Schwangerschaftstest © Foremniakowski / iStock / Getty Images Plus
© Foremniakowski / iStock / Getty Images Plus

Schwangerschaft und Stillzeit

SCHWANGER ODER NICHT SCHWANGER?

Diese Frage möchten viele Frauen möglichst früh geklärt wissen. Doch was muss bei der Anwendung von Schwangerschaftstests bedacht werden, um zuverlässige Antworten zu erhalten?

Seite 1/1 4 Minuten

Seite 1/1 4 Minuten

Schwangerschaftstests aus der Apotheke sind Urintests, die das Vorhandensein des Hormons hCG (humanes Chorion-​Gonadotropin) nachweisen. HCG ist ein Glykoprotein-Hormon, das sich aus zwei Peptidketten zusammensetzt und von den Zellen der Placenta gebildet wird. Es wird auch als Schwangerschaftshormon bezeichnet, da es im weiblichen Körper für den Erhalt der Schwangerschaft verantwortlich ist.

Bei Nichtschwangeren liegt die hCG-​Konzentration üblicherweise unter 5 Internationalen Einheiten pro Liter (IU/l). Ab dem fünften Tag nach einer Befruchtung beginnen die Spiegel erst langsam, dann rasant anzusteigen. Am Tag der erwarteten Menstruationsblutung liegt die hCG-Konzentration im Urin bereits bei circa 50 bis 100 IU/l. Ihren Höhepunkt erreicht die hCG-Konzentration im zweiten und dritten Schwangerschaftsmonat mit Werten zwischen 100 000 bis 250 000 IU/l.

Funktionsweise der Urintests Alle Urintests sind immun-chromatografische Tests. Sie stellen eine Kombination aus einer Dünnschichtchromatografie und einer Immunfärbung mithilfe markierter Antikörper dar. Das im mütter- lichen Urin vorhandene hCG fungiert dabei als Antigen. Es bindet durch eine immunchemische Reaktion an markierte Antikörper (bewegliche und fixierte), die sich im Teststreifen befinden. Wird der Teststreifen mit Urin benetzt, bindet das im Harn befindliche hCG als Antigen an den freibeweglichen mit einem Farbstoff markierten hCG-Antikörper des Teststreifens.

Dieser Antigen-Antikörper-Farb-Komplex diffundiert im weiteren Testverlauf zum im Ergebnisfenster des Teststreifens befindlichen fixierten hCG-Antikörper, bleibt an diesem hängen und löst eine Reaktion aus. Diese wird im Ergebnisfenster je nach Hersteller beispielsweise als farbige Linie, Kreuz oder mit dem Wort „schwanger“ sichtbar. Letztere Tests mit Digitalanzeige sind nicht genauer. Sie basieren auf dem gleichen Prinzip, wobei der Teststreifen mittels Fotodioden ausgelesen wird. Zusätzlich können einige Digitaltests auch noch die Schwangerschaftswoche anzeigen.

Bei den meisten Schwangerschaftstests kann durch eine Markierung in einem Kontrollfenster die korrekte Durchführung überprüft werden. Dort reagiert eine dritte Art fixierter Antikörper mit überschüssigen mobilen Farbstoff-markierten Antikörpern. Eine Reaktion und damit Markierung stellt sich ein, wenn ausreichend Flüssigkeit den Teststreifen benetzt und damit die Farbstoff-​markierten Antikörper hinreichend beweglich gemacht hat. Bleibt die Kontroll-Markierung aus, ist der Test unbrauchbar und muss wiederholt werden.

Das durch den Schwangerschaftstest nachgewiesene Hormon hCG wird ausschließlich von der Plazenta gebildet und die entwickelt sich erst in der Schwangerschaft.

Empfindlichkeit der Tests Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten und je höher die Konzentration des Schwangerschaftshormons ist, desto aussagekräftiger ist das Testergebnis. Herkömmliche Schwangerschaftstests mit einer Nachweisgrenze von 25 bis 50 IU/l hCG im Urin können das Hormon daher in der Regel ab dem Tag des Ausbleibens der Periode nachweisen. Frühtests sind empfindlicher und detektieren das Schwangerschaftshormon teilweise schon ab 10 IU/l. Dieser Wert ist bereits wenige Tage vor der zu erwartenden Regelblutung erreicht. Daher können Frühtests schon ungefähr zehn Tage nach der vermuteten Empfängnis beziehungsweise vier Tage (bei einigen Tests auch fünf Tage) vor Ausbleiben der Menstruation eine Schwangerschaft im Urin anzeigen (ausgehend von einem 28-tägigen Zyklus).

