Fahrradunfall © Ingram Publishing / Thinkstock
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Sportverletzung

SCHMERZHAFTER AUFTRITT

Nicht immer bleibt das Sporttreiben ohne Folgen: Athleten ziehen sich etwa Verstauchungen oder Prellungen zu. PTA und Apotheker müssen erkennen, wann die Grenzen der Selbstmedikation erreicht sind.

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Sportpause garantiert Frakturen kommen oft im Rahmen von Ballsportarten mit intensivem Körperkontakt sowie bei Individualsportarten wie Reiten, Skifahren oder beim Turnen vor. Auch bei Stürzen mit dem Fahrrad oder beim Inlineskaten stützen sich viele Personen reflexartig mit dem Unterarm ab, was zu Knochenbrüchen führen kann. Je nach Art der Bruchstelle unterscheidet man Quer-, Schräg-, Spiral- oder Trümmerbrüche. Durchdringt das gebrochene Ende des Knochens die Haut, spricht man von einem offenen Bruch.

Grundsätzlich verursachen Frakturen starke Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse. Eine ärztliche Untersuchung ist bei dem Verdacht auf einen Bruch dringend erforderlich, in vielen Fällen ist es sogar notwendig, einen Notarzt zu verständigen. Prinzipiell kann eine Fraktur entweder konservativ (z. B. mit einem Gips oder einer Schiene) oder operativ behandelt werden. In jedem Fall ist es wichtig, dem Körper die nötige Zeit zu geben, den entstandenen Schaden selbst wieder zu reparieren.

Schock-Diagnose Einer der häufigsten Knochenbrüche der unteren Extremitäten beim Sport stellt die Sprunggelenksfraktur dar. Sie resultiert häufig aus Unfällen beim Laufen oder Springen, bei denen Betroffene mit dem Fuß umknicken oder sich den Knöchel verdrehen. Manchmal sind es auch Stürze aus der Höhe oder Drehstürze beim Skifahren, welche den Bruch verursachen. Es gibt drei Ausprägungsstufen einer Sprunggelenksfraktur (Weber A, B und C), wobei das Ausmaß der Verletzung von A nach C steigt. Die jeweilige Klassifikation ist abhängig von der Lage des Bruchs im Verhältnis zur bindegewebigen Verbindung zwischen Schien- und Wadenbein (Syndesmose). Bei einer Weber-A-Fraktur ist die Syndesmose nicht geschädigt, während diese bei einer Weber- B-Fraktur teilweise beeinträchtigt ist. Liegt die Bruchstelle über der (ebenfalls verletzten) Syndesmose spricht man von einer Weber-C-Fraktur.

Aufgerissen Wunden auf der Haut gehören zum Sport leider dazu. Stürze mit dem Rad, den Inlineskates oder bei Ballspielen führen häufig zu oberflächlichen Schürfverletzungen. Sie sind meist mit Erde oder Staub verschmutzt und dürfen, im Gegensatz zu tieferen Wunden, mit sauberem Leitungswasser gereinigt werden. Anschließend ist es ratsam, ein Desinfektionsmittel auf die betroffenen Stellen aufzutragen. Stecken größere Splitter oder Steinchen in der Wunde, sollten Betroffene einen Arzt konsultieren und die Fremdkörper entfernen lassen.

Außerdem ist in diesem Fall zu überprüfen, ob ausreichend Impfschutz gegen Tetanus besteht. Nach der Erstversorgung empfiehlt es sich, die Verletzung mit einer Wundheilsalbe (z. B. mit dem Wirkstoff Dexpanthenol) zu behandeln. Durch schlechtes und zu enges Schuhwerk bilden sich unter Umständen Blasen. Sportler können vorbeugend problematische Hautstellen (z. B. die Ferse) vor dem Wettkampf und dem Training mit Tape abkleben. Ist es bereits zur Blasenbildung gekommen, schaffen Blasenpflaster Abhilfe. Diese können auch vorbeugend auf prädisponierte Stellen geklebt werden.

Hilfe bei Sportverletzungen Empfehlen Sie Kunden, die regelmäßig Sport treiben, beim Training sowie beim Wettkampf Kühlkompressen oder Kältesprays griffbereit aufzubewahren, sodass Verletzte im Falle eines Sportunfalls unverzüglich mit dem Kühlen der betroffenen Stelle beginnen können. Eis und Kältepacks dürfen allerdings nicht direkt auf die Haut gelegt werden, weil dann Erfrierungen drohen. Zusätzlich ist es sinnvoll, Schmerzsalben und -gele (z. B. mit Diclofenac oder Ibuprofen) in der Hausapotheke vorrätig zu halten.

Bei sehr starken Schmerzen nach Sportunfällen können die Wirkstoffe auch zur systemischen Therapie über einen kurzen Zeitraum eingesetzt werden. Darüber hinaus lindern Salben mit pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Beinwellwurzel oder Arnika Beschwerden, die mit Prellungen und Verstauchungen einhergehen. Salben oder Gele mit Heparin (Dosierung am besten 60 000 bis 180 000 Internationale Einheiten) helfen dabei, Schwellungen und Blutergüsse zu reduzieren. Die Substanz unterbricht die Blutgerinnungskaskade an verschiedenen Stellen und hat eine schnellere Auflösung der blauen Flecken zur Folge.

