“, über einige Wochen, kann in seltenen Fällen jedoch auch ein bis zwei Monate dauern. Betroffene, die keine Symptome zeigen, bei denen die Krankheit also asymptomatisch verläuft, klagen nicht selten über allgemeine Schwäche, die sie ein paar Monate bis zu zwei Jahre fest im Griff haben kann.

Was ist zu tun? Der Arztbesuch ist ein Muss. Nur der Arzt kann mittels Blutuntersuchung, Blutausstrich und Ultraschalluntersuchung die richtige Diagnose stellen. Ursächliche Therapien sind leider nicht möglich. Es gilt also, die Symptome mit schmerzlindernden und fiebersenkenden Präparaten zu bekämpfen und dem Körper möglichst viel Ruhe zu geben und ihn nicht zu überanstrengen. Wie bei den meisten Infektionskrankheiten ist ausreichende Flüssigkeitszufuhr mehr als förderlich. So kann nach zwei bis drei Wochen von einer Heilung gesprochen werden. SL06, Suche „Drüsenfieber“, „Was ist …“, beschreibt diesen und weitere Aspekte der Krankheit.

Gibt es Komplikationen? In den meisten Fällen ebben die Beschwerden unter der richtigen Therapie nach einiger Zeit ab und der Betroffene ist sein Leben lang immun. Jedoch kann es in circa zehn Prozent der Fälle zu einer zusätzlichen Infektion mit Streptokokken kommen, wogegen Antibiotika eingesetzt werden. Bestimmte Präparate können jedoch massive Reaktionen hervorrufen, da die Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers in den Lymphozyten sitzen und mit den Wirkstoffen einiger Antibiotika interagieren. Schwerer Ausschlag, das sogenannte „Lyell-Syndrom“, ist die Folge.

Ferner können Meningitis, Herzrhythmusstörungen, Nieren- oder Leberentzündung, Leber- und Milzschwellung bis hin zum Milzriss auftreten. Bei immundefektbetroffenen Patienten können sogar schwere Lymphknotenwucherungen und maligne Tumoren entstehen. Es wird sogar ein Zusammenhang zwischen dem EBV und der Hodgkin-Krankheit vermutet, was Sie unter SL07, „Krankheiten“; „Pfeiffersches Drüsenfieber“, Mögliche Komplikationen“, erfahren.

Zu guter Letzt Der Name „Pfeiffersches Drüsenfieber“ geht übrigens auf den Internisten und Kinderarzt Emil Pfeiffer zurück, der sich Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts eingehend mit dieser von ihm zunächst als „Idiopathische Adenitis“ bezeichneten Erkrankung befasst hat. Diese Bezeichnung wird heute nicht mehr verwendet.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/19 ab Seite 50.

Wolfram Glatzel, Autor und Redakteur Ursula Tschorn, Apothekerin

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