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Kopfläuse

SCHNELLES AUS FÜR DIE LAUS

Wenn sich Kopfläuse auf dem Haupt tummeln, fällt es schwer, gelassen zu bleiben. Umso wichtiger, dass Sie im Beratungsgespräch den Überblick behalten und die bestmögliche Behandlungsstrategie empfehlen.

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Die Schule hat in den meisten Bundesländern wieder begonnen. Und mit dem Start ins neue Schuljahr tauchen sie alljährlich wieder verstärkt auf: Jene winzigen Krabbeltierchen, die auf den klangvollen Namen Pediculus humanus capitis hören oder schlichtweg Kopfläuse genannt werden. Die flügellosen Insekten gehören zur Familie der Menschenläuse (Pediculidae) und haben, wie der Name bereits vermuten lässt, ihren Lebensraum auf dem menschlichen Haupt. Ein Umstand, der die sechsbeinigen Blutsauger, die ausgewachsen gerade einmal zwei bis drei Millimeter messen, so unbeliebt macht.

Wobei „unbeliebt“ sicherlich noch eine sehr nette Umschreibung ist: Wenn ansonsten recht nervenstarke Eltern in Panik geraten, im Normalfall klar denkende Menschen in blinden Aktionismus verfallen und sich Kunden in der Apotheke vor Ekel schütteln müssen, sind diese seltsamen Verhaltensweisen häufig auf Kopflausbefall in der Familie zurückzuführen. Zugegeben: Blutsaugende Parasiten auf dem Kopf zu haben, ist eine sehr unangenehme und unästhetische Angelegenheit.

Grund zur Panik besteht allerdings niemals: Denn Kopfläuse sind glücklicherweise harmlos – sie übertragen weder Krankheiten noch gefährden sie die menschliche Gesundheit auf andere Weise ernsthaft. Doch die Tierchen haben zwei andere Eigenschaften, die sie für uns Menschen so unberechenbar und zu ernstzunehmenden Gegnern machen: Sie sind sehr flink und äußerst vermehrungsfreudig.

Kurz & Knapp: 10 Fakten über Kopfläuse
+ Kopfläuse werden von Kopf zu Kopf übertragen, andere Übertragungswege spielen
   praktisch keine Rolle. + Kopflausbefall hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun.
   Im Gegenteil: Die Blutsauger fühlen sich auf frisch gewaschenem Haar äußerst wohl.
+ Die Parasiten verschwinden nicht von selbst, sondern müssen konsequent behandelt
   werden.
+ Ohne Blutmahlzeit können Kopfläuse nur zwei bis maximal drei Tage überleben.
+ Die Insekten leben rund 20, unter optimalen Bedingungen 30 Tage.
+ Kopfläuse können schnell krabbeln, aber weder fliegen noch springen.
+ Haustiere übertragen keine Kopfläuse. Die Blutsauger sind ausschließlich Parasiten des   
   Menschen.
+ Im Gegensatz zu anderen Parasiten übertragen Kopfläuse keine Krankheiten auf
   den Menschen. Heftiges Kratzen kann allerdings zu offenen Stellen und Entzündungen
   auf dem Kopf führen.
+ Läuse sind kein Grund, in Panik zu geraten. Vielmehr gilt es Ruhe zu bewahren und
   besonnen zu handeln.
+ Die Ektoparasiten können mit geeigneten Arzneimitteln und Medizinprodukten
   zuverlässig beseitigt werden. Wichtig ist es unabhängig vom gewählten Präparat,
   die Behandlung richtig und konsequent durchzuführen!

Produktives Läuseleben Auf dem kuschelig-warmen behaarten Kopf finden die Parasiten ideale Lebensbedingungen. Bei einer Temperatur von 28 bis 29 Grad Celsius fühlen sich die Krabbeltierchen rundum wohl und sorgen im großen Stil für Nachwuchs: Eine ausgewachsene weibliche Kopflaus legt im Laufe ihres nur wenige Wochen langen Lebens bis zu 150 Eier. Diese klebt die befruchtete Läusedame mit einem wasserunlöslichen Kleber geschickt in unmittelbarer Kopfhautnähe (dort ist die Temperatur ideal) ans Haar. Umgeben sind die Eier von robusten Chitinhüllen, auch als Nissen bezeichnet, die den Nachwuchs gut vor Umwelteinflüssen schützen.