Enzymtherapie Präparate mit pflanzlichen oder tierischen Enzymen steuern entzündliche Abläufe und unterstützen den Selbstheilungsprozess des Organismus. Durch ihren positiven Einfluss auf den Entzündungsverlauf eignen sie sich zur Soforthilfe bei Verletzungen jeglicher Art. Enthalten sind folgende Wirkstoffe: Bromelain, das Enzym aus der Ananas, vermindert Ödeme, während Trypsin, gewonnen aus den Bauchspeicheldrüsen von Säugetieren, die Fließeigenschaften des Blutes optimiert. Anders als klassische Analgetika sind sie sehr gut verträglich und somit auch zur Langzeitanwendung bei chronischen Erkrankungen indiziert. Vorteilhaft ist, dass Enzympräparate die Entzündungsreaktion nicht unterdrücken, sondern die Selbstheilungskräfte aktivieren und den Heilungsprozess beschleunigen.

Homöopathika Schon berühmte Sportärzte wie Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt oder Professor Peter Billigmann haben ihre Patienten unter anderem mit Homöopathika behandelt. Auch für Hobbysportler mit Zerrungen, Prellungen, Entzündungen oder degenerativen Erkrankungen sind homöopathische Zubereitungen eine Alternative. Nach Sportunfällen ist etwa die sofortige Einnahme von Arnika- Globuli D6 sinnvoll. Für den Einsatz von Arnika existiert ein klar definiertes Verletzungsmuster und zwar trägt das Homöopathikum bei stumpfen Verletzungen mit Hämatomen zur Linderung bei. Klassische Indikationen sind Zerrungen, Prellungen oder Quetschungen. Darüber hinaus kommen auch Mittel wie Hypericum perforatum, Bellis perennis oder Ruta graveolens bei Sporttraumata zur Anwendung.

NSAR im Sport Nichtsteroidale Antirheumatika spielen im Rahmen der sportmedizinischen Behandlung eine zentrale Rolle, da hauptsächlich Bagatellverletzungen den Athleten die Teilnahme an Sportveranstaltungen erschweren oder diese gar verhindern. Wissenschaftliche Arbeiten (insbesondere der FIFA Fußballweltmeisterschaften, aber auch im Breitensport) zeigen erschreckenderweise, dass jeder dritte Sportler vor den Wettkämpfen schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkstoffe benötigt, im Freizeitsport findet die Einnahme zudem häufig ohne ärztliche Kontrolle statt.

NSAR hemmen das Enzym Cyclooxygenase (COX-1 und COX-2), welches an der Synthese von Prostaglandinen beteiligt ist. Die Blockierung führt zu einer Unterbrechung der Entzündungsreaktion sowie zu einer Linderung der Schmerzen. Zu den Wirkstoffen dieser Gruppe zählen Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, ASS und COX-2-Hemmer wie Etoricoxib oder Celecoxib. In hohen Dosierungen können die Arzneimittel im Gastrointestinaltrakt Schleimhautläsionen verursachen, die wiederum zur Ulkusentwicklung beitragen.

ERSTE HILFE-SET FÜR SPORTLER

Neben den bereits erwähnten Kühlkompressen und Sportsalben sollten Athleten für Training und Wettkampf stets über verschiedene Präparate verfügen:
+ Desinfektionsmittel
+ Pflaster
+ Mullbinden sowie elastische Binden
+ Orale Analgetika.

Wärmetherapie Auch Wärme kann ein probates Mittel bei der Therapie von Sportverletzungen sein. Die Erstbehandlung erfolgt zwar mit Kälte, doch nach kurzer Zeit und abhängig von der jeweiligen Indikation kann die Behandlung mit Wärme fortgesetzt werden. Folgende Effekte werden dadurch angestrebt:

  • Reduktion von Schmerzen (Muskulatur, Gelenke, Bindegewebe)
  • Verminderung von Muskelkater
  • Linderung von Verspannungen
  • Beschleunigung von Heilungsprozessen
  • Förderung der Durchblutung.

Wärme gilt als wirksamer Faktor, um den Teufelskreis aus „Schmerz – Verspannung – noch mehr Schmerzen“ zu unterbrechen. Anwendungen sind mit Wärmepackungen, Wärmepflastern oder speziellen, durchblutungsfördernden Salben möglich. Die Präparate enthalten etwa Capsaicinoide des Cayennepfeffers, deren Hauptbestandteil das Capsaicin ist. Diese stimulieren spezifische Rezeptoren und rufen einen Hitze- und Schärfereiz hervor, sodass Neuropeptide wie die Substanz P ausgeschüttet werden. Sie fördern die Freisetzung verschiedener Entzündungsmediatoren wie Bradykinin, Histamin und Prostaglandine. Folglich wird das Gewebe vermehrt durchblutet und erwärmt.

Genetic Profiling Warum sind manche Sportler häufiger oder schwerer von Muskelverletzungen betroffen als andere? Warum heilen die Traumata bei einigen Personen schneller aus und bei anderen langsamer? Forscher vermuten, dass die Ursache in der genetischen Konstitution liegen könnte. Beim sogenannten Genetic Profiling soll die DNA von Leistungssportlern untersucht werden, um etwa eine sportliche Leistungsfähigkeit sowie die Verletzungsanfälligkeit in den Genen aufzuspüren und durch Modifikation des Trainings oder der ausgeübten Sportart beeinflussen zu können.

Bislang wurden in Studien zwei Gene identifiziert, die eine herausragende Bedeutung in Bezug auf die Art der sportlichen Leistungsfähigkeit zu haben scheinen. Inwieweit die Erkenntnisse allerdings nutzen, ist noch fraglich, denn neben den Genen wirken auch Umweltfaktoren wie Stress, Ernährung, Training, Klima, Möglichkeiten der Regeneration oder die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Sportart auf die Athleten ein.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/17 ab Seite 56.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

„Schmerzhafter Auftritt”

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