Bei einem Mädchen im Grundschulalter wird ein Rachenabstrich genommen.© ChiccoDodiFC / iStock / Getty Images Plus
Kann die Quarantäne für Schuldkinder, die Kontakt zu Corona-Infizierten hatten, entfallen, wenn sie jeden Tag einen Antigentest machen?

Schule

ANTIGENTESTS GEGEN DIE QUARANTÄNEPFLICHT

Die Quarantänepflicht von zehn Tagen kann in einer Pandemie schnell zur Schließung einer Schule führen, wenn die Anzahl der Kontakte der Schüler stark ansteigt. Tägliche Antigentests aller Kontaktpersonen könnten eine Alternative sein, wie eine Studie der Universität Oxford zeigt.

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In einer randomisierten Studie der Universität Oxford haben Mediziner untersucht, ob tägliche Tests den Kontakten von Positiv-Getesteten erlauben würden, am Unterricht teilzunehmen – ohne, dass es die Pandemie weiter befeuert. Die Studie wurde vom 19. April bis 27. Juni durchgeführt.

Teil der Studie waren 201 englische Sekundarschulen und Colleges mit mehr als 200 000 Schülern und 20 000 Mitarbeitern. Die Forschenden teilten diese in zwei Gruppen auf. In beiden wurden die in England vorgesehenen Maßnahmen durchgeführt, zu denen zwei wöchentliche Antigentests aller Schüler gehören. Diejenigen, die positiv getestet wurden, mussten in Quarantäne, es sei denn, der PCR-Test fiel negativ aus.

In der einen Hälfte der Schulen mussten auch die Kontaktpersonen der infizierten Schüler in häusliche Quarantäne. Die Kontakte der anderen Hälfte durften weiter am Unterricht teilnehmen – vorausgesetzt sie ließen sieben Tage lang jeden Morgen vor Schulbeginn einen beaufsichtigten Antigentest durchführen, der negativ ausfiel.

(Miss)Erfolg?

Die Studie hatte zwei Ziele. Zum einen sollte sie die Annahme belegen, dass die Antigentests eine Alternative für die Quarantänepflicht sein können. Demnach sollten die Infektionszahlen nicht stärker steigen als in den Schulen, die die Kontakte zur Quarantäne nach Hause schicken. Die Ergebnisse zeigen, dass dieses Ziel erreicht wurde:

In den Schulen mit Quarantäne für alle Kontakte kam es zu 657 symptomatischen PCR-bestätigten Infektionen oder 59,1 pro 100 000 und Woche.
In der Interventionsgruppe mit den täglichen Tests für Kontakte kam es zu unwesentlich mehr Infektionen: 740 Infektionen oder 61,8 pro 100 000 und Woche.
Die Inzidenzraten (IRR) lagen in beiden Gruppen bei unter zwei Prozent.

Morgendliche Tests sollten Personen von einer Quarantäne befreien, ohne dass dadurch die Zahl der Infektionen an der Schule steigt. Wenn diese also am Unterricht teilnehmen können, sollte man annehmen, dass die Fehlzeiten an der Schule sinken, oder? Das war zumindest das zweite Ziel der Studie. Dieses wurde jedoch nicht erreicht:

An den Schulen mit Quarantänepflicht kam es zu 55 718 COVID-bedingten Fehltagen.
In der Gruppe mit täglichen Tests der Kontakte waren es mit 48 609 nur unwesentlich weniger.

Grund dafür ist laut den Forschern, dass die Teilnahme an den Tests freiwillig war. Insgesamt ließ sich nur knapp die Hälfte der Studienteilnehmer testen. Die Nichtteilnehmer wurden in Quarantäne geschickt.

Positives Fazit

Eine Sensivitätsanalyse zeigt, dass ohne Testverweigerer die Zahl der Fehltage in der Interventionsgruppe vermutlich um 39 Prozent gesunken wäre. Deswegen ziehen die Forschenden ein durchaus positives Fazit. Es bleibt allerdings fraglich, wie hoch die Testbereitschaft außerhalb einer Studie wäre, wenn sich die Regierung für eine solche Strategie entscheiden würde.

Quelle: Aerzteblatt.de

 

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