Sechs bis zehn Tage nach der Eiablage schlüpfen die Larven. Sie sehen den ausgewachsenen Tieren sehr ähnlich, sind jedoch erheblich kleiner. Larven können sich, ebenso wie adulte Läuse, krabbelnd fortbewegen, aber den Kopf ihres Wirtes noch nicht verlassen. Und das bedeutet auch: Im Larvenstadium findet keine Übertragung der Tierchen von Mensch zu Mensch statt. Die winzigen Larven, die auf dem Kopf mit bloßem Auge nur äußerst schwer zu entdecken sind, entwickeln sich im Laufe von rund zehn Tagen zu erwachsenen, geschlechtsreifen Läusen, die dann erneut ihre Eier in Kopfhautnähe im Haar ablegen. Der rasend-schnelle Lebenslauf der Laus erklärt, warum schon wenige Tierchen auf dem Kopf ausreichen, um innerhalb kürzester Zeit eine beachtliche Läusepopulation auf dem Haupt zu beherbergen.

Charakteristisches Symptom von Kopflausbefall, Mediziner sprechen von Pediculosis capitis, ist ein heftiger Juckreiz auf dem Kopf. Der Grund: Mit stilettartigen Fortsätzen ihres Kopfes ritzt die Laus die oberste Hautschicht an, um Blut aus der eröffneten Kapillare zu saugen. Dabei spritzt sie Speichel in die Mini-Wunde, um die Blutgerinnung zu verhindern. Der Speichel enthält Proteine, auf die der Mensch empfindlich reagiert, wodurch der Juckreiz entsteht. Natürlich ist heftiger Juckreiz auf dem Kopf äußerst unangenehm, doch hat er durchaus auch eine sinnvolle Warnfunktion und ist vielfach der Anlass, den Kopf einmal genauer zu inspizieren. Fehlt der Juckreiz, was bei Pediculosis durchaus der Fall sein kann, bleiben die Krabbeltierchen mitunter längere Zeit unentdeckt und können sich in aller Ruhe vermehren.

Übertragung von Kopf zu Kopf Obwohl Kopfläuse nicht fliegen und im Gegensatz zu Flöhen auch nicht springen können, sind erwachsene Läuse doch in der Lage, mühelos von einem Kopf zum anderen zu gelangen. Die Übertragung von Kopfläusen geschieht in den allermeisten Fällen durch direkten Kopf-zu-Kopf- beziehungsweise Haar-zu-Haar-Kontakt. Wenn Kinder ihre Köpfe in der Kita oder Schule beim Spielen eng zusammenstecken, Freundinnen vertraut miteinander tuscheln, im Freundeskreis Selfies geschossen werden oder Kinder gemütlich mit ihren Eltern und Geschwistern kuscheln, ist eine Kopflaus-Wanderung von einem Wirt zum anderen kaum zu verhindern. Wichtig deshalb, bei Kopflausbefall im näheren Umfeld immer auch das eigene Haupt – und die Köpfe aller Familienmitglieder – sehr genau zu untersuchen.

Da Kinder beim Spielen wesentlich häufiger dichten Körperkontakt haben als Erwachsene, sind sie auch öfter von Kopflausbefall betroffen als die Großen. Statistiken zufolge tummeln sich die Parasiten auf den Köpfen der 5- bis 13-Jährigen überproportional häufig, auf Mädchenköpfen öfter als bei Jungen. Das liegt vermutlich daran, dass Mädchen ihre Köpfe meist enger zusammenstecken als Jungen. Hinzu kommt, dass sich die Parasiten im oft langen, dichten Mädchenhaar viel besser verstecken können als auf Jungenköpfen. Keine Hinweise gibt es jedoch darauf, dass Kopfläuse sich eher zum weiblichen Geschlecht hingezogen fühlen.

Grundsätzlich sind die winzigen Krabbeltierchen bei der Wahl ihres Zuhauses ohnehin alles andere als wählerisch: Egal ob langes oder kurzes, blondes oder dunkles, gelocktes oder glattes Haar – jeder Kopf ist den Parasiten willkommen. Auch auf frisch gewaschenem Haar fühlen sich die ungebetenen Gäste pudelwohl – der wohl beste Beweis dafür, dass Kopflausbefall nichts mit mangelnder Hygiene zu tun hat. Und das bedeutet auch: Wer sich Kopfläuse „eingefangen“ hat, hat überhaupt keinen Grund, sich zu schämen.