Verlässlichkeit Moderne Testverfahren sind aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit bei korrekter Durchführung sehr zuverlässig. Nach Herstellerangaben haben herkömmliche Schwangerschaftstests bei Anwendung ab dem ersten Fälligkeitstag der Periode und Frühtests zehn Tage nach einer möglichen Empfängnis eine hohe Sicherheit. Allerdings ist bei den Frühtests die Zuverlässigkeit umso höher, je näher zum Fälligkeitstag der Menstruation gemessen wird. Hintergrund dafür ist, dass der Anstieg von hCG individuell variiert und somit bei einigen Frauen der Hormonspiegel langsamer ansteigt.

Daher kann es sein, dass bei den Betroffenen noch nicht genügend messbares Schwangerschaftshormon zum Messzeitpunkt vorhanden ist, obwohl sie schon schwanger sind. Daneben kann sowohl bei herkömmlichen als auch bei Frühtests ein verspäteter Eisprung die Ursache für ein falsch negatives Ergebnis sein. Ist die Befruchtung später als erwartet erfolgt, wurde zum Zeitpunkt der Messung noch nicht die für den jeweiligen Test erforderliche hCG-Konzentration gebildet.

Schließlich ist es auch möglich, dass die Konzentration des Schwangerschaftshormons durch eine hohe Flüssigkeitszufuhr unter die Nachweisgrenze verdünnt wurde. Daher gilt der allgemeine Rat, einen Frühtest möglichst mit dem Morgenurin durchzuführen, in dem die hCG-Konzentration am höchsten ist. Und auch bei herkömmlichen Tests – die heutzutage prinzipiell zu jeder Tageszeit durchgeführt werden können – sollte vor der Verwendung grundsätzlich eine große Trinkmenge vermieden oder sicherheitshalber auch hier der konzentrierte Morgenurin genommen werden.

Positives Ergebnis beim Arzt bestätigen lassen Neben falsch negativen Ergebnissen bergen Schwangerschaftstests auch das Risiko für falsch positive Ergebnisse. Das wenige Tage nach der Befruchtung gebildete hCG kann zwar nachgewiesen werden. Dies sagt aber noch nichts darüber aus, ob sich das befruchtete Ei auch richtig eingenistet hat. Gerade die frühe Phase einer Schwangerschaft reagiert sehr empfindlich auf äußere Einflüsse und viele Schwangerschaften sind schon vor der sechsten Schwangerschaftswoche mit einem spontanen Abort wieder beendet.

Die befruchtete Eizelle geht dann meist unbemerkt mit der nächsten Regel ab. Der Test wurde also zuverlässig durchgeführt und konnte ein positives Ergebnis zeigen, aber die Schwangerschaft besteht bereits kurz darauf unter Umständen gar nicht mehr. Zudem kann der Nachweis von hCG auch von einer kürzlich zuvor erfolgten Fehlgeburt oder durch eine extrauterine Schwangerschaft gelingen. Ebenso produzieren einige Tumore (z. B. an den Eierstöcken) hCG. Deshalb kann eine vorliegende Schwangerschaft letztendlich nur durch einen anschließenden Besuch beim Gynäkologen zu 100 Prozent bestätigt werden.

Dieser kann ab der sechsten Schwangerschaftswoche per Ultraschalluntersuchung die korrekte Einnistung der befruchteten Eizelle überprüfen. Theoretisch kann er auch mittels Bluttest bereits vor Ausbleiben der Regel eine Schwangerschaft zuverlässig nachweisen. Wie beim Urintest detektiert der Bluttest die hCG-Konzentration. Da diese im Blut schon früher als im Urin erhöht ist, ist es aber möglich, bereits sechs bis neuen Tage nach der Befruchtung ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten. Ein Bluttest beim Gynäkologen zum Nachweis des Schwangerschaftshormons bleibt aber in der Regel die Ausnahme bei einem unklaren Verlauf in der Frühschwangerschaft.

Folsäure anraten Ein wertvoller Tipp für Kundinnen, die einen Schwangerschaftstest kaufen, kann auch die Empfehlung eines Folsäurepräparates sein. Folsäure ist bereits vor der Befruchtung und spätestens mit Beginn der Schwangerschaft ein wichtiger Mikronährstoff, der für eine störungsfreie Entwicklung des Kindes benötigt wird.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/18 ab Seite 74.

Gode Chlond, Apothekerin

×