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Länder und Ihre Sitten

RÜLPSEN ERWÜNSCHT

Das Land ist bekannt durch seine Bollywood-Filme, den Hinduismus, seine bunten Farben und Spiritualität: Indien. Man kann sich während einer Reise kräftig blamieren, aber auch vieles richtig machen.

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In Indien spielt das System der Kaste immer noch eine sehr große Rolle. Menschen einer solchen Kastengesellschaft werden nach Alter, Geschlecht, Beruf und Religion in eine bestimmte Schublade geschoben. Offiziell ist das System zwar passé, aber in der Realität sieht das anders aus. Warum fragen sich viele. Da das Kastensystem dem Hinduismus entsprungen ist und die überwiegende Zahl der Inder sehr religiös ist, ist das System überall zu finden. Und was bedeutet das konkret? In einem Land mit etwa 1,2 Milliarden Einwohnern sind vor allem Priester sehr geachtet, auch ältere Menschen haben einen hohen Stellenwert. Kinder werden vor allem als Zukunftssicherung angesehen, wobei Jungen deutlich über Mädchen stehen.

Insgesamt ist ein großes Gefälle zwischen Mann und Frau in diesem Land zu spüren. Die meisten Menschen leben mit rund 18,5 Millionen Einwohnern in Mumbai. Die Hauptstadt Neu-Delhi kommt in der Bevölkerungsdichte gleich an zweiter Stelle. Der größte Teil aller Inder spricht Hindi. Es gibt allerdings noch eine Vielzahl weiterer Sprachen und Dialekte, sodass es auch vorkommen kann, dass sich Inder untereinander kaum oder gar nicht verständigen können. Indien ist ein Land der tausend Kontraste. Aber wie genau kann man sich nun gut auf die Gepflogenheiten vorbereiten?

Bloß nicht die linke Hand In Indien gilt die linke Hand als unrein. Aus diesem Grund benutzt man sie nicht zum Überreichen von Dingen. Man gibt beispielsweise dem Geschäftspartner ausschließlich die rechte Hand. Wenn überhaupt wird sie zur Reinigung auf der Toilette benutzt. Wer dennoch 

versucht, jemandem die linke Hand zu geben oder Speisen weiterzuleiten, riskiert zumindest böse Blicke. Die typische Begrüßung in Indien sieht vor, die Hände vor der Brust zu falten und eine kurze Verbeugung zu machen. Der traditionelle indische Gruß ist dabei „Namaste“, was so viel wie „Guten Tag“ bedeutet. Ist man sich allerdings in der Ausführung dieses traditionellen Grußes nicht sicher, sollte man doch eher auf den klassischen Handschlag zurückgreifen, der vor allem in Touristenregionen bekannt ist. Denn, macht man etwas falsch, könnte man sein Gegenüber eventuell auch beleidigen und das wäre kein guter Start in den Urlaub. Natürlich gibt es auch bei der Begrüßung ein Rangsystem.

Der höher gestellte wird vor dem niedrigeren Rang gegrüßt, was so viel heißt wie: Ältere werden vor Jüngeren und Männer vor Frauen gegrüßt. Der Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Mann und Frau in der Öffentlichkeit wird nicht gern gesehen und ist tabu. Laufen einem allerdings zwei Männer entgegen, die sich an den Händen halten, braucht man nicht auf falsche Gedanken zu kommen, denn das gilt in Indien als Zeichen der Freundschaft.

BITTE LÄCHELN
In Indien ist das Fotografieren von militärischen und öffentlichen Anlagen wie beispielsweise Bahnhöfen oder Brücken verboten. Des Weiteren darf bei religiösen Zeremonien, in Tempeln oder archäologischen Stätten ebenfalls nicht die Kamera herausgeholt werden. Und das, obwohl sich die Inder sehr gerne fotografieren lassen. Unbedingt immer vor dem Knipsen das Einverständnis einholen.

Man kann sich auch mal irren Der Sitz der Seele ist in Indien der Kopf. Daher sollte man es tunlichst vermeiden, einem Kind über den Kopf zu streicheln beziehungsweise einen Erwachsenen oberhalb des Halses zu berühren. Wenn bei uns jemand mit dem Kopf nickt, dann heißt das umgangssprachlich für uns „ja“. In Indien ist das anders. Schüttelt nämlich dieser den Kopf, heißt es nicht wie bei uns üblich „nein“. Je länger der Kopf hin und her geschwungen wird, umso größer ist die Aufmerksamkeit des Gegenübers.

Inder sind gastfreundlich und kommunikativ. Statt einem Danke schenken sie einem oft ein breites Lächeln.

Immer auf die Uhr schauenIn Indien feiert man gerne Feste. Wird man eingeladen, sollte man, wenn möglich, nicht ablehnen und auch kein Gastgeschenk mitbringen. Zudem sollte man pünktlich sein, auch wenn es die Inder selbst gerne mal anders handhaben. Wichtig ist vor allem auch, die Schuhe vor dem Betreten des Hauses auszuziehen und sich vor dem Essen die Hände zu waschen. Denn es ist üblich, in Indien mit den Händen zu essen. Sollten feuchte Tücher zum Essen gereicht werden, sind diese ausschließlich zum Reinigen der Hände gedacht. Das Essen beginnt in der Regel aber erst sehr spät. Wem schon einmal hungrig warten musste, sollte beim nächsten Mal einfach vorab einen kleinen Snack zu sich nehmen, bevor er zur Feier aufbricht.

Während wir nach dem Essen noch gemütlich zusammensitzen und plaudern, sollte man sich in Indien nach dem Dessert auf den Heimweg machen. Ein längeres Verweilen wird als unhöflich betrachtet. In Sachen Tischsitten gehen die europäischen und die indischen Ansichten schon ein bisschen auseinander. Während man bei uns eher Kopfschütteln und böse Gesichter erntet, wenn man nach dem Essen rülpst oder sich intensiv versucht, den Rachen zu reinigen, gehört das für Inder zum Alltag dazu. Weniger lustig finden es die Einheimischen allerdings, wenn man sich während des Essens in ein Taschentuch schnäuzt, worüber wir Europäer doch eigentlich gar nicht nachdenken, oder?

Bitte richtig anziehenAuf saubere, faltenfreie und gute Kleidung wird in Indien sehr viel Wert gelegt. Frauen sollten nicht zu viel Haut zeigen, Schultern und Beine sind meist bedeckt, da eine zu offenherzige Kleidung als anstößig gesehen wird. Touristen sollten davon absehen, landestypische Kleidung zu tragen, sondern sich lieber in den gewohnten Shorts, T-Shirts und Sandalen zeigen. Bevor man eine Tempelanlage oder eine Wohnung betritt, müssen die Schuhe ausgezogen werden. Jetzt noch ein kleiner Tipp in Sachen Straßenverkehr. Indische Autos gelten oft nicht als verkehrssicher. Also am besten nur von einheimischen Fahrern kutschieren lassen. Und auch als Fußgänger sollte man immer die Augen offen halten. Denn die Autos halten nicht automatisch an, wenn sie einen Fußgänger sehen. Was auf jeden Fall immer funktioniert, ist die Hupe. Also nicht erschrecken, wenn Sie das erste Mal über indische Straßen schlendern.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/17 ab Seite 50.

Nadine Scheurer, Redaktion

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