Ohne Blut kein Überleben Die Übertragung von Kopfläusen über Gegenstände wie Bürsten, Kopfkissen oder Kuscheltiere spielt – im Gegensatz zu einem immer noch weit verbreiteten Irrglauben – nur eine untergeordnete Rolle und ist eher unwahrscheinlich. Warum das so ist, lässt sich recht leicht erklären: Die winzigen Insekten sind etwa alle vier Stunden auf eine Blutmahlzeit angewiesen, ohne diese Nahrung trocknen sie relativ schnell aus. Fern des Kopfes und ohne weitere Blutaufnahme sterben die Tierchen meist innerhalb von 30 Stunden, in Einzelfällen können sie bis zu 55 Stunden überleben. Weil die Läuse regelmäßig Blut saugen müssen, verlassen die cleveren Tierchen ihren natürlichen Lebensraum nicht freiwillig, um die Umgebung zu erkunden.

Das erklärt, warum sich Kopfläuse in aller Regel weder auf Kopfkissen verirren, noch auf Kuscheltieren oder Polstermöbeln herumkrabbeln. Möglich, aber eher selten ist ein Hängenbleiben an Bürste oder Kamm, denn mit den hakenförmigen Krallen an ihren Beinen können sich die Insekten hervorragend auf der Kopfhaut und am Haar festhalten. Das alles bedeutet: Eine Übertragung von lebens- und vermehrungsfähigen Kopfläusen über Mützen, Bürsten und Co. ist zwar nicht 100-prozentig auszuschließen, spielt in der Praxis aber so gut wie keine Rolle. Für Ihre Kunden bedeutet das: Völlig übertriebene Putz- und Reinigungsaktionen in der ganzen Wohnung sind nicht nur zeitraubend und kräftezehrend, sondern auch nutzlos und überflüssig.

Vorsicht, Fehlerquellen!
Bei der Anwendung von Präparaten gegen Kopflausbefall kommt es häufig zu Fehlern, die den Behandlungserfolg gefährden. Wichtig, dass Sie typische Anwendungsfehler kennen und Ihre Kunden im Beratungsgespräch darauf hinweisen.
+ Zu kurze Einwirkzeit: Das Präparat wird zu früh ausgewaschen und kann nicht lange
   genug einwirken.
+ Zu geringe Menge: Das Mittel wird zu sparsam aufgetragen, sodass nicht alle Haare
   vollständig damit bedeckt werden.
+ Zu starke Verdünnung: Das Präparat wird in triefend nassem Haar aufgetragen und der 
   Wirkstoff gegebenenfalls zu stark verdünnt.
+ Handtuch um den Kopf: Während der Einwirkzeit wird ein Handtuch um den Kopf
   gewickelt, weil der Anwender glaubt, das Mittel könne dann noch intensiver wirken.
   Ein Irrtum: Der Wirkstoff landet dann im Frotteetuch – und nicht unbedingt in
   ausreichender Menge in den Haaren.
+ Ungleichmäßige Verteilung: Das Mittel wird nicht gleichmäßig im Haar verteilt und
   kann deshalb nicht überall wirken.
+ Keine Wiederholung: Die zwingend erforderliche Wiederholungsbehandlung wird nicht 
   durchgeführt.
+ Falscher Zeitpunkt: Die zweite Behandlung findet zu früh oder zu spät statt.

Läusen auf die Schliche kommen Wenn in der Kita oder Schule „Läusealarm“ herrscht, möchten Eltern natürlich wissen, ob das eigene Kind – und mit ihm womöglich auch der Rest der Familie – betroffen ist. Juckreiz auf dem Kopf liefert einen Hinweis auf Kopflausbefall. Doch auch, wenn das Kind nicht darunter leidet, ist eine genaue Inspektion des Hauptes unbedingt ratsam. Sehr intensiv sollten dabei der Bereich hinter den Ohren sowie die Schläfen- und Nackenregion unter die Lupe genommen werden. Da Läuse, wie bereits beschrieben, jedoch flink und winzig-klein sind, ist es nicht leicht, sie mit bloßem Auge zu erkennen.

