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Giftpflanzen

SADEBAUM

Der Sadebaum ist aufgrund seiner toxischen Eigenschaften auch als Giftwacholder bekannt und wurde über viele Jahrhunderte hinweg als Abortivum eingesetzt.

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Er ist in Nordasien, im Nordwesten Afrikas sowie in Süd- und Mitteleuropa beheimatet und bevorzugt milde, sonnige Lagen auf steinigen Böden. Bei uns ist Juniperus Sabina L. vor allem im Süden Deutschlands an exponierten Südlagen anzutreffen und wird auch in Gärten und Parks als Zierstrauch angepflanzt. Der Sadebaum ist ein bis zu 300 Zentimeter hoch werdender, niederliegender Strauch oder kleiner Baum aus der Familie der Zypressengewächse , die der Gattung Wacholder (Juniperus) zuzuordnen ist.

Stinkendes Zypressengewächs Juniperus Sabina L. besitzt dachziegelartig anliegende Blätter, die auf ihrer Rückseite eingesenkte Öldrüsen besitzen. Bei jungen Pflanzen sind die Blätter zunächst nadelförmig, später dann schuppenartig geformt. Zwischen April und Mai erscheinen am Ende der Zweige eher unauffällige grünlich- gelbe Blüten. Im Herbst oder nächsten Frühjahr reifen erbsengroße, beerenförmige Zapfen mit jeweils ein bis vier Samen heran.

Zunächst sind die fleischigen Beeren grün, im reifen Zustand dann blauschwarz und oft bereift. Das Zypressengewächs verströmt einen unangenehmen, intensiven Geruch, der ihm im Volksmund den Namen Stinkwacholder oder Stinkholz eingebracht hat und mit dem es von ähnlichen Arten wie beispielsweise dem Gemeinen Wacholder zu unterscheiden ist.

Giftiges ätherisches Öl Die ganze Pflanze, vor allem die Zweigspitzen sind sehr stark giftig, das heißt eine Gefährdung ist schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen möglich. Die tödliche Dosis beträgt sechs Tropfen des ätherischen Öls oder 5 bis 20 Gramm Zweigspitzen. Bereits ein Gramm dieser kann zu Vergiftungen führen. Verantwortlich dafür ist sein ätherisches Öl mit den Terpenderivaten Sabinen, Sabinol und Sabinylacetat, wobei die eigentlichen Giftstoffe die im Organismus aus ihnen gebildeten Peroxide sind. Sie haben eine starke Reizwirkung auf den Gastrointestinaltrakt und das Nierenepithel.

Als Erscheinungen treten zunächst starker Speichelfluss, Erbrechen, Durchfall und Krämpfe auf. Später können je nach Schwere der Intoxikation Herz- und Kreislaufprobleme, blutiger Urin und Lähmungserscheinungen folgen. Schließlich kommt es zu Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit und schließlich zum Tod, wenn die Lähmung auf die zentrale Atmung übergreift.

Heil- und Giftwirkung Das Sabinen-haltige ätherische Öl des Sadebaumes erzeugt auf die Haut aufgetragen Blasen und einen ausgeprägten Gewebeschaden. Aufgrund dieser stark hautreizenden, nekrotischen Wirkung wurde es früher zu Behandlung von Warzen und Feigwarzen (Kondylomen) eingesetzt. Eine andere, schon seit der Antike gängige Indikation war die Verwendung als Abtreibungsmittel, worauf sowohl der Gattungs- als auch der Artname Bezug nehmen sollen.

HOMÖOPATHISCHES MITTEL
Heute ist die medizinische Verwendung lediglich noch in der Homöopathie üblich. Dafür kommen die frischen, noch unverholzten Zweigspitzen mit den Blättern überwiegend bei Frauenleiden zum Einsatz. Als Anwendungsgebiete gelten Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, der Nieren und der ableitenden Harnwege sowie des Stütz- und Bewegungsapparates. Die Urtinktur und Verdünnungen bis zur dritten Dezimalverdünnung sind verschreibungspflichtig.

So soll der lateinische Gattungsname Juniperus auf die lateinischen Wörter juvenis = jung und parere = gebären zurückzuführen sein, was sich zum einen auf die immergrünen und damit jugendlich aussehenden Blätter und zum anderen auf die schon bei den alten Römern gängige Verwendung der Pflanze als Abtreibungsmittel beziehen soll.

Letztere Annahme wird noch dadurch untermauert, dass die Pflanze bei den Römern Herba Sabina hieß, da sie bei ihren Nachbarn, den Sabinern, als Abortivum genutzt wurde. Aus diesem Grunde hat auch Linné der Pflanze den Artnamen sabina gegeben und ebenso die deutsche Bezeichnung Sadebaum und der Volksname Seviebaum entstanden in seiner Anlehnung.

Tödliches Abortivum Bereits Dioscurides, Plinius und Galen erwähnten ihn in ihren Schriften zur Fruchtaustreibung. Später führten die Kräuterbücher des Mittelalters den Sadebaum zur Herstellung von Abtreibungsgetränken auf und noch bis im 20. Jahrhundert galt Juniperus Sabina L. als das gebräuchlichste pflanzliche Abortivum, was sich auch in den volkstümlichen Bezeichnungen Jungfernpalme, Mägdebaum oder Kindertod widerspiegelt.

Die abortive Wirkung ist auf die starke Hyperämie der Beckenorgane zurückzuführen. Allerdings war seine Anwendung mit einem erheblichen Risiko für das Leben der Schwangeren verbunden. Wegen der starken Toxizität der Pflanze kam es häufig nicht nur zum Abtöten der Frucht, sondern es waren vielfach auch unbeabsichtigte Todesfälle bei den Frauen zu beklagen.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 08/14 ab Seite 64.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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