Ein noch recht geringer Befall und dichtes, lockiges Haar erschweren es, die Tierchen durch reines „auf den Kopf gucken“ zu entdecken. Um den Ektoparasiten dennoch sicher auf die Spur zu kommen, hat sich folgende Methode der systematischen Kopfkontrolle bewährt: Eine Pflegespülung ins nasse Haar geben und dann mit einem speziellen Läusekamm aus dem Apothekensortiment Strähne für Strähne vom Ansatz bis zu den Haarspitzen durchkämmen. Die Pflegespülung erleichtert nicht nur das Durchkämmen mit dem sehr engzinkigen Spezialkamm, sondern erschwert es den Läusen auch, zu entkommen.

Wird der Läusekamm zwischendurch immer wieder auf einem Küchenpapier ausgestrichen, sind Läuse und Larven auf dem weißen Untergrund gut zu erkennen. Wichtig zu wissen: Normalerweise sind Kopfläuse gräulich, nach einer Blutmahlzeit nehmen sie jedoch einen rötlichen Farbton an. Die Nissen erinnern optisch an Kopfschuppen, haften jedoch fest am Haar.

Die Plage beenden Steht die Diagnose „Kopfläuse“ fest, geht kein Weg daran vorbei, die ungebetenen Gäste konsequent und fachgerecht zu vertreiben. Denn von selbst verschwinden die Tierchen nicht wieder! Für die Behandlung eignen sich unterschiedliche Kopflausmittel, sogenannte Pedikulozide, bei denen es sich um Arzneimittel oder Medizinprodukte handelt. Schon seit langem zum Einsatz kommen Insektizide, die auf das Nervensystem der Läuse wirken und diese so töten. Diese neurotoxischen Lokaltherapeutika enthalten Wirkstoffe wie Pyrethrum (Extrakt aus der Chrysanthemen-Blüte), Permethrin und Allethrin und gelten insgesamt als sichere Arzneimittel.

Problematisch ist allerdings, dass Kopfläuse gegen manche Wirkstoffe im Laufe der Zeit Resistenzen entwickelt haben, was die Wirksamkeit der Präparate beeinträchtigen kann. Eine Alternative zu klassischen Insektiziden sind Präparate auf Basis von Siliconölen. Bewährt haben sich Medizinprodukte mit dem Wirkstoff Dimeticon. Das Wirkprinzip ist physikalischer Natur: Dimeticone, die sehr gut auf Oberflächen spreiten können, verschließend die Atemöffnungen der Parasiten, wodurch sie ersticken. Durch den rein physikalischen Wirkmechanismus ist eine Bildung von Resistenzen nicht zu erwarten. Wichtig ist im Beratungsgespräch der Hinweis, dass viele Produkte leicht entflammbar sind.

Während der Behandlung müssen sich Kopflaus-Geplagte daher unbedingt von Zündquellen wie zum Beispiel Zigaretten, Föhn und Kerzen fernhalten. Darüber hinaus sind Präparate auf pflanzlicher Basis erhältlich, etwa mit Kokosnussöl oder Extrakten aus den Samen des Neem-Baumes, die die Läuse ebenfalls ersticken. Kritiker bemängeln, dass Studien über die Wirksamkeit pflanzlicher Läusemittel oft fehlen. Theoretisch ist es auch möglich, Kopfläuse rein mechanisch durch feuchtes Durchkämmen loszuwerden. Diese recht mühsame und langwierige Methode reicht aber als alleinige Maßnahme nicht unbedingt, um alle Parasiten zuverlässig zu beseitigen. Der Grund, warum Experten das nasse Auskämmen nur als ergänzende Maßnahme – und nicht als alleinige Therapie – empfehlen.

Wichtig ist es vor der Behandlung stets, die Gebrauchsanweisung des Pedikulozids gründlich zu studieren. Im Beratungsgespräch sollten Sie als PTA immer nachfragen, für wen das Präparat gekauft wird und Kontraindikationen im Blick behalten. So dürfen bestimmte Lokaltherapeutika beispielsweise nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden, auch Allergien, Unverträglichkeiten und bestimmte Erkrankungen (z. B. das seltene MCS-Syndrom, eine mehrfache Chemikalienüberempfindlichkeit) sind zu berücksichtigen. Für Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter sowie Schwangere und Stillende empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), vor der Behandlung ärztlichen Rat einzuholen.

Lästige Verwandtschaft
Filz- und Kleiderlaus sind entfernte Verwandte der Kopflaus. Diese Insekten gehören ebenfalls zur Familie der Menschenläuse. Filzläuse, auch Schamläuse und – weit weniger vornehm – „Sackratten“ genannt, sind ein bis zwei Millimeter große, blutsaugende Parasiten, die sich gerne in den Schamhaaren des Genitalbereichs, in Achsel-, Brusthaaren und gelegentlich in den Wimpern einnisten. Durch engen Körperkontakt, vor allem beim Geschlechtsverkehr, erfolgt die Übertragung von Mensch zu Mensch. Eine Übertragung ist auch durch gemeinsam benutzte Bettwäsche und Handtücher möglich. Klassisches Symptom eines Filzlaus-Befalls ist starker Juckreiz. Steht die Diagnose fest, können die Parasiten mit laustötenden Präparaten unschädlich gemacht werden. Eine Partnerbehandlung ist ebenso erforderlich wie spezielle Hygienemaßnahmen. Kleiderläuse, auch als Körperläuse bekannt, sind etwa vier Millimeter große, weißliche bis braun gefärbte Ektoparasiten. Die Kleiderlaus haust bevorzugt in eng am Körper anliegender Kleidung. Hygienedefizite, etwa ein seltener Kleidungswechsel oder eine unzureichende Körperreinigung, können einen Befall mit den ungebetenen Gästen begünstigen. Die Parasiten können insbesondere in den Tropen Krankheiten auf den Menschen übertragen, etwa das bakterielle Fleckfieber. Bei uns kommt die Kleiderlaus zum Glück nur noch recht selten vor.

Behandlung nach Plan Um Kopfläuse effektiv und dauerhaft zu vertreiben, wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) grundsätzlich zu einer systematischen Therapie in mehreren Behandlungsschritten geraten. Der Grund: Zwar wirken die meisten zugelassenen Pedikulozide sehr gut gegen adulte Parasiten und die etwas kleineren Läuselarven, jedoch nicht so zuverlässig gegen die Läuseeier. Dadurch ist es keine Seltenheit, dass nach erfolgreicher Erstbehandlung noch Larven nachschlüpfen – und die Vermehrung der lästigen Mitbewohner auf dem Haupt aufs Neue beginnt. Nur eine Wiederholungsbehandlung kann diesen Kreislauf zuverlässig unterbrechen. Folgendes Behandlungsschema berücksichtigt den Entwicklungszyklus von Kopfläusen und ist deshalb der Goldstandard:

  • Tag 1 – Behandlung mit einem Pedikulozid und anschließendes nasses Auskämmen.
  • Tag 5 – nasses Auskämmen, um früh geschlüpfte Larven zu entfernen.
  • Tag 8, 9 oder 10 – zweite Behandlung mit dem Läusemittel, um spät geschlüpfte Larven abzutöten, anschließendes nasses Auskämmen.
  • Tag 13 – Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen.
  • Tag 17 – eventuell letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen (vor allem bei starkem Befall zu empfehlen). Nissen kleben mitunter recht fest im Haar und lassen sich nur schwer entfernen. Faustregel: Sind die weißlichen Eihüllen weiter als einen Zentimeter von der Kopfhaut entfernt, sind sie schon mit herausgewachsen und in aller Regel leer, so dass keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht.


Nur nicht übertreiben
Da eine Übertragung von Kopfläusen über Gegenstände unwahrscheinlich ist, sind Maßnahmen wie Putzen und Wäschewaschen zweitrangig. Sinnvoll ist es sicherheitshalber jedoch, Kämme und Bürsten mit Seifenlösung zu reinigen und Handtücher, Bettwäsche und Wäsche des von Kopflausbefall betroffenen Familienmitglieds bei mindestens 60 Grad Celsius zu waschen. Gegenstände wie Mützen und Kuscheltiere, die mit dem Kopfhaar in Berührung gekommen sind, können für drei Tage in einer verschlossenen Plastiktüte aufbewahrt werden. Länger überleben Kopfläuse ohne Nahrung nicht!

Überflüssig ist es in jedem Fall, einen Großputz zu starten, den Haushalt zu desinfizieren oder gar Insektizide anzuwenden. Natürlich möchten Eltern wissen, wann ihr Kind wieder in die Kita oder Schule gehen kann. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass Gemeinschaftseinrichtungen erst dann wieder aufgesucht werden dürfen, wenn keine Übertragungsgefahr mehr zu befürchtet ist. Das ist in der Regel nach einer sorgfältigen Behandlung mit einem geeigneten Pedikulozid in Kombination mit nassem Auskämmen der Fall.

Andrea Neuen, Freie Journalistin

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/17 ab Seite 56.

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